2020: Dominikanische Republik
Von: Gulia Weniger und Alexandra Zorn (Universität Hannover)
Organisation: DIANO e.V.
Zeitraum: 04.02.20 - 11.03.20
Wir sind Alex und Giulia und haben vor zwei Monaten unser Zahnmedizinstudium an der Medizinischen Hochschule Hannover beendet. Bevor wir den Arbeitsalltag beginnen, entschieden wir uns während des Examens zuvor eine Famulatur im Ausland zu machen. Dabei sind wir auf die Organisation DIANO in der Dominikanischen Republik gestoßen.
ZAD-FAMULATUR-DOMINIKANISCHE REPUBLIKUnsere Famulatur begann Anfang Februar (schwer bepackt mit 50kg Spendengepäck aus Deutschland) mit der Ankunft in Punta Cana, wo wir von Linet und Claudia, zwei ehrenamtliche Helfer vor Ort, herzlich empfangen wurden. Später stellte sich heraus, dass diese beiden alles ihnen Mögliche taten, um uns das Leben dort zu erleichtern und uns unter die Arme zu greifen. Wir unternahmen aber auch außerhalb der Arbeit etwas zusammen und lernten so Land und Leute besser kennen.
Uns war nicht bewusst, dass der Flughafen in Santo Domingo näher gewesen wäre, sodass es einige Zeit dauerte, bis wir in den frühen Morgenstunden unsere Unterkunft in Juan Dolio erreichten.Juan Dolio ist ein kleiner Ort nahe San Pedro, der direkt am Strand gelegen ist und uns bei der Suche nach einer Unterkunft nahegelegt wurde. Der erste Standort der Organisation war Consuelo, eine sehr ländliche Region in der Nähe von San Pedro. San Pedro ist eine recht laute Stadt ohne viel Tourismus, die genau deshalb aufregend und eindrucksvoll ist und ein gutes Gefühl von dem Leben der Menschen vor Ort vermittelt.
Jeden Morgen sind wir etwa eine Dreiviertelstunde mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Consuelo gefahren. Es handelt sich hierbei um sogenannte Guaguas (ein völlig überfüllter Kleinbus, der ohne jeglichen Zeitplan fährt und den man einfach per Handzeichen am Straßenrand anhält). Obwohl die Menschen im Bus und auf den Straßen sehr hilfsbereit und freundlich waren und uns so gut sie konnten halfen an unserem Ziel anzukommen, war es jeden Morgen aufs neue eine große Herausforderung und wir waren uns nie sicher, ob wir unser Ziel wohl erreichen würden. Dies lag vor allem daran, dass wir kein Spanisch sprechen und dort kaum jemand englisch spricht (was uns gegenüber leider während der Planung nicht erwähnt wurde). Dies stellte dementsprechend auch während der Behandlungen ein großes Problem dar, sodass wir immer auf Hilfe angewiesen waren, da eine Verständigung ohne Übersetzer nicht möglich war.
Vor Ort erwartete uns ein Sammelsurium an Spendenkoffern mit den unterschiedlichsten Materialien. Da es vor Ort niemanden gab, der wusste wo sich was befindet und was überhaupt vorhanden ist und was nicht, verstrich erst einmal sehr viel Zeit ehe wir alles sortierten und einen groben Überblick über alle Materialien und Voraussetzungen erlangen konnten. In der ersten Woche funktionierte leider keine der mobilen Einheiten vollständig, sodass oft ohne Wasserkühlung und Absaugung selbst eine Füllung zu einer großen Herausforderung werden konnte. Dadurch, dass es vor Ort kein Röntgen oder Materialien für Wurzelkanalbehandlungen gab, beschränkte sich die Behandlung weitgehend auf Füllungen und Extraktionen. Wir hätten uns gewünscht im Voraus darüber informiert zu werden, dass kein erfahrener Zahnarzt bzw. fachkundiges Personal vor Ort ist, was vorab anders angekündigt und besprochen war. Wir waren zwar insgesamt vier kürzlich approbierte Zahnärzte (zwei davon kamen aus Würzburg), hatten aber keinen erfahreneren Ansprechpartner vor Ort und waren dadurch komplett auf uns alleine gestellt. Dies sollte einem vorher bewusst sein und durchaus in die Entscheidungsfindung einer Organisation mit einbezogen werden. Aber wie sagt man so schön: „Man wächst mit seinen Aufgaben“. Wir haben uns dennoch gut zu Recht gefunden, sodass wir den Patienten helfen und darüber hinaus viele Erfahrungen sammeln konnten.
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Die freie Zeit nach der Arbeit haben wir recht vielfältig genutzt. Wir waren abends noch etwas am Strand, haben mit Einheimischen einen Tanzkurs in San Pedro besucht oder haben sonntags auch mal einen Tagesausflug wie zum Beispiel zur Isla Saona gemacht. Als Frau waren die Abendveranstaltungen allerdings manchmal recht begrenzt, da uns wiederholt geraten wurde möglichst vor Einbruch der Dunkelheit ein Guagua nach Hause zu nehmen und vorsichtig zu sein. Vor allem wenn man die Sprache weder spricht noch versteht sind nächtliche Zurufe dann nicht ganz vertrauenserweckend.
Da die Behandlungen in Consuelo ohne spanisch bereits sehr schwierig waren und wir so gut wie immer auf einen Übersetzer angewiesen waren, kam für uns das weitaus ländlichere Bergdorf Comedero als nächster Behandlungsstandort nicht mehr in Frage. Wir haben uns daher dazu entschieden als nächstes im Monkey Jungle (etwa 30min von Sosua) zu arbeiten.
ZAD-FAMULATUR-DOMINIKANISCHE REPUBLIK Im Laufe unseres Aufenthaltes haben wir heraus gefunden, dass die Zahnklinik (zugleich auch ein Ort, an welchem Zip-Lining-Touren für Touristen angeboten werden) dort ausschließlich samstags geöffnet hat. Uns war bis kurz vor unserer Anreise nicht klar, welchen Aufgaben wir an den anderen Tagen nachgehen werden. Rob, der Manager des Monkey Jungles, hat dann an den übrigen Wochentagen Besuche in unterschiedlichen Schulen organisiert. Dort haben wir (wieder mithilfe eines einheimischen Übersetzers) Prophylaxeinstruktionen gegeben, zusammen mit den Schülern das Zähneputzen und den Gebrauch von Zahnseide etc. an einer Affenpuppe geübt und zuletzt den Zahnstatus aller Schüler gecheckt. Während wir in Schulen gearbeitet haben, die in der Nähe von Sosua lagen, haben wir erst in Puerto Plata und danach in Cabarete gewohnt. In Cabarete (unserer Meinung nach deutlich schöner, abwechslungsreicher und mehr auf junge Leute ausgerichtet) haben wir aus Anraten in Ali’s Surfcamp gewohnt, was sehr zu empfehlen ist. Als wir in einer Schule in Las Terrenas (Halbinsel Samana) arbeiteten, hat der Direktor der Schule uns sowohl den Transfer (etwa 4h ab Sosua) als auch die Unterkunft (bei Lehrern der Schule) organisiert.
Durch all die vielen Eindrücke und Erlebnisse verging die Zeit wie im Flug und wir waren rasch am Ende dieser Reise. Unsere Famulatur hat uns viele tolle Erfahrungen bereitet und wir sind froh so viele Eindrücke von Land und Leuten gesammelt zu haben. Darüberhinaus hat es uns auch fachlich voran gebracht und wir hatten viel Spaß beim Behandeln. Es ist ein schönes Gefühl zu sehen, mit welch für uns als „selbstverständlich“ geltenden Dingen, man den Menschen hier teilweise helfen konnte. Man muss sich aber darüber bewusst sein, dass man zu Beginn nicht zu viel an Organisation erwarten darf. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass hier alles eher spontan „organisiert“ wird und man die Sachen meist selbst in die Hand nimmt. So kam es auch, dass wir dann vor Ort selbst entschieden haben aufgrund der Sprache an einen anderen Ort weiterzuziehen.
Wir würden jederzeit wieder im Ausland arbeiten und möchten die Erfahrungen, die wir in den vergangenen Wochen und Monaten sammeln konnten nicht missen.
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