Solar-Lampen-Flasche 2.0

#1 von carlos , 04.09.2011 12:02

Flaschentrick erleuchtet Manilas Slums

Stolz zeigt Demi Bukas auf die Plastikflasche im Dach seiner Hütte. "Die habe ich selbst eingebaut", sagt er. Er hat auch die fast 6000 anderen Flaschen in seiner Nachbarschaft installiert. Bukas lebt in einem Slum in Manila, der Hauptstadt der Philippinen. Eigentlich ist der 47-Jährige Zimmermann, doch seit März bringt er auf ungewöhnliche Weise Licht in die Küchen und Wohnzimmer der Ärmsten der Armen.

Ein Drittel der rund 100 Millionen Philippiner lebt heute unterhalb der Armutsgrenze. Das durchschnittliche Familieneinkommen liegt unter 300 Euro im Monat. Bis in die sechziger Jahre waren die Philippinen nach Japan das zweitreichste Land Asiens. Doch während Länder wie Thailand oder die Tigerstaaten Südkorea, Singapur und Taiwan sich wirtschaftlich entwickelten, versickerte ein Großteil der Einnahmen aus Handel und Industrie auf den Philippinen im Geflecht allgegenwärtiger Korruption. Die Armut wird noch verschlimmert durch explodierende Bevölkerungszahlen: In einem halben Jahrhundert hat sich die Anzahl der Philippiner verdoppelt. Rund 50 Prozent davon sind unter 25 Jahre alt. Allein in Manila lebt ein Viertel der Bewohner in illegalen Siedlungen oder Slums.

So wie Dime Bukas. Er wohnt in San Pedro, im Süden der Metropolregion, fernab von Shoppingmalls und Edelboutiquen. In einer 40 Quadratmeter großen Wellblechhütte lebt er zusammen mit sechs Familienmitgliedern. Vor dem Haus verlaufen Bahnschienen. Darauf wird mit Handkarren zu den Hütten transportiert, was gebraucht wird. Seit März dieses Jahres sind das mehr und mehr Rohmaterialien für den Bau von Solar-Flaschen-Lampen.

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Philippinen: Plastikflaschen als Solarlampen

Bukas baut die Flaschen im Eingangsbereich seiner kleinen Hütte zusammen. Das Verfahren ist einfach: Eine Ein-Liter-Plastikflasche wird mit Wasser und einer kleinen Menge Bleichmittel gefüllt. Danach wird sie in ein Loch in einem rund 20 mal 20 Zentimeter großen Stück Wellblech gesteckt. Ein kleiner Zahnkranz, der als Widerhaken dient, verhindert, dass die Flasche durch das Blech rutscht. Abgedichtet wird die Konstruktion mit etwas Gummi - und schon ist die Solar-Flaschen-Lampe fertig. Durch ein kleines Loch im Dach wird sie ins Innere der Hütte gelassen. Scheint die Sonne von außen auf die Flasche, leuchtet sie wie eine Glühbirne. Weil Wasser Lichtstrahlen anders bricht als Luft, streut das Licht in alle Richtungen.

Die Gemeinde zahlt

Seit Dime Bukas angefangen hat, Flaschen in Hütten zu installieren, kann er sich vor Aufträgen kaum retten. Jeden Tag schraubt er 70 Flaschen zusammen. "Leute kommen zu Dime und wollen sofort eine Flasche installiert haben", berichtet Norvic Solidum. Der kleine bärtige Mann ist Vize-Bürgermeister der Gemeinde San Vincente, zu der auch der Slum gehört, in dem Dime Bukas lebt. Solidum legt viel Wert darauf, dass er es ist, der das Material und die Installation der Solar-Flaschen-Lampe bezahlt. Genau genommen ist es aber die Gemeinde. So klar und eindeutig sagt er das aber nicht gerne. Für die Slumbewohner ist es egal. Was für sie zählt: Sie müssen lediglich eine Plastikflasche mitbringen. Der Rest der Materialien wird gestellt.

Rund 100 Meter von Dime Bukas Wellblechverschlag lebt Virginia Mercado in einer ähnlichen Hütte. Die Frau ist überglücklich über ihre Lampe. Wenn sie könnte, würde sie noch "eine oder zwei installieren", sagt sie. Hinter ihrem kleinen Sari-Sari-Store, einem philippinischen Kiosk, erleuchtet eine Solar-Flaschen-Lampe ihr Wohnzimmer. "Die Lampe leuchtet sogar, wenn der Mond scheint", freut sich Virginia Mercado. "Das ist also nicht nur eine Solar-, sondern auch eine Lunar-Flaschen-Lampe."

Erfunden in Brasilien

Die Idee mit den Solar-Flaschen-Lampe hatte Illac Diaz aus Manila. Der 39-jährige ist auf soziale Unternehmungen spezialisiert. Schon während seines Studiums baute er in Städten Schulen aus Plastikflaschen, auf dem Land benutzte er Bambus. "Wir verwenden das, was verfügbar ist", sagt Diaz.

Was Diaz nun in Manila so populär macht, erfand bereits 2002 der Brasilianer Alfredo Moser. Während eines Stromausfalls kam er auf die Idee, in die Decke seiner Arbeitshalle Plastikflaschen einzulassen.

"Isang Litrong Liwanga" - "Ein Liter Licht" - nennt sich das Projekt, das auf den Philippinen für Begeisterung sorgt. Angestoßen hat es die von Diaz gegründete MyShelter Stiftung. Bis Ende 2012 will der ehemalige Schauspieler eine Million Menschen auf den Philippinen mit Solar-Flaschen-Lampen ausstatten. "Wenn es in diesem Tempo weitergeht, dann haben wir die Million schon Mitte kommenden Jahres geschafft", freut er sich.

Auf den Müllkippen von Manila gibt es reichlich Plastikflaschen. "Was liegt da näher, als sie für die Beleuchtung der Slums zu verwenden", erklärt Diaz. Selbst die Stromkonzerne des Landes unterstützen das Projekt.

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Interessenten von überall auf der Welt stehen bei Illac Diaz und seiner Stiftung bereits Schlange. Auch in Südafrika, Vietnam und anderen Ländern mit viel Sonne sollen die Solar-Flaschen-Lampen bald Küchen und Wohnzimmer erhellen. Die Philippinen dienen als Modellversuch.

Solar-Lampen-Flasche 2.0

Die Solar-Lampen-Flaschen sollen auch Arbeitsplätze schaffen und Slumbewohnern damit die Chance geben, der Armut zu entfliehen. In Manila haben sich bereits die ersten Firmen darauf spezialisiert, diese Leuchten zu installieren.

Auch Dime Bukas konnte sich mit der Technologie eine Existenz aufbauen. 40 Pesos, umgerechnet rund 65 Euro-Cent, bekommt er für jede montierte Flasche. 4000 will er noch bis Ende des Jahres montieren. Im kommenden Jahr wird er dann vielleicht ein neues Modell installieren. Denn Illac Diaz experimentiert bereits mit Leuchtdioden, Batterien und kleinen Solarzellen, die in die Flasche integriert werden sollen. Dann wird aus der Solar-Flaschen-Lampe eine echte Lunar-Flaschen-Lampe, die auch bei Nacht leuchtet.

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RE: Solar-Lampen-Flasche 2.0

#2 von carlos , 04.09.2011 12:03

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