Wie kann ein Zahnarzt aus Lörrach mittellosen Menschen in Tansania helfen? Mit einer cleveren Idee: Er sammelt das alte Zahngold seiner Patienten, verkauft es an die Goldindustrie und spendet das erlöste Geld an eine Zahnstation im Südwesten Tansanias. Zahnarzt Hans-Jürgen Weh unterstützt diese Station bereits seit 15 Jahren. Jetzt war es für ihn an der Zeit, selbst nach Afrika zu reisen und zu schauen, wohin seine Spenden fließen.
"Ich sage meinen Patienten, dass sie ihr Zahngold für die Zahnstation in Tansania spenden können", erzählt Hans-Jürgen Weh. Über diese informiere er im Wartezimmer seiner Praxis mittels einer Powerpoint-Präsentation. "Der Preis für eine Krone ist ganz unterschiedlich, das kommt auf die Legierungsart an. Er kann zwischen ein paar Euro und bis zu zirka 30 Euro liegen", sagt er. Viele Patienten würden sich dann für die Spende entscheiden. "Ein Altgoldankäufer nimmt das Zahngold aus der Praxis mit, bringt es zur Scheideanstalt nach Pforzheim und verkauft es an die Goldindustrie", erklärt er. In den vergangenen zwei bis drei Jahren hat der Zahnarzt so 8000 Euro Spendengeld eingenommen.
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Zusätzlich ist Hans-Jürgen Weh an Dentalfirmen herangetreten und hat diese um Sachspenden für die Zahnstation in Tansania gebeten. Seit Februar diesen Jahres hat er dadurch zusätzlich Spenden im Wert von mehr als 12 000 Euro gesammelt. "Hauptsächlich Zähne und chirurgisches Zubehör", sagt er. Nach und nach wurden und werden sie kartonweise nach Tansania verschickt.
Im Mai hat der Zahnarzt schließlich seine Praxis in der Basler Straße für zehn Tage geschlossen und sich selbst auf den Weg nach Afrika gemacht. Sein Ziel war das Kloster der Missionsbenediktinerinnen in der Stadt Peramiho. Dort betreiben sie ein Hospital mit der erwähnten Zahnstation. Diese wurde von der deutschen Schwester und Zahnärztin Maria Goretti, 81 Jahre, gegründet, die dort noch immer praktiziere. Die Hälfte der 8000 Euro Spendengeld aus dem Zahngold wurde in Arbeitsmaterialien für die Zahnstation investiert, die andere Hälfte in den Bau einer Übernachtungsmöglichkeit für Schüler in Tansania.
Mangel an dauerhaftem Strom und Hygiene
"Nach der Ankunft im Grenzgebiet zu Mosambik und Malawi wurde schnell klar, Zahnbehandlungen, wie sie in Europa bekannt sind, sind hier nicht durchführbar", erzählt Hans-Jürgen Weh von seiner Reise. Grundlegende Voraussetzungen wie dauerhafter Strom oder hohe hygienische Standards haben in Tansania nicht oberste Priorität. Das Kloster betreibt neben der Zahnstation in Peramiho auch mehrere Außenstationen, in denen Hans-Jürgen Weh während seines Aufenthaltes mitarbeitete und die dortigen Zahnärzte mit seinem Rat unterstützte.
Die Menschen in Tansania habe er als unglaublich freundlich und offen empfunden. "Immer steht ein – wenn auch oft zahnarmes – Lächeln in ihren Gesichtern", sagt Weh. Nach mehr als 120 Jahren Missionarstätigkeit sei der Bildungsstandard der Regionen rund um die Klosterbereiche überdurchschnittlich gut. "Trotzdem braucht das Land noch viel Hilfe von außerhalb, um den Weg in eine funktionierende Wirtschaft zu finden." Hans-Jürgen Weh will auf jeden Fall ein zweites Mal in das ostafrikanische Land reisen und helfen. "Wenn man einmal Feuer gefangen hat, kann man nicht mehr loslassen."