Mittweidaer kümmert sich um medizinische Betreuung von Menschen in armen Gebieten
Mittweida. Da stand er nun. Mit einem Koffer, voll gepackt mit medizinischen Handschuhen, Zahnarztutensilien, Medikamenten, den wenigen Habseligkeiten, von denen er meinte, er könne sie in der Fremde gebrauchen und einem großen Beutel mit kleinen Geschenken. Ja, er hatte sich gut vorbereitet. Hatte bei Kollegen und Freunden gefragt, was man für so einen Einsatz als Zahnarzt in Kenia braucht. Dr. Bernd Benedix aus Mittweida wusste alles - nur eines nicht: Wie um Himmels Willen begrüßt man eine Nonne? Denn von eben solch einer sollte er am Flughafen in Kisumu, der drittgrößten Stadt Kenias, abgeholt werden. Minuten wurden zu Stunden. Dann die Erlösung: Lawrencia, die Nonne eines Franziskanerordens, sprang aus dem Auto und umarmte ihn. So also grüßt man eine Nonne!
Helfer aus ganz Deutschland
Noch heute muss der Mediziner schmunzeln, wenn er an die erste Begegnung in Afrika denkt. Die liegt nun schon zwei Jahre zurück. Inzwischen war er das zweite Mal in Kenia, in diesem Sommer. Und er hat sich infiziert! Nein, nicht mit einer Krankheit. Er hat sich das "Afrikavirus' eingefangen", soll heißen, er wird wohl immer wieder fahren.
So wie ihm geht es vielen, die mit dem Verein "Dentists for Africa" - zu deutsch: "Zahnärzte für Afrika" - in Kenia waren. Und das waren bisher etwa 500 Zahnärzte, Ärzte, Assistenten, Krankenschwestern und Zahntechniker. Hans-Joachim Schinkel, Thüringer Zahnarzt und Gründer des Vereins, war bereits fünfzehn Mal vor Ort. Es sei immer wieder aufregend. "Sicher, der Wille, helfen zu wollen, treibt mich an. Aber es ist letztlich auch das Interesse an fremden Kulturen", gibt der 54-Jährige zu. Schinkel hat mit seinem Elan viele angesteckt - in ganz Deutschland. Bernd Benedix aus Mittweida ist 2009 auf den Verein gestoßen. "Ich war damals auf der Suche, wollte Menschen in armen Regionen der Welt helfen." Doch einfach so an Spendenaktionen teilnehmen? Nein, das war es nicht. "Ich wollte verfolgen können, wo und wie meine Hilfe ankommt." Bei seinen Recherchen fand er den Ärzte-Verein. "Das war es! Helfen vor Ort und das auch noch mit dem eigenen Beruf."
Der Arzt sitzt in seiner Praxis im Mittelsächsischen und blättert in einem Fotoalbum. Klar, er könnte auch den Computer "aufschlagen", doch sein Gegenüber ist froh über die althergebrachte Bilderschau. "Hier, das ist die zahnärztliche Station, die der Verein im Jahr 2000 im Hospital in Nyabondo, unserem Basiscamp, eingerichtet hat." Und da lächelt dann auch Lawrencia, jene Nonne vom Franziskanerorden "The Franciscan Sisters of St. Joseph", der das Hospital führt, von einem der Fotos. "Das ist es, was mich stets aufs Neue berührt. Die Kenianer sind bitter arm, aber trotzdem immer freundlich und aufgeschlossen", sagt Benedix. "Sie haben Stolz."
Ein paar Fotoalben-Seiten weiter zeigt er, was er meint: Ein Patient hat sich für den Zahnarztbesuch fein gemacht. Er trägt ein grünes Sakko, am Revers eine große Brosche, Schlips und Hut. Bendix lächelt: "Auch wenn die Kleidung sicher ewig kein Wasser gesehen hat, für diesen Mann ist sie der ,Sonntagsstaat'."