Entwicklungshilfe zwischen Ober- und Unterkiefer

#1 von carlos , 02.06.2016 23:19

Entwicklungshilfe zwischen Ober- und Unterkiefer leistete der Lörracher Zahnarzt Hans-Jürgen Weh kürzlich bei einem zweiwöchigen Einsatz in Afrika. Er ist bereits seit 1997 in Tansania engagiert, nun besuchte er erstmals auch zwei Hilfsprojekte in Uganda und Ruanda.

Von Kristoff Meller
Lörrach. „Ich wollte etwas ganz einfaches, wo man wirklich noch viel helfen kann“, erklärt Weh im Gespräch mit unserer Zeitung. Mit 24 Kilogramm Hilfsgütern und Füllmaterial im Wert von rund 5000 Euro, das eine Dentalfirma gespendet hatte, landete Weh zunächst in Kampala, der Hauptstadt Ugandas. Von dort ging es weiter zur Jehova Rapha Klinik.

Ein Dorf mit europäischen Standards

Der medizinische Standard dort ist laut Weh „wie in den 70er Jahren“ in Europa – „einfach aber zweckmäßig“. Die Klinik wurde von Maria Prean und deutschen Medizinern vor einigen Jahren aufgebaut. Die Österreicherin gründete 2001 den Verein „Vision für Afrika“ mit dem Ziel, Waisenkindern in Uganda eine Ausbildung und dadurch eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Der Verein unterstützt derzeit rund 5500 Kinder an 180 Schulen. Weh besuchte eine dieser Einrichtungen, die einem „richtigen Dorf“ gleicht, eingezäunt ist und eine „heile Welt“ mit europäischen Standards für die Kinder bietet.
Anschließend ging es zu einer mobilen Außenstation der Klinik oberhalb des Victoria-Sees. Diese war laut Weh „nur sehr rudimentär“ ausgerüstet. Der Bedarf für zahnärztliche Behandlungen sei hingegen „sehr groß“.

Zahnärztliche Ausbildungsstätte in Ruanda geplant

Die zweite Station seiner Reise führte Weh anschließend nach Kigali, die Hauptstadt Ruandas. Dort hatte er einen Gesprächstermin mit Verantwortlichen der Universität. An der Uni soll eine zahnärztliche Ausbildungsstätte aufgebaut werden, dafür fehlt aber das Ausbildungspersonal: „Materialspenden alleine bringen langfristig nichts“, sagt Weh.

Die zweite Woche verbrachte der Zahnarzt auf vertrautem Terrain im Kloster Peramiho im Südwesten Tansanias. Dieses Mal konnte er dort 16 Kartons mit Medikamenten und Dentalwerkzeugen übergeben, die er im November in Lörrach selbst zur Post gebracht hatte. Sie waren gut drei Monate lang unterwegs nach Tansania. „Sie haben mit dem Öffnen gewartet, bis ich da bin, damit ich ihnen erklären kann, für was man wie einsetzt“, erzählt Weh. Die Gegenstände mit einem Wert im mittleren fünfstelligen Bereich stammen aus einer aufgelösten Praxis aus der Nähe von Stuttgart.

Behandlung bei 38 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit

Gemeinsam mit den beiden örtlichen Zahnärzten und sechs Mitarbeitern behandelte Weh auch zahlreiche Patienten in der Zahnklinik des Klosters: „Bei 38 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit ging das ziemlich an die Substanz“. Oftmals sei es nicht möglich, den kranken Zahn zu erhalten, weil der Eingriff zu teuer sei. Darum bleibe nur der Griff zur Zange, um die Patienten von den Schmerzen zu befreien. „Viele haben jedoch nicht genügend Geld, um selbst die Behandlung zu bezahlen“, erklärt Weh. „Ganz ohne Gegenleistung“ werde jedoch nicht behandelt, um den Wert der Arbeit symbolisch deutlich zu machen. Mitunter werde aber auch schon mal eine Bananenstaude als „Zahlungsmittel“ akzeptiert, so Weh.

Als nächstes Projekt ist der Zahnarzt auf der Suche nach einem gebrauchten, funktionsfähigen Behandlungsstuhl für das zahnmedizinische Zentrum in Peramiho, das aus Kapazitätsgründen einen Anbau plant. Die größte Schwierigkeit dabei ist die Auswahl des Stuhles: „Er muss sehr einfach sein, damit wenig kaputt gehen kann und gleichzeitig noch recht neu.“ Kein leichtes Unterfangen, die meisten neueren Stühle sind zu komplex und benötigen im Falle eines Defekts einen speziellen Service-Mitarbeiter.

Spätestens 2018 möchte Weh wieder nach Afrika reisen und sich vor Ort engagieren, vielleicht kann er dann schon den neuen Behandlungsstuhl einsetzen.

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