Famulatur in Brasilien

#1 von carlos , 22.01.2017 00:44

Übersicht Erfahrungsbericht - Das Wichtigste auf einen Blick

Wir, Armin und Mehdi, frisch approbierte Zahnärzte aus Hannover haben während des Examens beschlossen nach dem Abschluss des Studiums an einem zahnärztlichen Hilfsprojekt im Ausland mitzuwirken und uns nach langem Überlegen für das Land Brasilien entschieden. Über das ZAD-Portal und der dortigen Länderübersicht sind wir auf das „zahnärztliche Hilfsprojekt Brasilien e.V.“ gestoßen, welches uns prompt zugesagt hat und haben daraufhin den Ansprechpartner und Leiter, Ruben Beyer, kontaktiert und ziemlich schnell auch eine Zusage erhalten. Mit der Zusage erhielten wir ebenfalls den Standort und die Namen der Ansprechpartner unserer zukünftigen Zahnstation, das Educandario Sao Joaquim – eine katholische Schule in der Nähe von Recife, im Norden Brasiliens.

Nachdem wir den Beschluss gefasst hatten nach dem Examen im Ausland ehrenamtlich zu arbeiten, verliefen die Vorbereitungen Dank der einfachen Hilfestellung und guten Organisation des ZAD und Ruben Beyers sehr gut und komplikationsfrei. Im Großen und Ganzen haben uns die Vorbereitungen (notwendige Impfungen, Reiseplanung), einschließlich der Einplanung der Fahrtkostenzuschüsse über den DAAD wenige Wochen gekostet.

Glücklicherweise benötigt man als deutscher Staatsbürger kein Visum für einen Aufenthalt von weniger als drei Monaten in Brasilien. Falls ein Visum für einen längeren Aufenthalt benötigt wird, ist dieses kostenfrei.

Die Flugbuchung verlief ebenfalls schnell und unproblematisch und so konnte die Reise nach Südamerika endlich starten. Angefangen in Peru, ging es über Bolivien, Chile, Argentinien und Chile nach Brasilien, der letzten Station unseres Trips. Bereits beim Border-Crossing haben wir gemerkt, dass wir mit unseren Spanisch- und Englischkenntnissen nicht weit kamen. Die Brasilianer verstehen zwar Spanisch, umgekehrt ist es aber leider quasi unmöglich als Spanisch sprechender Portugiesisch zu verstehen. Also empfehlen wir Euch dringend bei einer Teilnahme an einem zahnärztlichen Hilfsprojekt in Brasilien Euch ein paar Portugiesischkenntnisse anzueignen. Vor Ort gab es auch keine Übersetzer, wir waren öfters mal auf ein Wörterbuch angewiesen, allein darauf kann man sich allerdings nicht verlassen. Im Vorfeld können wir aus eigener Erfahrung den Gebrauch von zwei Sprachapps (Duolingo, Babbel) empfehlen. :-)

Nachdem wir uns also vom Süden Brasiliens in Richtung Norden bewegten und nebenbei fleißig Portugiesisch übten, stieg auch die Vorfreude auf die bevorstehende Arbeit im Educandario Sao Joaquim. Als wir schließlich an einem Sonntag von Rio nach Recife geflogen sind, wurden wir, nach einem Tag Aufenthalt im Magalhaes Bastos, (einer weiteren katholischen Schule und Zahnstation in Recife) von Caetano (unserem zukünftigen Fahrer) abgeholt und zum Educandario Sao Joaquim gefahren. Dort lernten wir am selben Morgen noch die Lehrer und Mitarbeiter kennen und hatten ebenfalls die Gelegenheit uns den Schülern der verschiedenen Jahrgänge (1. – 5. Klasse) vorzustellen. Im Anschluss wurden uns die Einrichtungen der Schule (Schlafzimmer, Küche, Sportplatz, ...) gezeigt und uns unser bevorstehender Arbeitsablauf beschrieben.

Unser Aufgabenfeld konzentrierte sich während unseres Aufenthalts auf konservierende und chirurgische Maßnahmen bei Kindern und Jugendlichen zwischen 4 und 12 Jahren. Dabei reichte unser Behandlungsspektrum von kleineren Füllungen bis hin zu größeren Pulpotomien, Exzisionen und Milchzahnextraktionen.

Famulatur in Brasilien

Die Arbeit begann montagnachmittags um 13 Uhr und endete um 16 Uhr. Dienstags, mittwochs und donnerstags arbeiteten wir von 8-12 und 13 bis 16 Uhr. Einmal wöchentlich (dienstags) stand uns ein brasilianischer Zahnarzt (Dr. Augusto), der auch Englisch spricht, für die schwierigeren Fälle zur Seite. Dr. Augusto kann Euch definitiv den ein oder anderen Tipp im Umgang mit Kindern geben.

Freitagmorgens wurden wir Caetano abgeholt und nach Recife zum Busbahnhof gefahren. Von dort aus konnten wir das verlängerte Wochenende nutzen, um verschiedene Strandorte in der Nähe von Recife zu besuchen. Besonders empfehlenswert fanden wir Praia do Pipa, ein Strandort, an dem man mit ein wenig Glück mit Delfinen am Strand schwimmen kann und nach dem entspannten Tag in der Sonne, den Tag/Abend mit einem Eis aus einem der besten Eisdielen Brasiliens (Gelateria Preciosa, do it!) ausklingen lassen kann. Montagmorgens wurden wir dann wieder von Caetano abgeholt und zurück zum Educandario gefahren.

An der Schule gibt es freies W-Lan, ihr habt ein privates Zimmer mit zwei Betten, die zum Glück mit einem Moskitoschutz ausgestattet. In dem Zimmer befinden sich außerdem ein Ventilator, ein Schreibtisch und ein Waschbecken mit Spiegel. Es wird drei Mal täglich sehr leckere nordöstliche brasilianische Küche serviert.

Dementsprechend hatten wir während der Woche keine Ausgaben, sondern lediglich an den Wochenenden.



Im Folgenden listen wir euch eine kurze Kostenübersicht auf:

Busfahrten (10 -20 €)
Unterkünfte an den Wochenenden (ca 10 - 15€ (Hostels))
Mahlzeiten an den Wochenenden (15 – 20€ / Tag)

Bei den Busfahrten handelt es sich um Fixpreise. Bei den Unterkünften und den Mahlzeiten kann man selbstverständlich selber entscheiden, wie viel man ausgeben möchte, es geht entsprechend auch etwas günstiger oder teurer.

Famulatur in Brasilien

In Brasilien kann man an fast jedem Ort mit einer Master- oder Visacard Geld abheben. Ein Konto bei der Apobank ist ebenfalls empfehlenswert, da ihr dadurch kostenfrei Geld abheben könnt bzw die Gebühren für das Abheben zurückerstattet bekommt.

Für längere Aufenthalte in Brasilien kann eine brasilianische Sim-Karte ebenfalls empfehlenswert sein, um via Internet mit Freunden und Verwandten den Kontakt zu halten.

Vor Eurer Abreise solltet ihr euch auch über Gefahren und notwendige Impfungen im Land informieren und Euch wie bereits erwähnt etwas mit der Sprache und der Kultur auseinandersetzen.

Abschließend möchten wir jedem, der an einem Ausländischen Hilfsprojekt interessiert ist, dieses Projekt sehr ans Herz legen. Wir haben unheimlich viel Spaß gehabt in Brasilien, haben sehr viele schöne persönliche Erfahrungen sammeln können, vor allem unsere zahnärztlichen Fähigkeiten erweitern können, unsere Portugiesischkenntnisse deutlich verbessern können, viele unfassbar nette Menschen und eine sehr herzliche gastfreundliche Kultur kennenlernen dürfen. Wir verließen Brasilien mit einem lachenden und einem weinenden Auge und verbleiben mit einem „muito obrigado“, vielen Dank!

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RE: Famulatur in Brasilien

#2 von carlos , 22.01.2017 00:44

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