Sie hat sich einen Traum erfüllt: Nina Sickenberger hatte gleich im ersten Semester ihres Studiums der Zahnmedizin von Ärzten erfahren, die im Ausland ehrenamtlich tätig waren. Das wollte sie auch. Also nahm sie im neunten Semester die Chance wahr und verbrachte einige Zeit auf der afrikanischen Insel Madagaskar, der viertgrößten Insel der Welt. Im ehrenamtlichen Team behandelte sie Tag für Tag Zahnpatienten. Inzwischen hat die Gruppe den Verein "Planet Action - Helfende Hände" gegründet. Nina Sickenberger sagt: "Uns eint der Wunsch, mit unseren zahnmedizinischen Fähigkeiten etwas für weniger privilegierte Menschen zu tun. Es ist eben nicht in jedem Land selbstverständlich, zum Zahnarzt gehen zu können, wenn man etwa von Schmerzen geplagt wird."
Nur wenige Tage vor dem RNZ-Gespräch war Sickenberger von einem Einsatz in Malawi, einem der ärmsten Länder der Welt, zurückgekehrt. Sie verbrachte drei Wochen in dem afrikanischen Land. Die 26-jährige Zahnärztin lächelt, wenn sie sich daran erinnert: "Wir haben von morgens bis abends Patienten behandelt." Da blieb kaum Zeit für ein Sonnenbad. Zum Malawi-Team gehörten außerdem Zahnarzt Dr. Hans Lohr, Zahnärztin Anja Stengele, dazu Angie Lohr, Dominik Biehler und Matthias Schmitt für die Logistik und Assistenz. Erste Station war das St. Gabriel’s Hospital in Namitete. Zweite Station war ein Krankenhaus in Karonga, das inzwischen stillgelegt ist, weil es kein Geld für den Unterhalt gibt. Das Team aus Deutschland verteilte rund 1500 Zahnbürsten mit Zahnpasta, die sie in Malawi gekauft hatten. "Wir haben Kindern gezeigt, wie man Zähne putzt", sagt Sickenberger. Zahnbürste und Zahnpasta kosten in Malawi rund einen Euro - das sind bei einem monatlichen Einkommen von rund 30 Euro Luxus-Artikel.
Am meisten war Sickenberger von einer rund 40 Jahre alten Patientin beeindruckt, die mit Fieber und Schüttelfrost kam. Die Frau wog nur noch 37 Kilogramm, weil sie aufgrund der Zahnschmerzen nicht mehr essen konnte. Das Ärzteteam öffnete einen riesigen Abszess im Mund, damit der Eiter abfließen konnte. Die Frau erhielt ein Antibiotikum, das Fieber klang ab. Kurz darauf wurden mehrere Zähne entfernt, die den Abszess hervorgerufen hatten. Ohne die Hilfe wäre die Frau an den Folgen der Zahnprobleme vermutlich gestorben. Sickenberger: "Es war eines der schmerzlichsten und schönsten Erlebnisse."
Klar ist: "Wir wollen mit Hilfe von Spendengeldern am St. Gabriel’s Hospital eine zahnmedizinische Abteilung aufbauen und die dreijährige Ausbildung für einen Zahnmediziner finanzieren", sagt Matthias Schmitt. Er hat eine Ausbildung zum Bankkaufmann absolviert und Betriebswirtschaftslehre studiert. Im Verein ist er für die Finanzen zuständig.
Es gab schon mehrere Zahnarzt-Einsätze des Vereins in Madagaskar. Im afrikanischen Radio wurde sogar für die deutschen Gäste geworben. Manche Patienten liefen für die Behandlung viele Stunden zu Fuß. "Wir haben zum Teil im Freien gearbeitet", so Nina Sickenberger, "die Patienten lagen auf einem Tisch, Stirnlampen mit Solarstrom lieferten das Licht."
Der Verein wurde 2016 gegründet und zählt inzwischen rund 60 Mitglieder. Mitmachen können Zahnmediziner, Studenten, aber auch Nicht-Zahnärzte, die sich um die Logistik vor Ort kümmern. Alle Teilnehmer übernehmen die Kosten für die Reise, Unterkunft und Verpflegung selbst. Schmitt: "Die Spenden-Gelder sollen zu 100 Prozent den Patienten in Afrika zugute kommen."
Fi Infos per E-Mail-Anfrage an info@ planet-action.de.