Ärzte der Welt: Humanitärer Hilfseinsatz im eigenen Land

#1 von carlos , 10.08.2013 23:47

Als ich die geräumige Wohnung im ersten Stock in der Innenstadt von Thessaloniki betrete, erlebe ich eine Überraschung: der große Flur ist eng bestuhlt und dient als Wartezimmer, ein quergestellter Schreibtisch am Wohnzimmereingang ist die Anmeldung, darüber hängt die Flagge der griechischen Hilfsorganisation „Ärzte der Welt“.

Das Wohnzimmer wurde zum Büro umfunktioniert, hier werden Spenden angenommen und katalogisiert, Dienstpläne geschrieben und die Praxis organisiert. In den Nebenräumen sind drei gut ausgestattete Sprechzimmer und eine kleine Apotheke entstanden. Im Schichtbetrieb kümmern sich hier niedergelassene Ärzte unentgeltlich und ehrenamtlich um diejenigen, die sich keinen Arztbesuch und keine Medikamente mehr leisten können.

Und das werden immer mehr, bis zu 100 Patienten pro Sprechstunde, erklärt mir die Leiterin, eine der wenigen Hauptamtlichen hier. Gegründet wurde die Ambulanz eigentlich, um illegalen Einwanderern kostenlose medizinische Hilfe zu gewähren. Doch seit Griechenland wirtschaftlich in der Klemme steckt, kommen immer mehr Griechen hierher. Ein humanitärer Hilfseinsatz im eigenen Land.

Heute Nachmittag hat ein Diabetologe Dienst. Nach einer sehr freundlichen Begrüssung führt er mich in der Ambulanz herum und lässt mich einen Blick in seinen Arzneimittelschrank werfen: besonders die Abteilung Antidiabetika ist nur noch sehr dürftig bestückt.

Die Ambulanz der „Ärzte der Welt“ lebt von Spenden – eine besondere Bedeutung haben Arzneimittelspenden. In Griechenland dürfen Medikamente vom Arzt abgegeben werden. Ein kleiner, fensterloser Nebenraum der verwinkelten Wohnung dient einer ehrenamtlich arbeitenden Apothekerin als Arbeitsplatz. Sie sichtet die Arzneimittelspenden, prüft auf Inhalt, Menge und Verfallsdatum und fügt gleiche Medikamente zusammen. Nichts, was noch zu gebrauchen ist, wird weggeworfen.

Benötigt wird eigentlich alles: Hochdruckpräparate und andere Herz-Kreislaufmedikamente, Antidiabetika, Antibiotika, Schmerzmittel.

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