Sontra. Zwei Wochen lang hieß es für Dr. Carina Angeli Kapverdische Inseln statt Sontra und Portugiesisch statt Deutsch. Denn die 33-Jährige begab sich für die „Dentist without Limits Foundation“ (Zahnärzte ohne Grenzen) in das Centro de Saude-Klinikum in Sao Domingos (wir berichteten).
„Seit Montagnachmittag bin ich wieder hier und muss mich erstmal wieder an alles gewöhnen. Die Arbeiten hier und auf den Kapverden sind zwei komplett verschiedene Welten“, so Angeli.
299 Patienten in neun Tagen behandelt
Neun Tage behandelte sie mit drei weiteren Zahnärzten 299 Patienten im Alter von zwei bis 80 Jahren, darunter viele Kinder und Jugendliche. „In Sao Domingos gibt es keinen Zahnarzt, die Bewohner müssten bis in die Hauptstadt Praya fahren, aber das ist für die meisten einfach nicht möglich“, erklärt die Zahnärztin. So war es kein Wunder, dass die Patienten jeden Tag Schlange standen und die Zahnärzte Behandlungen im Wert von rund 25.000 Euro vornahmen.
98 Patienten behandelte Carina Angeli in ihrer Zeit in Sao Domingos.
98 Patienten behandelte Carina Angeli in ihrer Zeit in Sao Domingos.
„Bei jedem Patienten mussten wir entweder einen Zahn ziehen oder eine Füllung machen, so viele extreme Fälle habe ich in Deutschland noch nicht gesehen“, erklärt Dr. Angeli. Abgebrochene Zähne und Karies standen an der Tagesordung.
Und bei der Behandlung standen den Ärzten nur die nötigsten Werkzeuge zur Verfügung, diese waren zumeist auch schon sehr alt.
Um die Zahnpflege in den Köpfen der Einheimischen zu verankern, ging es am letzten Behandlungstag in eine kleine Schule. 80 Kindern der 1. bis 5. Klasse, wurde hier der richtige Umgang mit der Zahnbürste beigebracht.
„Keines dieser Kinder war jemals in seinem Leben bei einem Zahnarzt gewesen, Vorsorge gibt es hier einfach nicht“, zeigt sich Carina Angeli besorgt. Dafür gäbe es aber an jeder Ecke Süßigkeiten zu kaufen, Zucker gäbe es auf den Kapverden ständig. Das erkläre auch den teilweise sehr schlechten Zustand der Zähne schon im Kindesalter. Umso wichtiger also, das Bewusstsein für die Vorsorge aufzubauen.
„Ich weiß jetzt, dass meine Arbeit in Sao Domingos gebraucht wird und ich bin froh, dass die Organisation noch bis in den Juni hinein Teams dorthin schicken wird“, danach ziehe man in das nächste Dorf weiter.
Probleme mit Gesundheitsamt
Wird sich die Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt allerdings nicht bessern, muss der Einsatz zu einem jähen Ende kommen.
„Wir wurden zwar vom Flughafen abgeholt und in unser Appartement gebracht, aber das war es dann auch schon. Der Zahnarzt, der uns helfen und übersetzen sollte, war nicht gerade zuverlässig und auch sonst haben wir vom dortigen Gesundheitsamt wenig Unterstützung erfahren“, beschwert sich Angeli, die hofft, dass sich dieses Problem für die nächsten Teams nicht mehr stellt.
Das Team der „Zahnärzte ohne Grenzen“ im Centro de Saude-Krankenhaus auf einer der Kapverdischen Inseln: (v.li.) Zahnärztin Julia Reichmann, Dr. Carina Angeli, Dr. Karsten Rübeling und Gruppenleiter Dr. Wolfgang Pehl.
Das Team der „Zahnärzte ohne Grenzen“ im Centro de Saude-Krankenhaus auf einer der Kapverdischen Inseln: (v.li.) Zahnärztin Julia Reichmann, Dr. Carina Angeli, Dr. Karsten Rübeling und Gruppenleiter Dr. Wolfgang Pehl.
Für sie ging es nach dem Besuch der Schule mit einem fast 20-stündigen Flug zurück in die Berg- und Hänselstadt. Zuhause angekommen schlug dann die Erschöpfung zu, 17 Stunden am Stück schlief sie.
„Ich war kurz bei meinen Eltern und wollte ein paar Stunden später noch einmal hin, doch kaum, dass ich etwas Ruhe hatte, bin ich auch erstmal nicht mehr aufgewacht“, lacht sie.
Nichtsdestotrotz ist sie sich sicher, dass sie wieder zu einem Einsatz fliegen würde. „Allerdings ist das alles kein billiges Vergnügen, ich habe 2.500 Euro für die Reise bezahlt und nur dank Spenden von Firmen mussten wir unsere Arbeitswerkzeuge nicht auch noch bezahlen. Das Geld ist der einzige Grund, an dem eine weitere Reise scheitern würde“, so die Ärztin.