Gute Hilfe im Ausland ist deshalb schwierig. Nehmen wir das Beispiel Vietnam. Das war das Land, das als einer der ersten schon ab Mitte der 80er Jahre von unzähligen LKGS-chirurgischen Gruppen besucht wurde. Zehntausende Kinder sind seither operiert worden, aber die Versorgung im Land ist immer noch auf einem mangelhaften Niveau. Natürlich liegt dies auch an den sozioökonomischen Bedingungen, doch die Initiatoren der Hilfe aus dem Ausland sollten sich heute die Frage stellen, was sie hätten besser machen können.
Bei den zumeist ehrenamtlichen Operationseinsätzen spielt die Interessenlage eine große Rolle. „Ich kann unbürokratisch operieren“, „Ich bekomme seltene chirurgische Fälle“, „Ich kann ein Land anders kennenlernen“, „Ich schätze das Gruppenerlebnis“, „Ich kann zuhause über meinen Einsatz positiv berichten“, sind Schlüsselmotive, die wir gut kennen. Die ehrliche Beschäftigung mit dem Land selbst steht in der Regel hinten an!
Landeskenntnisse sind wichtig, damit das Projekt keine Eintagsfliege wird
Welchen Normen und Werten folgen die Menschen, denen wir helfen? Welchen Normen und Motiven folgen unsere Verhandlungspartner und Freunde im Land? Für wen gibt es eine Krankenversicherung? Wie viel verdienen Ärzte und Krankenhauspersonal im staatlichen System und auf privater Basis? Wie hoch ist der formelle und informelle Eigenbeitrag von Patienten? Wie funktioniert die offizielle Versorgung für Spaltkinder? Wie müssen wir die Politik und die Verwaltung im Land einbinden? Welche negativen Konsequenzen lösen wir im Land durch unser Engagement aus? Welche ausländische Gruppe hilft sonst noch im Land oder in der Region wo ich tätig werden möchte.
Die Suche nach Antworten ist schwierig und zeitaufwendig, erhöht aber die Wahrscheinlichkeit markant, dass das eigene Projekt eine nachhaltig positive Wirkung für die medizinische Versorgung im Land auslösen kann und keine Eintagsfliege wird. Wir müssen deshalb offen sein für eine intensive Kommunikation mit den unterschiedlichsten Gesprächspartnern.
Im Kern ist es unmöglich, die Lebensbedingungen, Lebensumstände und kulturellen Eigenheiten eines anderen Landes tiefgründig zu verstehen. Wir können uns jedoch annähern und so einen nachhaltigeren Beitrag leisten, damit endlich in unserem Fall mehr Spaltkinder umfassender behandelt werden - inklusive guter Aufklärung der Eltern, psychologischer Betreuung und notwendig
Wir müssen in Zeiträumen von Zehn bis 20 Jahren denken
Eine über einheimische Strukturen getragene eigenverantwortliche Lösung für ein medizinisches Problem sollte unser Anspruch und unser Ziel sein. Zehn bis 20 Jahre sind Zeiträume, die wir dafür einplanen müssen. Alle ehrenamtlich am Ausland Interessierte, bitten wir darum, sich in so angelegten Projekten zu engagieren.
Alexander Gross
Geschäftsführer Deutsche Cleft Kinderhilfe e.V.
Weitere Informationen zur Hilfsorganisation sowie aktuelle Beiträge aus verschiedenen Hilfseinsätzen finden Sie hier.