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  • Toxische Chefs So kontern Sie verbale Attacken im Job
    Wer persönlich angegriffen wird, neigt zu einer emotionalen Reaktion. Wie bleibt man sachlich? Karriereberater Martin Wehrle nennt entwaffnende Sätze – und verrät drei Tricks, wie man sie souverän anwendet.
    26.04.2023, 19.45 Uhr
    Artikel zum Hören•6 Min

    Foto: iStockphoto / Getty Images

    Was tun Sie, wenn Sie persönlich angegriffen werden? Wenn Sie jemand diffamiert oder beleidigt, statt sachlich mit Ihnen zu sprechen?
    Martin Wehrle
    Martin Wehrle

    Jahrgang 1970, war Manager, bevor er Karriereberater wurde. Er hat ein halbes Dutzend SPIEGEL-Bestseller geschrieben, heute erscheint: »Wenn jeder dich mag, nimmt keiner dich ernst.« An seiner Akademie bildet er Karrierecoaches aus.
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    Schauen wir uns folgenden manipulativen Dialog an. Achten Sie darauf, mit welchen Mitteln der Geschäftsführer gegenüber seiner Mitarbeiterin agiert:

    Die Mitarbeiterin sagt: »Ich möchte einen Betriebsrat einführen, der die Interessen von uns Mitarbeitern vertritt. Ein solcher Betriebsrat steht uns zu.«

    Der Geschäftsführer antwortet: »Sie wollen doch nur Ihren eigenen Kopf retten! Sie standen schon zweimal kurz vor der Entlassung.«

    »Was erlauben Sie sich! Das stimmt doch nicht. Ich setze mich für einen Betriebsrat im Namen der Kollegen ein.«

    »Im Namen der Kollegen? Na, die werden sich bedanken! Sie sollten mal hören, was die über Sie sagen.«

    »Ich bin fassungslos. Sie wollen meinen guten Ruf zerstören! Aber das wird Ihnen nicht gelingen.«

    »Ich kann Ihren Ruf nicht mehr zerstören, das haben Sie selbst schon besorgt.«

    »Jetzt passen Sie mal auf! Nicht ich bin das Problem, sondern Sie! Wir brauchen einen Betriebsrat, weil hier Verhältnisse wie im Wilden Westen herrschen. Ich erinnere nur daran, wie Herr Klein aus der Firma gemobbt wurde!«

    »Klein wurde wegen Diebstahls entlassen. Das ist kriminell.«

    »Kriminell war, dass man Herrn Klein einen Diebstahl unterstellt hat! Ich habe es nicht nötig, mich von Ihnen beleidigen zu lassen.«

    »Merken Sie eigentlich, wie sehr Sie ins Schwitzen kommen? Aber mehr Schweißperlen auf der Stirn bedeuten nicht mehr Glaubwürdigkeit.«

    Ein persönlicher Angriff soll Ihre Glaubwürdigkeit zerstören. Wenn es gelingt, Sie als unseriöse Person abzustempeln, rückt das Ihre Argumente ins selbe Licht. Der Angriff soll dafür sorgen, dass Sie den Pfad der sachlichen Argumentation verlassen. Sobald Sie in der rhetorischen Schlacht zurückschlagen, kann Ihr Gegner Ihnen genau das vorwerfen. Und der persönliche Angriff lenkt ab. Je mehr Sie damit beschäftigt sind, sich zu rechtfertigen und zu verteidigen, desto mehr vergessen Sie Ihr eigentliches Anliegen.

    Warum funktionieren persönliche Angriffe so gut? Weil wir darauf mit Kampf oder Flucht reagieren. Ihr Blutdruck steigt, Ihr Atem beschleunigt, Ihr Herz rast los. Ihre Pupillen weiten sich, damit Sie die Gefahr fixieren können. Und Ihre Muskeln spannen sich an, damit Sie einen Angriff besser abwehren können. Zugleich fährt Ihr Gehirn das Denken zurück. In einer Millisekunde werden Sie vom zivilisierten Menschen zum Neandertaler mit Keule.
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    Martin Wehrle
    Wenn jeder dich mag, nimmt dich keiner ernst
    Verlag: Mosaik
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    Lassen Sie uns betrachten, wie der obige Dialog hätte verlaufen können, wenn die Mitarbeiterin innerlich ruhig geblieben wäre:

    Mitarbeiterin: »Ich bin der Meinung, wir brauchen einen Betriebsrat… Ein solcher Betriebsrat steht uns zu.«

    Geschäftsführer: »Sie wollen doch nur Ihren eigenen Kopf retten! Sie standen schon zweimal kurz vor der Entlassung.«

    »Ich habe gerade gesagt, dass uns ein Betriebsrat gesetzlich zusteht. (Sie wiederholt ihre Botschaft, statt sich vom persönlichen Angriff ablenken zu lassen.) Und ich habe das Gefühl, Sie wollen durch Ihren persönlichen Angriff nur von dieser Tatsache ablenken. (Sie gibt dem Angreifer zu verstehen, dass sie seine Taktik durchschaut.) Noch einmal, auch im Namen der Kollegen: Wir haben einen Anspruch auf einen Betriebsrat.« (Sie lenkt den Blick wieder aufs Sachthema.)

    »Im Namen der Kollegen? Na, die werden sich bedanken! Sie sollten mal hören, was die über Sie sagen.«

    »Ich möchte mit Ihnen nicht darüber sprechen, was andere über mich sagen, sondern darüber, was Sie zu einem Betriebsrat sagen. Das ist jetzt mein dritter Anlauf.« (Sie lässt den persönlichen Angriff an sich abprallen, lenkt zur Sache zurück und bringt ihren Gesprächspartner in Zugzwang durch den Verweis, es sei bereits der dritte Anlauf.)

    »Mündige Mitarbeiter können für sich selber sprechen. Wir brauchen keinen Betriebsrat.«

    »Ich freue mich, dass Sie von mündigen Mitarbeitern ausgehen. In diesem Punkt bin ich ganz bei Ihnen.« (Sie hebt eine Übereinstimmung hervor, was inhaltlich und psychologisch geschickt ist – so wird aus einem Gegeneinander ein Wir.) »Aus meiner Sicht ist ein Betriebsrat nichts weiter als ein Sprachrohr für diese mündigen Mitarbeiter.« (Sie definiert den Gesprächsgegenstand, ein solches Framing kann eine Diskussion entscheiden.)

    »Aber ein Betriebsrat kann auch ein Sammelbecken für Querulanten sein!«

    »Dann lassen Sie uns darüber reden, wie unser Betriebsrat aussehen muss, um konstruktiv am Erfolg Ihrer Firma mitzuarbeiten. Ich habe da zum Beispiel folgende Ideen…« (Sie geht auf die Bedenken ein und bietet eine konstruktive Lösung an. Ab diesem Zeitpunkt wird ein vernünftiges Gespräch möglich.)
    SPIEGEL-Bestseller-Autor Martin Wehrle

    SPIEGEL-Bestseller-Autor Martin Wehrle Foto: IMAGO
    Ich empfehle Ihnen drei Schritte, um persönliche Angriffe abzuwehren:

    Erstens: Tun Sie alles, um die automatisch anlaufende Kampf-Flucht-Reaktion zu unterbrechen. Atmen Sie tief ein und aus. Kneifen Sie sich in den Oberschenkel oder beißen Sie sich auf die Lippe, um einen körperlichen Gegenreiz zu setzen. Und sagen Sie sich innerlich: »Ich bin ganz ruhig, ganz souverän. Das Problem hat gerade der andere, nicht ich!«

    Zweitens: Lenken Sie das Gespräch auf das Sachthema zurück und springen Sie nicht auf die Provokation an. Sagen Sie Ihrem Gesprächspartner, dass seine persönlichen Angriffe Sie nicht von der Sache ablenken können. Wiederholen Sie diese Strategie hartnäckig.

    Drittens: Sollte Ihr Gesprächspartner ausfallend bleiben, kündigen Sie an, das Gespräch zu verlassen und zu einem späteren Zeitpunkt fortzusetzen, sobald dieses wieder »in einer sachlichen Atmosphäre möglich« sei. Tun Sie das dann auch!

    Ein Satz, mit dem Sie perfekt auf persönliche Angriffe reagieren können: »Bitte kehren Sie auf unser Niveau zurück.« Das funktioniert aus zwei Gründen. Zum einen definieren Sie das Niveau, und zum anderen treten Sie als Sprecher einer Gruppe auf (»unser Niveau«). Das weckt in Ihrem Gesprächspartner die Urangst, sich von seiner Horde auszuschließen. Oft wird er seinen Ton zügeln und in der Sache einen Schritt auf Sie zukommen – um zu beweisen, dass er doch Niveau hat.

    Dieser Artikel ist ein bearbeiteter Auszug aus Martin Wehrles neuem Buch »Wenn jeder dich mag, nimmt keiner dich ernst – Sagen, was man denkt. Bekommen, was einem zusteht« (Mosaik, 2023).

  • So kontern Sie verbale Attacken im Job
    Wer persönlich angegriffen wird, neigt zu einer emotionalen Reaktion. Wie bleibt man sachlich? Karriereberater Martin Wehrle nennt entwaffnende Sätze – und verrät drei Tricks, wie man sie souverän anwendet.

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    Wer persönlich angegriffen wird, neigt zu einer emotionalen Reaktion. Wie bleibt man sachlich? Karriereberater Martin Wehrle nennt entwaffnende Sätze – und verrät drei Tricks, wie man sie souverän anwendet.
    https://www.spiegel.de/karriere/konflikt...97-0037be9a8b06

  • Beagin, Jen
    Big Swiss
    Verlag: Atlantik
    Seitenzahl: 448

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    Alles beginnt mit einem abgedrehten Job. Der allein hätte schon für einen ziemlich soliden Roman gereicht. Denn Greta, die Protagonistin in Jen Beagins »Big Swiss«, transkribiert stundenlang und nur in der Gesellschaft ihres kleinen Terriers die Mitschnitte eines Sextherapeuten. Sie tippt, was die Patientinnen und Patienten Om – ja, er heißt wirklich Om, Erleuchtung in Indien und so weiter – erzählen. Und das ist allerhand, vor allem, weil in dieser US-amerikanischen Kleinstadt, und das ist nicht ableistisch gemeint, nur Verrückte leben. Weil Greta bloß die Initialen der Patienten kennt, weiß sie nicht, wer Om besucht. Doch häufig erkennt sie die Stimmen anschließend wieder. Jen Beagin hat sich mit »Big Swiss« aber mehr vorgenommen, als das Bettgeflüster von verhaltensauffälligen Kleinstädtern zu dekonstruieren. Vor dem Panorama von Oms Therapiesitzungen, Klangbändern und Atemübungen erzählt Beagin eine wunderbar komplexe Liebesgeschichte.

    Gretas einsamer Transkriptionsalltag wird nämlich recht rasch durch Big Swiss, der titelgebenden Figur, umgewälzt. Die hatte dem Therapeuten mit einer Stimme, an der man »mit dem Pulli hängen bleiben oder sich einen Zahn abbrechen« konnte, berichtet, dass sie keine Orgasmen bekam. Und vor acht Jahren von einem Mann so verprügelt wurde, dass sie nur knapp mit ihrem Leben davonkam.
    »Traumamenschen finde ich fast so unerträglich wie Trumpmenschen.«

    Das Arschloch sitzt seitdem im Knast, soll aber bald entlassen werden. Und Big Swiss – so nennt Greta die Patientin insgeheim, weil sie aus der Schweiz kommt und so schön und groß sein muss, dass Om sich verhaspelt – hält das Trauma stets eine Armlänge von sich fort, sie nennt es nicht mal so. »Traumamenschen finde ich fast so unerträglich wie Trumpmenschen«, ätzt sie, »wenn man ihnen rät, sie sollen ihr Leiden und ihren Opferstatus aufgeben, tun sie, als würde man ihnen ein neues Trauma zufügen.«

    An der Gynäkologin perlen Gefühle ab wie Olivenöl an Teflon. Sogar ihre eigenen. Sie will die Macht über ihre Geschichte nie wieder abgeben. Natürlich ist klar, dass sie das muss, so funktioniert das Leben manchmal. Beagin legt die Konflikte gleich zu Beginn wie geladene Pistolen aufs Tableau. Als Leserin wartet man atemlos, wer zuerst abdrückt. Auch deshalb kann man den Roman kaum zur Seite legen. Vor allem aber sind es die beiden Frauenfiguren, die Beagin so verschroben und gegen Eindeutigkeiten anstrampelnd anlegt, die den Roman lesenswert machen.
    Nicht alle Traumata können durch Duftkerzen »heilen«

    Als Greta Big Swiss’ Geschichte hört, ist sie schockiert und fasziniert gleichermaßen. Vielleicht, weil ihre eigenen Traumata wie Sandsäcke auf den Schultern liegen. Ihre Mutter – Beagin entblättert die Geschichte behutsam nach und nach – brachte sich um, als Greta 13 Jahre alt war. Zuvor hatte deren Schwermut das Zuhause so vernebelt, dass Greta ihre Zimmertür abdichtete, um überhaupt atmen zu können. Die Teenagerin wuchs schließlich bei verschiedenen Tanten auf. Aber ihre Kindheit hat sie auch mit 45 Jahren nicht verkraftet. Und vielleicht wird sie das nie. Beagin schönt hier nichts. Auch wenn Hobbypsychologinnen auf Instagram anderes behaupten, nicht jeder kann durch Duftkerzen »heilen«. Im Gegensatz zur vermögenden Big Swiss könnte Greta sich die (oder eine Therapie) nicht mal leisten. Sie ist so arm, dass sie die zersprungenen Fenster ihres alten Farmhauses mit Tape klebt. Auch wenn Beagin keines dieser Buzzwörter benutzt, natürlich geht es in ihrer Geschichte auch darum, wie Klassenunterschiede und mentale Krankheiten Beziehungen durchdringen. Und mitunter zersetzen.
    Und was hat das alles nun mit Liebe zu tun? Obwohl Big Swiss mit einem Mann verheiratet ist, verliebt sie sich in Greta, als sie ihr im echten Leben begegnet. Dabei hat Greta natürlich alle Mühe, Big Swiss nicht mit deren Geheimnissen zu konfrontieren. Schließlich darf die nie erfahren, dass Greta um ihre Therapiestunden weiß. Die Transkripte arrangiert Beagin clever zu einer zweiten Erzählperspektive, sodass man (und Greta beim Tippen) die Entwicklung des queeren Begehrens auch aus der zweiten Perspektive betrachtet. Das ist stilistisch so interessant, dass der Roman auch deshalb lohnt.

    Beagin, die in den USA schon für ihre beiden vorigen Bücher gelobt wurde, erzählt die Geschichte visuell satt. Das sterile Haus von Big Swiss und das mehr und mehr zerfallende von Greta sieht man so dreidimensional vor sich, als sei man selbst mit den beiden Frauen da. Deshalb kann man den Bieterkampf um die Filmrechte nachvollziehen, der bereits vor Erscheinen des Romans ausgetragen wurde. HBO gewann. Man braucht nicht gerade viel Fantasie, um sich eine opulent produzierte Mini-Serie vorzustellen. Übrigens muss Big Swiss, die eigentlich Flavia heißt, mit dem erneuten Kontrollverlust über die eigene Geschichte leben. Auch die Liebe macht einen eben zum Opfer.

  • doctors on boardDatum25.03.2023 11:29
    Foren-Beitrag von carlos im Thema doctors on board
  • doctors on boardDatum25.03.2023 11:29
    Thema von carlos im Forum ***news***news***news*...

    Erlebnisbericht eines jungen Assistenzarztes - Notgeburt in einem Flugzeug

    Notfälle passieren überall und jederzeit, und manchmal finden sich Ärztinnen oder Ärzte in außergewöhnlichen Situationen wieder, in denen sie die Einzigen sind, die helfen können. So erging es auch einem jungen Assistenzarzt, der auf dem Flug von Paris nach New York einem Baby auf die Welt verholfen hat.
    Die folgende Geschichte erzählte der Urologe Dr. Sij Hemal auf Medscape.com | Übersetzung und redaktionelle Anpassung: Dr. Nina Mörsch

    Im Dezember 2017 war ich Assistenzarzt für Urologie im zweiten Jahr an der Cleveland Clinic. Ich war nach Indien gereist, um an der Hochzeit meines besten Freundes teilzunehmen. Mein Rückflug war auf Neu-Delhi – Paris – New York (John F. Kennedy International Airport) mit Air France gebucht.

    Da ich auf der ersten Etappe nicht geschlafen hatte, wollte ich mich auf dem zweiten Flug ausruhen. Ich musste am nächsten Tag wieder arbeiten. So begann ich einen Film zu schauen und versuchte zu dösen, getreu der Empfehlung für Assistenzärzte: „Schlaf, wenn Du kannst“.
    „Ist ein Arzt an Bord?“

    Etwa 3 Stunden später machte eine Flugbegleiterin eine Durchsage auf Französisch, aber ich habe sie nicht richtig verstanden. Dann verkündete sie auf Englisch, dass dringend ein Arzt benötigt würde. Ich bemerkte einige Flugbegleiterinnen, die hektisch in der Economy-Kabine herumliefen und fragten: „Gibt es einen Arzt im Flugzeug?“ Es stellte sich heraus, dass zwei Ärztinnen und Ärzte an Bord mitflogen – die Frau, die neben mir saß, war zufällig eine Kinderärztin von Ärzte ohne Grenzen. Zunächst meldete ich mich freiwillig.

    Die Flugbegleiterin sagte mir, dass sich eine Frau im Flugzeug befände, die über Unterleibsschmerzen klagen würde. Ich hatte erst gedacht, es würde sich um etwas Einfaches handeln. Normalerweise handelt es sich bei medizinischen Notfällen im Flugzeug um Brustschmerzen, eine Panikattacke oder eine vasovagale Synkope. Nun, ab diesem Moment war ich aufgeregt.
    Frau mit Wehen in 37. Schwangerschaftswoche

    Die Frau mit den Schmerzen kam aus Nigeria. Sie erzählte mir von ihren Unterleibsschmerzen. Dann hob sie ihre Decke – sie war schwanger. Sie sagte, sie sei in der 37. oder 38. Woche. Ich antwortete: „Okay, wenn Sie diese starken Unterleibsschmerzen haben, dann muss ich Sie untersuchen“. Also beschlossen wir, sie in die Kabine der ersten Klasse zu verlegen, die leer war (ich habe nie gefragt, warum – aber es war gut, dass wir Platz zum Arbeiten hatten).

    Als Nächstes ging ich zu meinem Sitz zurück und fragte die Kinderärztin, ob sie mir helfen könne. Mein Plan war, die Passagierin durch den Flug zu bringen, bis sie nach der Landung in eine Klinik transportiert werden konnte.

    In der ersten Klasse gab es genug Platz zum Hinlegen. Die Kinderärztin und ich untersuchten die Patientin – es schien ihr den Umständen entsprechend gutzugehen. Sie war mit ihrer 4-jährigen Tochter unterwegs. Um das Mädchen kümmerten sich die Flugbegleiterinnen. Alles war bis dahin in Ordnung.

    Der Pilot kam und fragte, ob wir eine Notlandung brauchen würden. Ich fragte ihn, wie weit es bis JFK sei. Er antwortete: „4 Stunden“. Der nächstgelegene Ort für eine Landung wären die Azoren, 2 Stunden entfernt. Das Problem war allerdings: Selbst wenn wir es bis zu den Azoren schaffen würden, würde es sich bei dem dortigen Krankenhaus um eine sehr einfache Einrichtung handeln, in der keine angemessene geburtshilfliche Versorgung möglich sein würde. Und bis der Krankenwagen sie am Flughafen abholen und dorthin bringen würde, würde es noch weitere 2 oder 3 Stunden dauern. Deshalb erwiderte ich: „Nein, lassen Sie sie uns einfach beobachten und unseren Kurs fortsetzen.“
    Innerhalb einer Stunde änderte sich alles

    Ich hoffte und betete zu Gott, dass das die richtige Entscheidung war. Doch innerhalb einer Stunde änderte sich alles. Die Schmerzen der Frau wurden schlimmer, und die Wehen setzten ein. Dann platzte ihre Fruchtblase. Von da an ging es schnell. Die Wehen wurden nach und nach immer schlimmer und die Abstände zwischen den Wehen immer kürzer. Als wir die Frau das nächste Mal untersuchten, konnten wir schon das Köpfchen des Babys sehen.

    An diesem Punkt mussten wir uns entscheiden – werden wir entbinden? Wir befanden uns mitten auf dem Nordatlantik. Um uns herum gab es nichts. Über 10.000 Meter in der Luft, umgeben von Blau.

    Die Besatzung wollte, dass wir eine Vereinbarung über den „Aviation Medical Assistance Act" (Good Samaritian Law, Gesetz des guten Samariters), unterschreiben. Also taten wir das. Und dann sagte ich: „Okay, lass es uns einfach tun."

    Wir holten den Verbandskasten aus dem Flugzeug. Er enthielt eine Infusionslösung, also legte ich ihr eine Infusion. Und ich konnte den Blutdruck der Frau überwachen. Außerdem gab es die üblichen Medikamente für eine kardiopulmonale Reanimation (ACLS, Advanced Cardiac Life Support). Aber es befand sich kein Nähset und kein Set zur Versorgung von Schnittwunden an Bord. Sie hatten kein Skalpell, auch sonst gab es nichts.

    Ehrlich gesagt, gingen mir eine Menge panischer Gedanken durch den Kopf. Ich dachte darüber nach, was alles schiefgehen könnte. Während meines Medizinstudiums hatte ich ein Praktikum in der Gynäkologie absolviert und sieben Babys entbunden. Aber ein Flugzeug – selbst die Erste-Klasse-Kabine – ist in keiner Weise mit einem Kreißsaal zu vergleichen. Ich hatte wirklich Angst, dass die Frau verbluten könnte.

    Innerlich hatte ich also einen Nervenzusammenbruch. „Sij, du musst dich jetzt zusammenreißen, denn es gibt niemanden sonst, der das machen wird. Gib einfach dein Bestes“, ging mir durch den Kopf. Und genau das habe ich getan. Ich bat den Piloten, auf eine Höhe zu gehen, in der es möglichst wenig Turbulenzen gab, und wir hatten großes Glück, dass die berüchtigte Nordatlantikluft nicht zu Turbulenzen führte.
    Zum Glück das zweite Baby

    Und ich schien noch mehr Glück zu haben: Es war das zweite Baby der Frau. Ich ging also davon aus, dass diese zweite Entbindung einfacher sein würde. Die Kinderärztin, die Flugbegleiterinnen und ich arbeiteten als Team zusammen. Zwei Flugbegleiterinnen hatten schon einmal entbunden, also hielten sie die Hand der Patientin und leiteten sie zum Pressen an. Ich war „unten“ und wartete auf die Geburt.

    Die Frau hatte starke Schmerzen. Normalerweise hätte sie in einem Krankenhaus zu diesem Zeitpunkt eine Epiduralanästhesie bekommen. Ich habe darüber nachgedacht, welche Medikamente in der Schwangerschaft sicher sind, aber ich war mir nicht sicher. Ich weiß nicht, ob sie im Flugzeug überhaupt Morphium oder so etwas hatten. Wir gaben ihr daher etwas Paracetamol.
    Es war ein Junge

    Es dauerte nicht lange. Nach etwa 30 Minuten kam der Kopf des Babys zum Vorschein. Ich konnte ihn heraus „navigieren", ohne dass es zu einer Schulterdystokie kam. Hier kam mir eine bestimmte Technik zugute, die ich während meines Medizinstudiums gelernt hatte und die mir zum Glück wieder einfiel. Es klappte und dort, in einem Sitz der ersten Klasse, wurde ein kleiner Junge geboren.

    Ich übergab ihn der Kinderärztin und sie ermittelte den Apgar-Score, indem sie seine Atmung und sein Aussehen beurteilte. Dann war es meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass es keine postpartalen Komplikationen gab.

    Ich benutzte ein Stück Schnur aus dem Set, um die Nabelschnur abzubinden und schnitt sie dann mit einer Schere durch. Danach war die Frau in der Lage, die Plazenta zu entbinden. Sie hatte vaginale Blutungen, aber die ließen sich durch einfaches Drücken beseitigen.

    Dem Baby und der Mutter ging es gut. Es gab keine Komplikationen. Es war ein Wunder. Ich war die richtige Person am richtigen Ort zur richtigen Zeit. Ich glaube einfach, es war gottgegeben.
    Champagner und Reisegutschein als Dankeschön

    Der Pilot machte eine Durchsage: „Wir sind auf dem Weg nach JFK und haben nun einen zusätzlichen Passagier im Flugzeug.“ Als wir landeten, hatte ich sehr wenig Zeit, weil ich meinen Flug nach Cleveland erreichen musste. Ich konnte nicht einmal verarbeiten, was passiert war.

    Ein paar Tage später erhielt ich ein Paket von Air France mit einer sehr teuren Flasche Champagner und einem Reisegutschein. Ich erhielt außerdem eine E-Mail von der Mutter – ihr und dem Baby ging es gut.

    Schließlich erfuhren die Pressesprecher der Cleveland Clinic von dem Vorfall, und die Geschichte verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Das war sehr seltsam, denn normalerweise bin ich jemand, der sehr zurückhaltend ist. Während meiner gesamten Facharztausbildung stellten mich die Leute mit den Worten vor: „Erinnerst du dich an den Mann, der ein Baby im Flugzeug entbunden hat? Das ist er."
    Leistung eines internationalen Teams

    Ich bin so dankbar für jeden, der zu diesem Team gehörte. Es war sehr schön, denn es waren Menschen aus verschiedenen Kulturen, mit unterschiedlichem Hintergrund und unterschiedlichem Glauben, die zusammenkamen, um etwas so Wunderbares zu vollbringen. Die Patientin war Nigerianerin, die Flugbegleiterinnen waren Franzosen, die Kinderärztin und ich Amerikaner.

    Dies belegt die Kraft der Teamarbeit. Die Medizin, die Chirurgie – eigentlich alles – ist ein Mannschaftssport.

  • Aller Anfang ist schwer

    Wir wissen schon: Es ist immer eine Hürde, überhaupt anzufangen. Deswegen bringt's tatsächlich was, gar nicht viel drüber nachzudenken, sondern einfach zu machen. Sobald man mittendrin steckt, läuft's dann meistens eh wie am Schnürchen! Wenn du was trotzdem nicht schaffst: Ärgere dich nicht über dich selbst. Wie Tim Bendzko schon festgestellt hat – wir sind keine Maschinen, sondern einfach nur Menschen. Und die haben manchmal nun eben Phasen, in denen sie vor sich hin prokrastinieren.

  • Probiere die "Arbeitszeitrestriktions-Methode" aus
    Dafür planst du dir einen relativ kurzen Zeitraum (zum Beispiel eine Stunde, je nach Aufgabe) ein, in dem du produktiv sein möchtest. Das führt dazu, dass du motivierter bist, in dieser Zeit auch wirklich alles zu schaffen. Und: Es ist ein Ende der Arbeitszeit in Sicht.
    Gönn dir Pausen

    Zwischen diesen geplanten Zeiträumen hilft es, mal durchzuatmen. So kannst du step by step von Arbeitsschritt zu Arbeitsschritt schauen und hast nicht immer den ganzen Batzen Aufgaben vor Augen, den du dir vorgenommen hast.
    Das Unangenehmste zuerst
    Wir tendieren dazu, erst die Dinge auf unserer To-Do-Liste abzuarbeiten, die uns leicht fallen, Thema: schnelle Erfolge. Dann – upsiii – haben wir natürlich keine Zeit mehr für die unangenehme Aufgabe. Es ist Prokrastinieren at its best. Deswegen: Überwinde dich, die nervige Erledigung zuerst durchzuziehen. Danach bist du super stolz auf dich, was dir zusätzliche Motivation gibt, den Rest auch noch zu erledigen.
    Belohnungen spornen an
    Hunde bekommen Leckerlis, wenn sie Anweisungen befolgt haben. Das funktioniert bei Menschen genauso gut: Hast du eine Aufgabe geschafft, belohne dich, zum Beispiel mit einer Folge deiner Lieblingsserie, einem Spaziergang oder einem Stück Schokolade.
    Vermeide Multitasking
    "Ach, wenn ich das Buch, das ich schon ewig lesen will, als Hörbuch laufen lasse, während ich den neuen Schrank aufbaue, erledige zwei Aufgaben auf einmal und spare Zeit." Möp, falsch! Konzentriere dich lieber voll und ganz auf eine Aufgabe und widme dich dann erst der nächsten. Ist auch viel weniger stressig!

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    Prokrastinieren – was ist das?

    Du kennst es vielleicht: Man schiebt eine unangenehme Aufgabe, die man unbedingt erledigen muss, so lange auf, bis man sich ihr auf den letzten Drücker dann doch noch annimmt. Prokrastinieren kostet nicht nur Nerven, sondern kann im schlimmsten Fall auch nach hinten losgehen, wenn man sich zum Beispiel doch zu spät darum kümmert, Rechnungen zu bezahlen, ärztliche Untersuchungen meidet oder eine berufliche Deadline nicht einhält.

    Prokrastinieren hängt oft mit einem schlechten Selbstwertgefühl zusammen: Wir vertrauen nicht genug in uns selbst und haben dann solch eine Angst vorm Scheitern, dass wir die wichtigen Erledigungen gar nicht erst angehen. Wer's nicht versucht, kann eben auch nicht versagen. Besonders, wenn es um Aufgaben geht, die uns am Herzen liegen, prokrastinieren wir gerne mal, da wir Menschen sehr selbstkritisch sind und oft viel zu viel Druck auf uns selbst ausüben.
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    Es gibt natürlich auch Menschen, die unter Zeitdruck einfach besser arbeiten und die Arbeit, vielleicht auch unbewusst, so lange herauszögern, dass sie gar keine andere Wahl haben als abzuliefern. Prokrastinieren als Nervenkitzel quasi.

    Die Krux beim Prokrastinieren ist, dass wir uns immer wieder neue Ausreden einfallen lassen, wieso wir die wichtige Aufgabe gerade nicht erledigen können: "Ist das da ein Fusel? Ich muss unbedingt noch die Wohnung staubsaugen, bevor ich mich an meine Steuererklärung setze!" Schnelle Erfolge, zum Beispiel durchs Saubermachen, werden vorgezogen, sodass die dringende Erledigung am Ende des Tages hintenüberfällt.

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    Sein Verhalten und die eigenen Ausreden zu hinterfragen und zu enttarnen, ist der erste Schritt, um gegen das Prokrastinieren anzukämpfen. Hier sind zehn weiter Tipps, die gegen die "Aufschieberitis" helfen:

    Verändere deine Sprache
    Überdenke, wie du mit dir selbst sprichst! Anstatt dich zu fragen: "Wie werde ich damit fertig?" Frag lieber: "Wie fange ich damit an?" Die Wörter "muss" und "soll" lösen zudem weiteren Druck aus. Ermutige dich lieber selbst mit Sätzen wie: "Ich werde das schaffen."
    Mach's dir angenehm!
    Du hast gar keinen Bock auf diese eine Erledigung? Dann sorge dafür, dass du dich wenigstens in deiner Umgebung wohlfühlst: Lass Musik laufen, zünde eine Duftkerze an oder kuschle dich in eine Decke. So wirkt die anstehende Aufgabe nur noch halb so schlimm und das Prokrastinieren wird easy verhindert.
    Positive Selbstmanipulation
    Ein weiterer einfacher Trick, wie du deinen inneren Schweinehund überlisten kannst: Erzähle jemandem von deinem Vorhaben. Der soziale Druck, diesem Jemand beweisen zu wollen, dass man es durchzieht, wirkt sich positiv auf deine Motivation aus.
    Handyfreie Zone
    Du hast es bestimmt schon geahnt: Technische Geräte sorgen für Ablenkung und verleiten zum Prokrastinieren. Deswegen verbannst du am besten dein Handy aus dem Zimmer, damit du dich voll und ganz fokussieren kannst.
    Zeitmanagement ist alles
    To-Do-Listen können ein wahres Wundermittel gegen das Prokrastinieren sein: Damit kannst du deine Aufgaben organisieren und priorisieren und deine Zeit planen. Beachte dabei, deine Erledigungen zu reduzieren, sodass du die wichtigen auch sorgfältig abarbeiten kannst. Hier gibt's noch mehr Tipps für ein gutes Zeitmanagement.

  • Hilfsgüter auf dem Weg in die UkraineDatum28.02.2023 21:52
  • Hilfsgüter auf dem Weg in die UkraineDatum28.02.2023 21:52
    Thema von carlos im Forum Ukraine

    Am Dienstag war es endlich so weit: Erst hat die BMA-Spedition Otto Müllers Zahnarztpraxis bei der Firma Abendland aufgeladen, dann haben viele Helfer in Lachen-Speyerdorf die für die Ukraine-Hilfe abgegebenen Spenden in dem Lkw verstaut. Neben der Ausstattung der Praxis und des Dentallabors füllten Hilfsgüter wie Lebensmittel, Medikamente, Hygieneartikel, Kleidung, Schuhe, Rollatoren, Rollstühle und Krücken den Lastwagen auf. Die Sachen sollen bis Ende der Woche in Kiew ankommen und werden dort von Hilfsorganisationen weiterverteilt. In der ukrainischen Hauptstadt kann Andrij Daniltschuk dann nach acht Monaten wieder Patienten mit Zahnschmerzen behandeln. Seine Praxis war bei einem russischen Raketenangriff im Frühsommer zerstört worden.

  • Sie schaffen ständig Drama in deinem Leben
    Oft sind die Menschen, die sich beschweren und über Probleme reden, diejenigen, die sie verursachen. Wir alle haben in unserem Leben dramatische Phasen erlebt, aber wenn du feststellst, dass ein:e bestimmte:r Freund:in dich ständig bittet, ihn:sie vor einem Drama zu retten, oder du dir Beschwerden über das dramatische Verhalten anderer anhören musst, dann ist es vielleicht an der Zeit, sich zu trennen.

  • Sie fährt fort: „Es ist wirklich wichtig, sich der eigenen Probleme bewusst zu sein. Und wenn nötig, sollte man sich ein wenig Unterstützung holen, vielleicht von einem Therapeuten oder einer Therapeutin, um die Muster in Freundschaften und Beziehungen zu erkennen.“
    Letztendlich sind wir uns alle bewusst, dass eine gesunde Freundschaft etwas Wunderbares sein kann – eine verwandte Seele zu haben, jemanden, dem oder der man sich anvertrauen kann, oder sogar so etwas wie eine platonische Seelenverwandtschaft. Es geht definitiv nicht darum, eine Freundschaft aufzugeben, sobald es schwierig wird, aber wenn es ein lang anhaltendes Muster von Verärgerung und Verletzung gibt, ohne dass sich etwas ändert, dann ist es vielleicht an der Zeit, Schluss zu machen.
    „Keine Trennung ist jemals einfach und meistens wird jemand in diesem Prozess verletzt“, sagt Rowntree. „Aber solange wir kommunizieren und dies mit Mitgefühl, Respekt und, wo immer möglich, Ehrlichkeit tun, können wir sagen, dass wir unser Bestes getan haben.“ Genau wie bei der Trennung einer Partnerschaft kann es schwer sein zu wissen, ob man das Richtige tut, aber Rowntree sagt, dass dies ein Teil des Prozesses ist. „Das Ende einer Beziehung ist zweifelsohne mit viel Unsicherheit, Angst und sogar Frustration verbunden. Und genau so, wie wir manchmal eine Trennung bedauern, gibt es Zeiten, in denen wir uns wünschen, wir hätten in der Freundschaft etwas anders gemacht. Das heißt aber nicht, dass es das Falsche war. Vertraue darauf, dass du weißt, was das Richtige für dich ist, und denke daran, dass das Beenden einer Freundschaft, die nicht das Richtige ist, in deinem Leben immer Platz für mehr von denen schafft, die es sind.“
    Bist du dir unsicher? Rowntree zeigt fünf Beispiele auf, die nicht unbedingt als „toxisch“ angesehen werden müssen, bei denen du aber möglicherweise überdenken solltest, ob eine Person in deinem Leben Platz haben sollte.
    Ihr habt keine Gemeinsamkeiten mehr und habt Schwierigkeiten, in Kontakt zu bleiben.
    Das ist ganz und gar nicht toxisch. Es ist völlig normal, dass Menschen sich entwickeln und verändern, und es ist genauso normal, unseren Freund:innen zu erlauben, dasselbe zu tun.
    Eure Freundschaft fühlt sich sehr unausgeglichen an
    Jede Beziehung durchläuft Höhen und Tiefen, Zeiten, in denen die eine Person gibt und die andere nimmt, aber wenn das die ganze Zeit der Fall ist, ist es vielleicht an der Zeit zu fragen, ob es sich wirklich um eine positive Beziehung handelt.
    Du fühlst dich unfähig, du selbst zu sein
    Wenn du dir auf die Zunge beißt, Angst hast, Teile deines Lebens zu teilen oder dich aktiv zurückhältst, dann solltest du dich fragen, ob diese Freundschaft zu dir passt.
    Deine Grenzen werden überschritten
    Es ist wichtig, dass wir den Menschen in unserem Leben sagen, was in Ordnung ist und was nicht, damit sie wissen, welche Grenzen wir für gesund und angenehm halten. Wenn du das tust und dann feststellst, dass eine Person ständig deine Grenzen überschreitet, kann das ein Zeichen dafür sein, dass es sich nicht um eine respektvolle Beziehung handelt. Ein:e Freund:in, der oder die dich bis in die frühen Morgenstunden anschreibt oder anruft, wenn er:sie keine Antwort bekommt, macht das auch dann noch, wenn du deine Grenzen klar gemacht hast.

  • Sarah sagt, dass sie sich immer dann, wenn sie sich unwohl oder ängstlich fühlte, an eine bestimmte schöne Erinnerung an sie und ihre Freundin erinnerte, wenn sie sie sah. Es gab eine Zeit, vor Jahren, als ihre Freundin in einer potenziell beängstigenden Situation für sie eintrat. „Das war ein Moment, der unsere Freundschaft gefestigt hat. Ich mochte es, dass sie sich nichts anmerken ließ und ohne zu zögern einen Fremden angriff, um mich zu verteidigen. Aber mir wurde klar, dass die nicht so tollen Dinge seitdem – die unerbittliche Streitlust, ihre Kleinlichkeit, die negativen Kommentare oder das Gemecker über andere Leute – das Gute in den letzten zwei oder drei Jahren völlig in den Schatten gestellt hatten. Diese eine Erinnerung reichte einfach nicht mehr aus, um mich zu halten.“
    „Ein:e Freund:in, der:die leidenschaftlich oder sehr streitlustig ist, kann sehr hilfreich sein, wenn du zum Beispiel in der Schule gemobbt wurdest und diese Person sich für dich eingesetzt hat“, sagt Breen. „Es ist fast wie ein Erinnerungsblitz, weil du dich in dieser schrecklichen Situation sehr verletzlich und gestresst gefühlt hast und dich dieser Mensch beschützt hat. Aber manchmal kann diese Eigenschaft, die wir in manchen Situationen bewundern, in anderen Situationen ziemlich stressig sein.“
    Breen sagt, dass es bei der Neubewertung einer Freundschaft auch sehr wichtig ist, zu hinterfragen, warum das Verhalten deiner Freundin oder deines Freundes eine so negative körperliche Reaktion in dir auslöst. „Es kann dich an Dinge erinnern, die in deinem Leben passiert sind“, sagt sie. „Wenn du zum Beispiel aus einer Familie kommst, in der es viele Streitereien gab oder in der die Menschen untereinander zerstritten waren – man hatte Verbündete oder musste entweder dazugehören oder nicht –, kann das für Menschen in ihren Freundschaften emotional sehr belastend sein. Aber du könntest dich auch zu solchen Freund:innen hingezogen fühlen, weil sie dir sehr vertraut sind.“

  • In einem kürzlich veröffentlichten TikTok-Video mit dem Titel „Wenn du dich in der Nähe von jemandem immer unwohl fühlst“ hat @heymisskelsey über genau dieses Phänomen gesprochen: „Wenn du eine Person in deinem Leben hast, bei der du dich mental schützen musst, bevor du mit ihr interagierst… Das ist dein Körper, der dir sagt, dass du dich in ihrer Nähe nicht sicher fühlst. Ich glaube, manchmal wollen wir uns in Bezug auf Menschen irren. Was ich gelernt habe, ist, dass der Körper nicht lügt.“

    ie Therapeutin und Autorin Ceryn Rowntree stimmt dem zu: „Unbehagen kann für verschiedene Menschen alles Mögliche bedeuten, aber im Grunde ist es ein Zeichen dafür, dass du dich nicht sicher oder wohl fühlst. Auch wenn Freundschaften – wie jede andere Beziehung auch – durch schwierige Zeiten gehen, sollten unsere Freund:innen ‚unsere Leute‘ sein und im Großen und Ganzen die Menschen, bei denen wir uns am sichersten und wohlsten fühlen.“
    Rowntree betont, dass es immer wichtig ist, auf deinen Körper zu hören und dass „die Vorstellung, dass wir auf einen großen Streit warten müssen, um eine Freundschaft neu zu bewerten oder sogar zu beenden, ziemlich schädlich ist“. Sie betont, dass es wichtig ist, keine voreiligen Entscheidungen aufgrund eines Bauchgefühls zu treffen, sondern unbedingt zu hinterfragen, warum du dich so fühlst. „Mein Rat ist immer, sich mit diesem Gefühl des Unbehagens zu beschäftigen und sich zu fragen, warum man es hat, bevor man etwas unternimmt“, sagt sie. „Kommt das Unbehagen von einer Grenze, die gezogen werden muss, oder von einem Gespräch, das geführt werden sollte? Wenn die Antwort ja lautet und dir die Freundschaft wichtig ist, dann kann es nicht schaden, diese Schritte zuerst zu versuchen. Aber wenn die Antwort nein lautet und du dich immer wieder unwohl fühlst, dann solltest du dir das vielleicht genauer durch den Kopf gehen lassen.“

  • Unbehagen kann für verschiedene Menschen alles Mögliche bedeuten, aber im Grunde ist es ein Zeichen dafür, dass du dich nicht sicher oder wohl fühlst.


    Eine Studie fand heraus, dass negative soziale Erfahrungen zu einem höheren Gehalt an entzündungsfördernden Proteinen im Körper beitragen, was zu Stress, Diabetes und sogar Krebs führen kann. Eine andere Studie, die über einen Zeitraum von 30 Jahren an einer Gruppe von Proband:innen zwischen 20 und 50 Jahren durchgeführt wurde, zeigte, dass Freundschaften von geringer Qualität (gemessen daran, wie „intim, angenehm oder befriedigend“ der Austausch war) in deinen 20ern – und vor allem in deinen 30ern – ernsthafte Auswirkungen auf dein emotionales Wohlbefinden im späteren Leben haben.

    Eine Studie fand heraus, dass negative soziale Erfahrungen zu einem höheren Gehalt an entzündungsfördernden Proteinen im Körper beitragen, was zu Stress, Diabetes und sogar Krebs führen kann. Eine andere Studie, die über einen Zeitraum von 30 Jahren an einer Gruppe von Proband:innen zwischen 20 und 50 Jahren durchgeführt wurde, zeigte, dass Freundschaften von geringer Qualität (gemessen daran, wie „intim, angenehm oder befriedigend“ der Austausch war) in deinen 20ern – und vor allem in deinen 30ern – ernsthafte Auswirkungen auf dein emotionales Wohlbefinden im späteren Leben haben.
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    Durch die sozialen Medien und die zunehmende Verwendung des Wortes „toxisch“ zur Beschreibung von Menschen und Situationen ist es nur logisch, dass viele – wie Sarah – an dem Glauben festhalten, dass extremer Verrat oder offene Respektlosigkeit die einzigen Umstände seien, unter denen eine Freundschaft beendet oder neu bewertet werden sollte. Im Zuge der weltweiten COVID-Pandemie und der zahlreichen Lockdowns haben viele von uns voreilig die Prioritäten für ihre Beziehungen neu gesetzt. Könnte das dazu geführt haben, dass wir bestimmte Verhaltensweisen übersehen haben, die wir nicht unbedingt als „toxisch“ einstufen würden, die uns aber auf einer langsamen, schleichenden Ebene stören? Zum Beispiel, wenn die Zeit, die wir mit jemandem verbringen, uns erschöpft, triggert oder ein wenig niedergeschlagen stimmt? Die Therapeutin Sharon Breen sagt, dass diese kleinen Schmerzen genauso ernst genommen werden sollten wie die Höhen und Tiefen einer Freundschaft.
    „In den sozialen Medien oder im Fernsehen bekommen wir manchmal eine unrealistische Vorstellung davon vermittelt, wie viele Facetten eine Freundschaft haben kann. Oft werden uns nur die Extreme präsentiert“, sagt sie. „Entweder ist alles missbräuchlich – verbal, körperlich, emotional – oder alles ist perfekt. Aber natürlich gibt es auch Grauzonen. Und manchmal hast du ein Bauchgefühl. Dein Körper sagt dir, welche Dinge sich gut anfühlen und worauf wir uns zubewegen wollen, und wovon wir uns vielleicht entfernen sollten, auch wenn wir nicht genau erklären können, warum. Das kann eine Stressreaktion sein.“

  • Neulich machte sich Sarah* fertig, um eine Freundin zu treffen – etwas, das sie schon oft getan hatte. Sie schrieb ihr: „Ich freue mich so, dich zu sehen!“ Aber als sie die Worte tippte, spürte sie ein Engegefühl in ihrer Brust. „Jetzt weiß ich, dass es Unbehagen war“, sagt sie.
    Sie versuchte, das Gefühl zu verdrängen, und sprach sich innerlich ein bisschen Mut zu. Aber bei den Drinks war die Freundin – wie immer – streitsüchtig, brachte alte Konflikte als „Witz“ zur Sprache oder machte subtile passiv-aggressive Kommentare wie diesen, als Sarah von ihren Plänen erzählte, ans Meer zu ziehen: „Okay, aber mach es dann auch wirklich. Du willst doch nicht eine von denen sein, die nur davon reden, etwas zu tun.“ Sarah verließ die Bar mit einem Gefühl der Enttäuschung und Erschöpfung.

    „Ich habe mich schlecht gefühlt“, sagt Sarah. „Ich habe das Gefühl, dass wir alle darauf konditioniert sind zu denken, dass entweder ein großer Streit oder etwas ‚Toxisches‘ passieren muss, um eine Freundschaft beenden zu wollen. Die Wahrheit ist, dass diese Freundin in der Vergangenheit wirklich für mich da gewesen ist. Und wir haben uns oft über Dinge unterhalten, die uns aneinander gestört haben, aber nach gut einem Monat waren wir wieder die alten. Ich merkte, dass ich an diesen lustigen oder glücklichen Momenten von früher festhielt, und ich hatte einfach keine Energie mehr dafür.“
    Studien haben immer wieder bewiesen, dass sich gesunde Freundschaften nicht nur positiv auf unser Wohlbefinden auswirken, sondern auch Einfluss darauf haben, wie lange wir leben, wie glücklich wir sind, wie ängstlich und depressiv wir sind und welche kognitiven Fähigkeiten wir haben. Was passiert aber, wenn die Dynamik nicht stimmt?

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