Der Nittenauer Zahnarzt Dr. Gerhard Jutz behandelte Menschen in Kapnyeberai. Dort ist Zucker als Fluch der Zivilisation längst angekommen.
Dr. Gerhard Jutz bei einer Zahnbehandlung in Kapnyeberai (Kenia); unterstützt wurde er von Francis, einem Zahnmedizinstudenten.
von Oxana Bytschenko
Nittenau/Kapnyeberai. Eine Landschaft wie im Bayerischen Wald machte es Dr. Gerhard Jutz einfach, sich in Kapnyeberai heimisch zu fühlen. Der Nittenauer Zahnarzt, der kürzlich in Ruhestand gegangen ist, hat zwei Wochen lang in der kenianischen Stadt, doppelt so groß wie Nittenau, verbracht. Dort bot er Menschen eine Behandlung an – und lernte eine andere Kultur kennen.
Schnell hat es sich herumgesprochen, dass es in Kapnyeberai wieder einen Zahnarzt gibt. Ein Viertel Jahr lang mussten die Menschen ohne einen Zahndoktor auskommen. Im Gottesdienst, zu dem Dr. Jutz und sein mitreisender Sohn Daniel (14) eingeladen wurden, blieben die Deutsche nicht lange unerkannt. Sie wurden vom Pfarrer zum Altar gebeten, vorgestellt und erhielten tosenden Beifall von den Besuchern der Messe. So lernten sie auch die Unterschiede bei Gottesdiensten kennen: In Kenia dauert eine Messe etwa drei Stunden, weil immer wieder jemand unterbricht, um ein Lied zu singen oder zu tanzen.
Afrika war immer sein Traum
Gerhard Jutz suchte schon lange nach einer Möglichkeit, im Ausland zu helfen, und Afrika war dabei immer seine Präferenz. Sobald er seine Praxis in Nittenau abgegeben hatte, machte er sich auf die Suche nach einer passenden Hilfsorganisation. Diese fand er im Verein „Dentists for Africa“. Die Arzt- und Zahnarzthilfe wurde 1999 von Thüringer Zahnärzten gegründet und arbeitet mit kenianischen Franziskanerschwestern zusammen. In Kapnyeberai verwalten fünf Schwestern die Gebäude, bieten Unterkunft und Verpflegung für Ärzte.
Dr. Jutz und sein Sohn kamen im Nebengebäude der Zahnstation unter. Am ersten Arbeitstag stand der Zahnarzt aber erst mal vor einem chaotischen Haufen aus Instrumenten und Medikamenten. Daniel Jutz brachte jedoch Ordnung in die Station; am Ende lagen die Bohrer, Kratzer und Extraktionszangen sorgfältig nebeneinander. Die Ausstattung der Station war vollständig, sagt Gerhard Jutz. Vom Lichthärtegerät über UV-Licht bis zu einem Röntgengerät war alles vorhanden. Der 65-Jährige hatte aus Deutschland Medikamente für Anästhesie und Handschuhe mitgebracht. Bei der Arbeit wurde Jutz von Francis, einem Studenten der Zahnmedizin, und einem Laboranten unterstützt. So konnte der erfahrene Zahnarzt sein Wissen weitergeben. Er legte Wert darauf, die richtige Desinfektion und Sterilisation der Geräte zu zeigen. In einem Land mit HIV/AIDS sei das besonders wichtig.