„Die Leute haben uns herbeigesehnt“, sagt der Nonnehorner Zahnarzt Ekkehard Schlichtenhorst. Nach 16 Monaten Corona-Pause sei die Praxis in der bolivianischen Ortschaft Huancarani voll gewesen. Endlich konnte Schlichtenhorst die Zahnarztpraxis gemeinsam mit drei anderen Freiwilligen wieder öffnen. Sein Verein Förderkreis Clinica Santa Maria (FCSM) betreibt sie in Huancarani als zahnärztlich-humanitäres Hilfsprojekt. Eine voll ausgerüstet Praxis mit einem Sprechzimmer, einem Prophylaxeraum und einem zahntechnischen Labor.
Schlichtenhorst war in diesem Jahr zwei Mal vor Ort. Anfang August für sechs Wochen und Ende Oktober nochmal für eine. Endlich konnte das Projekt wieder losgehen. Das Problem war nur: Es hatten sich nicht genug Zahnärzte und -techniker gemeldet. Erst Mitte des Jahres ist die Nachfrage wieder angestiegen. Vor allem junge Zahntechniker hatten sich gemeldet. Das liege an Corona, sagt Schlichtenhorst. „Die älteren warten noch ab.“ In Bolivien sei die Impfquote Ende Oktober bei 55 Prozent gelegen – für ein Land wie dieses sei das hoch.
Praxis 2014 aufgebaut
Schon 2014 hat Ekkehart Schlichtenhorst die Zahnarztpraxis aufgebaut. Seit dem verbringt er jedes Jahr mehrere Wochen dort. Immer im Wechsel mit anderen Freiwilligen und Studenten, die auch aushelfen. Was bisher aber gefehlt hat, war eine konstante helfende Hand. In diesem Jahr hat der Verein eine gefunden. Wilfredo arbeitet seit einiger Zeit in der Praxis. Eigentlich ist er Schreiner. Wegen einer Operation am Rücken kann er aber nicht mehr schwer heben und folglich auch nicht mehr in seinem ursprünglichen Beruf tätig sein.
Wir wollten ihm helfen und haben ihm eine Stelle bei uns angeboten,
sagt Schlichtenhorst. „Wenn er sich so weiter entwickelt, ist es ein klassische „Win-Win-Situation.“ Von den Spendengeldern wird seine Ausbildung und sein Gehalt bezahlt.
Auch davon zahlen konnte FCSM den zweiten Arbeitsplatz in dem zahntechnischen Labor in Huancarani. „So können wir der großen Nachfrage nach einfachem Zahnersatz nachkommen“, sagt Schlichtenhorst. Aber auch hier mangele es an der Bereitschaft von Zahntechnikern, einmal ein paar Wochen in Bolivien zu arbeiten.
Mobiles Hilfsteam aufgegeben
Die lassen sich schlecht mit Spendengeldern kaufen. Was der Verein damit aber schon anschaffen konnte, ist neues Material für die Praxen. „Als ich im Oktober vor Ort war, habe ich gemerkt, dass noch einiges fehlt“, sagt der Zahnarzt. Silikonabdrücke besorge er lieber in Deutschland. „Wir wollen nicht das gleiche Material für unterschiedliche Zwecke nutzen.“ Auch die passenden Spritzen dazu fehlten. Außerdem sei das Kunststoff des Behandlungsstuhls gerissen – der müsse ersetzt werden.
Das Mobile Hilfsteam musste der Verein aufgeben. „Mir lag das Projekt sehr am Herzen und umso schlimmer ist es, dass wir es nicht mehr betreiben können“, sagt Schlichtenhorst. Mit einem Wagen, in dem ein mobiler Behandlungsraum verbaut war, fuhr ein Team durch das Land und vor allem in entlegenen, ländliche Gegenden, um die Zähne der Menschen zu behandeln. „Vielleicht können wir es ja wieder aufbauen“, sagt er. Aktuell sei es aber nicht möglich.