Als Zahnarzt wirklich gebraucht werden

#1 von carlos , 24.01.2013 20:19

Es gibt oft schlimme und schlechte Nachrichten aus Afrika. Andererseits erreichen auch gute und hoffnungsvolle Meldungen die Öffentlichkeit. Ein solches gutes Beispiel kann der Welzheimer Zahnarzt Dr. Albrecht Sorg liefern, der von einem dreiwöchigen zahnärztlichen Einsatz in Ghana berichtet, und zwar als „Volunteer Doctor“.

Die Organisation GRVD e. V. sucht laufend Ärzte aller Fachrichtungen, die bereit sind, sich in den Dienst der guten Sache zu stellen. Sorg: „Der Einsatz als Zahnarzt in Ghana hat mir Land und Menschen näher gebracht und ich kann nur jedem Kollegen ans Herz legen, die Erfahrung eines solchen Einsatzes einmal selbst zu machen.“ Es seien nicht nur die Eindrücke einer ganz anderen Weltreligion und Kultur, die ein solcher Aufenthalt mit sich bringe, sondern vor allem das gute Gefühl, dort als Zahnarzt wirklich gebraucht zu werden.

Der Flug, die Übernachtung in Accra und die Anfahrt ins Mary-Theresa-Hospital in Dodi Papase waren sehr gut organisiert.

Die Unterkunft im Bungalow von GRVD war einfach, aber für die dortigen Verhältnisse sehr gut. Die Verpflegung mit Getränken und Speisen mit Frühstück, Mittagessen und Abendessen war durch die Haushälterin Jerrity gesichert, auch die Kleidung wurde gewaschen.

Durch die Ambulanz im Krankenhaus kamen die Patienten mit Hinweiskärtchen auf die Zahnstation. Aufgrund der Voruntersuchung waren täglich vier bis sechs Schmerzpatienten zu behandeln. Osteotomien, Extraktionen, Abszess-Eröffnungen, Amalgam- sowie Composit-Füllungen und vor allem Zahnsteinentfernungen waren die Hauptaufgaben. Weitere Patienten kamen täglich aufgrund der durchgeführten Schuluntersuchungen.

Die Zahnstation mit zwei Behandlungsstühlen ist gut ausgerüstet, alle erforderlichen Behandlungen konnten mit etwas Improvisation erfolgreich durchgeführt werden. Mit dem Kompressor gab es häufig Probleme, einer neuer ist jedoch bereits angeliefert und wird demnächst eingebaut.

Der Zahnarzthelfer Prince Zaato und die Zahnarzthelferin und Nurse Rose Akowuah arbeiten sorgfältig und fachgerecht.

„Wenn man bedenkt, dass fast alle der 130 Patienten, die ich dort behandelt habe, zum ersten Mal in ihrem Leben bei einem Zahnarzt waren, ist es nicht verwunderlich, dass alle Patienten einschließlich der Kinder massive Zahnstein-Beläge und damit verbundene akute Gingivitiden (bakterielle Entzündung des Zahnfleisches - Anm. d. Red.) haben.“ Prince und Rose hat der Welzheimer Zahnarzt die richtige Zahnstein-Entfernung (Cleaning) mit dem Air-Scaler beigebracht, so dass die beiden auch in Zeiten ohne Zahnarzt behandeln können.

Mit Schuluntersuchungen neue Patienten finden

Zweimal führte Dr. Sorg Schuluntersuchungen (School-Screenings) durch. Der Zahnarzthelfer Prince Zaato vereinbarte zusammen mit Dr. Sorg die Termine mit der Schulleitung. Die Fahrt erfolgte mit dem Klinik-Jeep. Am nächsten Tag war die Untersuchung auf dem Pausenhof im Schatten eines Baumes. Die Zahnarzthelferin Rose Akowuah sorgte für die Desinfektion der Mundspiegel und Sonden. Die Schüler mit Behandlungsbedarf erhielten einen Notizzettel, um diesen mit zur Behandlung zu bringen. In den nächsten Tagen kamen tatsächlich viele Kinder (bis zu 15 am Tag) in die Zahnklinik zur Behandlung. „Füllungen, Extraktionen retinierter oder zerstörter Milchzähne und Zahnsteinentfernungen waren hier die Hauptaufgaben.“

Die Patientenzahl in der Dental-Klinik kann noch dadurch gesteigert werden, dass der Zahnarzt/Zahnärztin im Rahmen der Schuluntersuchungen auch den Lehrern und den interessierten Eltern eine zahnärztliche Untersuchung anbietet und sie bei Behandlungsbedarf in die Zahnstation einbestellt. Dieses Angebot wurde bei der zweiten Schuluntersuchung sehr gerne angenommen. Schulen gibt es genügend, da das Einzugsgebiet für die zahnärztliche Behandlung sehr groß ist.

Dr. Sorg zu seinem Engagement: „Der Einsatz in der Zahnstation Dodi Papase hat mich sehr beeindruckt. Es war eine tolle Erfahrung. Als Zahnarzt wird man dort wirklich gebraucht und man muss improvisieren können. Ich habe fröhliche Menschen, das Land und eine andere Kultur kennengelernt. Ich werde einen weiteren Einsatz als Zahnarzt dort machen.“

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RE: Als Zahnarzt wirklich gebraucht werden

#2 von carlos , 24.01.2013 20:20

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RE: Als Zahnarzt wirklich gebraucht werden

#3 von carlos , 24.01.2013 20:20

Hospital wurde 1963 gegründet

Das Mary-Theresa-Hospital in Dodi Papase in Ghana wurde 1963 von einem holländischen Missionar gegründet und 1985 von der Regierung zum District-Krankenhaus erklärt, was allerdings für die Ausstattung ohne praktische Bedeutung blieb.

Als Missionskrankenhaus ist es dem Bischof der Diözese Jasikan unterstellt und hat ein Einzugsgebiet von 60 000 Einwohnern. Für ein Krankenhaus mit 90 Betten mit den Abeilungen Chirurgie, Gynäkologie, Innere Medizin und Pädiatrie und einer großen Ambulanz herrschten beklagenswerte Zustände: verfallene Gebäude, mangelhafte und völlig veraltete medizinische Einrichtungen, wenige oder gar keine Ärzte. Dennoch wurden bis 2007 jährlich rund 13 000 Patienten mehr oder weniger gut versorgt, weil es für sie keine erreichbare Alternative gab.

Seit drei Jahren steigen die Patientenzahlen im ambulanten und stationären Bereich deutlich an, denn Dodi Papase wurde zum Projekt von GRVD (German Rotary Volonteer Doctors). Innerhalb kurzer Zeit wurden mit Hilfe internationaler Verbindungen unter der Federführung eines deutschen Clubs 300 000 Euro aufgebracht und in die Modernisierung der Stationen und in einen neuen OP-Saal investiert. Das Leuchtprojekt für die gesamte Region wurde 2009 seiner Bestimmung übergeben. Seitdem kann von einem funktionierenden Klinikbetrieb gesprochen werden. Hauterkrankungen in der Ambulanz sind mit 48 Prozent die Malaria. Hauptgründe für Operationen sind Leistenbrüche und Darm-Perforationen durch Typhus.

Der Rotary-Distrikt 1900 hat 2010 und 2011 Spenden für eine Zahnstation in Dodi Papase gesammelt. 50 000 Euro standen danach zur Verfügung, um den Menschen in der Region eine angemessene Zahnbehandlung zu ermöglichen. Seit Februar 2012 ist die modern ausgestattete Zahnstation mit zwei Behandlungsstühlen in dem renovierten und mit den nötigen Versorgungsanschlüssen versehenen ehemaligen Operationssaal in Betrieb.

Damit kann ein ganz neues Kapitel in der zahnmedizinischen Versorgung für diese abgelegene Region beginnen. Aber es fehlen immer noch Zahnärztinnen und Zahnärzte, die bereit sind, ihre Fähigkeiten in den Dienst der Menschen von Dodi Papase zu stellen. Einheimische Zahnärzte gibt es dort noch nicht. Deswegen ist ehrenamtliches Engagement gefragt.

Die Helfer suchen deshalb Mitstreiter, damit die zahnmedizinische Versorgung in Dodi Papase personell auf eine breitere Basis gestellt und erweitert werden kann. Für Reisekosten und Unterbringung wird gesorgt. Der überreiche Lohn ist die Freundlichkeit und Dankbarkeit der vielen Patienten, wie man sie in Mitteleuropa kaum noch kennt.

Die German-Rotary Volunteer Doctors e. V. sind eine humanitäre Hilfsorganisation, die von allen Rotary-Distrikten in Deutschland getragen wird. Ziele sind die Akutversorgung der Kranken am Einsatzort, Hilfe zur Selbsthilfe für Partnerkliniken, medizinische Versorgung in den Einsatzländern. Die Finanzierung erfolgt über Mitgliedsbeiträge, Spenden und Benefizveranstaltungen.

Der gemeinnützige Verein arbeitet in Ländern Afrikas und Asiens mit Schwerpunkten in Ghana und Nepal.
Das Land

Ghana (früher auch Goldküste genannt) hat 24 Millionen Einwohner und eine Fläche von 240 000 Quadratkilometern (Deutschland 348 000 Quadratkilometer). Das sind 100 Einwohner je Quadratkilometer (Deutschland 240). Das Land ist seit 1957 unabhängig (Kwame Nkruma), als erste Kolonie im tropischen Afrika.

Die Nachbarstaaten sind Togo im Osten, Burkina Faso im Norden und die Elfenbeinküste im Westen.

Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt 56 Jahre, die Alphabetisierung beträgt 75 Prozent.

40 Prozent sind Christen, die Hälfte davon katholisch, 25 Prozent sind Muslims, 35 Prozent haben einen afrikanischen Ahnenglauben.

Das Bruttosozialprodukt beträgt nur ein Fünfundzwanzigstel des vergleichbaren deutschen Werts.

Hauptprodukte sind Kakao, Edelholz, Viehzucht, Gold, Bauxit, Diamanten und seit kurzem Erdöl im Meer.

In Ghana gibt es neun Sprachen (z.B. Ewe, Chi, Gha) sowie Englisch. Englisch lernen jetzt alle Kinder in der Schule.

Ghana ist laut den Informationen des Auswärtigen Amtes in Berlin im Vergleich zu anderen afrikanischen Ländern ein relativ sicheres Reiseland mit landesweit niedriger Kriminalitätsrate. Allgemeinkriminalität besteht jedoch in Form von Überfällen, teils auch mit Waffengewalt.
Die Ortschaft

Im Osten Ghanas, nahe der Grenze zu Togo, liegt Dodi Papase. Die Ortschaft ist eine Kleinstadt mit rund 6 000 Einwohnern, ländlich geprägt, von der Landflucht bedroht.

Ein Schädling hat den ehemals florierenden Kakaoanbau weitgehend zum Erliegen gebracht.

Die Bevölkerung dort ist arm und häufig arbeitslos, lebt in einfachen Lehmhütten mit Wellblechdächern und ist organisiert in traditionellen Clanstrukturen. In weitem Umkreis gibt es nur ein einziges medizinisches Versorgungszentrum.

Selbsthilfe, Aberglaube und Naturmedizin spielen in der Region eine wichtige Rolle.

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