Der Wolfener Mediziner Wolfgang Camin arbeitet gut zwei Wochen ehrenamtlich in Nepal - das Land, das ihn bei Wanderungen fasziniert hat. Die ärztliche Versorgung in der Region ist verhältnismäßig schlecht.
wolfen/MZ.
Nur noch wenige Tage, dann wechselt Wolfgang Camin sein modern ausgestattetes Behandlungszimmer mit einer einfachen Medizinstation. Der Zahnarzt reist ins ferne Nepal, um dort für gut zwei Wochen Dienst zu tun.
Nepal ist ein weites Land. Es umfasst einen großen Teil des Himalaya-Gebirges mit acht der zehn höchsten Berge der Welt. Wolfgang Camin hat einige von ihnen schon mit eigenen Augen gesehen. Der Mount Everest lag vor ihm - zum Greifen nah. Bis zum 5 500 Meter hohen Kala Pattar ist er gewandert, den nur zehn Kilometer Luftlinie vom höchsten Gipfel der Erde trennen: bei einer seiner Trekkingtouren, die er schon viermal dort in seinem Urlaub unternommen hat.
Diesmal in anderer Mission
Bald verbringt der Wolfener nun also erneut einen Teil seines Urlaubs in diesem Land. Für den 16. April ist der Flug nach Kathmandu gebucht. Von dort geht es zu seinem Einsatzort - ein kleines Dorf zu Füßen der Berge, 140 Kilometer von der Hauptstadt entfernt. Aber eben nicht zu einer Wandertour, denn es sind andere Gründe als Ferien, die den Mann diesmal dorthin ziehen: Wolfgang Camin wird Tausende Kilometer entfernt von der Heimat in seinem Beruf arbeiten, geht also zum ersten Mal in anderer Mission in dieses Gebiet.
„Damit möchte ich ein Stück von dem, was ich dort erleben durfte, zurückgeben an die Menschen“, erklärt der 55-Jährige den Beweggrund dafür. Das Land hat ihn einfach fasziniert. Er hat die Freundlichkeit der Nepalesen schätzen gelernt, ihre aufgeschlossene Art, die Gastfreundschaft. Gleichzeitig hat er aber auch gesehen, in welcher Armut und unter welchen primitiven Bedingungen viele leben. „Sie sind zum Teil Stunden unterwegs, um zum nächsten Dorf oder zu einem Laden zu kommen“, weiß er.
Trekking-Tour
Wolfgang Camin bei einer seiner Trekking-Touren durch Nepal, die auch zu den Gletschern bis über 5 000 Meter Höhe geführt haben. Im Hintergrund ist der Dragnag Ri (6 801 Meter) zu sehen. (BILD: privat/repro: ruttke)
Da die Bergregionen zum größten Teil mit Fahrzeugen unpassierbar sind, müssen die Entfernungen zu Fuß zurückgelegt werden. „Und was die Leute transportieren, tragen sie in Kiepen auf ihrem Rücken. Das sind enorme Lasten.“
Mit der ärztlichen Versorgung sieht es dort ebenfalls nicht rosig aus, erzählt Camin. „Es gibt eine Art Medizin-Center, die aber nicht ständig besetzt sind, manchmal nur zur Medikamentenausgabe.“ In solch einer Station wird auch der Zahnarzt in Kürze arbeiten. Was ihn dort von der Ausstattung her genau erwartet, weiß er noch nicht. „Ich habe nur erfahren, dass eine Bohrmaschine mit Rechts- und Linkslauf vorhanden ist.“
Dass er aber ganz neue Erfahrungen in puncto Behandlungen sammeln wird, das ist ihm klar. „Wer dort zu mir kommt, der hat Beschwerden. Und da werden in den meisten Fällen Zähne gezogen werden müssen. Vielleicht auch mal eine Füllung gesetzt, aber viel mehr ist nicht möglich.“ Das weiß er von einer Kollegin, die er bei einer Wanderung getroffen hat und die in Afrika zum Hilfseinsatz war. Durch sie ist er auch an die Organisation „Zahnärzte ohne Grenzen“ gekommen, die das Ganze vermittelte.
Natürlich arbeitet man bei solchen Einsätzen unentgeltlich. Wolfgang Camin hätte zwar den Flug finanziert bekommen können, hat darauf aber verzichtet. „Das Geld soll lieber vor Ort eingesetzt werden, da ist es wichtiger.“
Zu seinem Gepäck werden neben Antibiotika, Narkosemitteln und Spritzen - zum Teil gespendet von Pharmaunternehmen - auch Zahnbürsten gehören. Vielleicht, so hofft er, kann er ja den Menschen auch einiges zur Prophylaxe vermitteln. Denn mit der Zahnpflege ist es in diesen Gefilden, wie er weiß, besonders bei älteren Generationen nicht weit her. Auf jeden Fall freut er sich auf die Zeit und die neue Herausforderung. „Ich denke, es wird mir Spaß machen.“
Unterstützung von zu Hause
Seine Familie und Kollegen unterstützen ihn. Frau Ina ist ebenfalls Zahnärztin, und die beiden erwachsenen Kinder Kristina und Martin haben Nepal schon selbst kennengelernt. Camins Praxis auf dem ehemaligen Klinikgelände in Wolfen - an diesem Standort ist er im September dann 30 Jahre tätig - ist während seines Auslandseinsatzes mit Schwestern besetzt. Aber auch seine ärztliche Vertretung ist gesichert: Die übernehmen die dortige Nachbarpraxis und natürlich seine Frau in Wolfen-Nord.