als Freiwilliger in Entwicklungshilfeprojekten in Ecuador

#1 von carlos , 18.10.2014 20:27

Wenn Siegbert Kiese erst einmal beginnt, von seiner Zeit in Südamerika zu berichten, kann er gar nicht wieder aufhören. So viele Bilder hat er im Kopf, so viele Geschichten parat. Er erzählt von entlegenen Dörfern und praller Sonne zwischen hohen Bergen, von den dort lebenden Bauernfamilien, bellenden Hunden in der Nacht und natürlich von den Zahnproblemen seiner Patienten, seinem Fachgebiet.

Vor zwei Jahren verkaufte der 67-Jährige seine Achimer Zahnarztpraxis und ging in den Ruhestand. 35 Jahre hatte er dort gearbeitet, eine lange Zeit. Und dann? „Rumsitzen und Däumchen drehen war keine Option für mich“, erzählt der Zahnarzt. Stattdessen macht er es sich seitdem zur Aufgabe, „den Ärmsten der Armen“ zu helfen und arbeitet jedes Jahr für gut drei Monate in humanitären Entwicklungshilfeprojekten des deutschen Förderkreises „Clinica Santa Maria“ in Südamerika. Mitten im Regenwald Ecuadors und in einem Andendorf in Bolivien bietet er der Bevölkerung kostenlose zahnärztliche Behandlung an.

Für diese Zeit muss sich Siegbert Kiese jedes Mal auf komplett andere Lebensbedingungen einstellen. „Um Gottes Willen, wo sind wir denn hier hingekommen?“, fragte sich der 67-Jährige etwa zu Beginn dieses Jahres, als er nach 30-stündiger Anreise mit Flugzeug und Auto in Huancarani, einem 100 Seelen zählendem Dorf in den Anden von Bolivien eintraf. Für die nächsten drei Monate sollte er dort gemeinsam mit anderen Freiwilligen ein neu gegründetes Entwicklungshilfeprojekt vorantreiben. Matschige Wege voller Lehm, ein kleiner Kiosk, in dem es hauptsächlich Süßigkeiten und Milch zu kaufen gibt, und Hunde an jeder Ecke. „Alles wirkte sehr schlicht und einfach“, erinnert sich Siegbert Kiese an seinen Ankunftstag. Einen kleinen Schock bereitete ihm zunächst auch die Unterkunft, denn die musste er sich mit einem weiteren Freiwilligen, einem deutschen Medizinstudenten aus Rostock, teilen. Als einziger Rückzugsort blieb ihm eine provisorische Dachterrasse, auf die jedoch mit voller Wucht die intensive bolivianische Sonne schien. „Da haben wir improvisiert und aus Bauschutt und Plane einen Sonnenschutz gebastelt“, sagt Siegbert Kiese und lacht.

Auch die Arbeit ließe sich nicht mit seinem Alltag in der Achimer Zahnarztpraxis vergleichen. „Ich habe einfachste Behandlungen wie Füllungen durchgeführt und vor allem Aufklärungsarbeit geleistet“, erzählt Kiese. Wie putzt man sich richtig die Zähne? Was ist der Unterschied zwischen Milchzähnen und bleibenden Zähnen? Und wie können die Bewohner überhaupt auf die Hilfsprojekte aufmerksam gemacht werden? „Auf Busfahrten in größere Städte in der Umgebung habe ich kleine Zettelchen mit einer Wegbeschreibung zur Projektanlage verteilt. So konnten wir langsam ein Netzwerk aufbauen.“ Die Verständigung erfolgt auf Spanisch und manchmal auch auf Quechua, einer Sprache der indigenen Einwohner. „Da übersetzt dann ein Spanisch sprechendes Familienmitglied“, erklärt der Zahnarzt.

Der 67-Jährige kann sich schnell anpassen. Schon in jungen Jahren sei er viel mit dem Rucksack gereist, „damals eher durch Sibirien und Asien“. Als „alter Lateiner“ wollte er jedoch immer schon mal Spanisch lernen und das bunte Südamerika kennenlernen, so der Zahnarzt. Während seiner Arbeitszeit in Bolivien reiste er also an Wochenenden und Feiertagen mit Freunden aus einer Sprachschule durchs Land, bestaunte riesige Karnevalsumzüge, schlenderte über einen Schildkrötenfriedhof und trank zum ersten Mal Chicha, ein bierartiges Getränk Südamerikas. „Während meiner Zeit in den Projekten konnte ich das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden.“

Drei Monate reichen dem Zahnmediziner dann aber auch für seine humanitären Einsätze, schließlich warten in Bremen Frau und Garten auf ihn. „Zurück in Deutschland, wird einem dann bewusst, in was für einer reichlich saturierten Gesellschaft wir leben.“ Seit Siegbert Kiese zum ersten Mal südamerikanischen Boden betreten hat, lässt ihn das Fernweh nicht mehr los. „Die unglaubliche Freundlichkeit, Herzlichkeit und Bescheidenheit der liebenswürdigen Menschen dort sind der allerschönste Lohn für meine Arbeit.“ Deshalb geht es im Januar wieder los: Zunächst in den Regenwald Ecuadors und das Jahr darauf erneut in die hohen Berge Boliviens. „So lange ich fit bin, möchte ich das so oft wie möglich machen.“

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RE: als Freiwilliger in Entwicklungshilfeprojekten in Ecuador

#2 von carlos , 18.10.2014 20:27

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