Schon zu Beginn meines Studiums war mir klar, dass ich ein Entwicklungsland kennenlernen wollte. In den Vorbereitungen stellte sich dieses Vorhaben um einiges umfangreicher und komplizierter dar, als ich dachte, doch diese Hürden zu meistern, ist auf jeden Fall lohnenswert! Die Wahl fiel letztendlich auf Tansania, weil es Afrika sein sollte und Tansania doch eines der Länder in Afrika ist, die noch zu den Sichersten zählen und wo die Ansteckungsgefahren für Krankheiten relativ geringer sind, wenn auch doch noch recht hoch. Außerdem war natürlich auch Interesse daran, in dem Land nach der Famulatur noch Reisen zu können. Speziell den Platz in Moshi haben wir durch die Organisation „healthcarevolunteer“ erhalten. Dieses Krankenhaus haben wir ausgewählt, da es hier sowohl die Möglichkeit gab, für mich als Zahnmediziner als auch für meinen Freund als Mediziner zu arbeiten.
Der Kontakt wurde durch die Organisation mit „healthcarevolunteer“ zu Erick Mlanga hergestellt, der dann für uns zuständig war.
Email Adresse:erick.mlanga@healthcaevolunteer.com
Internetseite: www.healthcarevolunteer.com
Die Zusage, bzw. den Einladungsbrief von der Organisation zu erhalten, stellte sich als langwierige Angelegenheit heraus und nach hunderten von Emails konnte ich ganz knapp vor der Abreise den Brief noch rechtzeitig an den DAAD schicken, um einen Fahrkostenzuschuss zu erhalten. Auch sonst war die Organisation nicht sehr hilfreich. Obwohl Erick immer auf unsere Emails geantwortet hat ging er doch sämtlichen Probleme und Fragen aus dem Weg und wir haben letztendlich auch alles auf eigene Faust weiter organisiert haben (Kontakt zum Krankenhaus).
Meine Vorbereitungen haben über 1 Jahr im Voraus begonnen, was auch dringend empfehlenswert ist, die Uhren in solchen Ländern ticken einfach etwas anders. Ein halbes Jahr zuvor haben wir einen günstigen Flug bekommen, der jedoch in eine andere Stadt, nach Dar es Salaam ging, sodass nach dem Flug noch eine 10stündige Busfahrt auf uns wartete. Für unsere Spenden, die wir fleißig im Voraus gesammelt hatten, hatten wir genügend Freigepäck. Bei Egyptair darf jeder Passagier auf diesem Flug 40kg Gepäck mitnehmen, sodass es hier zu keinen Problemen kam. Eine Zollkontrolle gab es am Flughafen nicht.
Wir hatten zwei Tage Eingewöhnungszeit, um uns von unserem ersten Afrikaflash zu erholen, bevor es dann mit der eigentlichen Arbeit im Krankenhaus losging.
Wir brachten unsere Spenden in einer großen Reisetasche mit, die auf große Freude in der Zahnklinik stieß. Selbst die Reisetasche fand ihre Verwendung --als Notfallkoffer für den Ambulanzwagen! Hier nochmals vielen Dank an die zahlreichen Firmen die uns es ermöglichten , all die Materialen mitzubringen!
Die Arbeitstage begannen um 9Uhr morgens und gingen meist bis 15oder 16Uhr nachmittags, allerdings ohne Mittagspause. Das Krankenhaus bestand aus weit über das Gelände verteilten kleinen Hütten, wovon ein Teil, die dental unit war. Hier saß schon morgens, wenn man kam, eine riesige Anzahl Patienten auf Holzbänken und wartete, - z T schmerzgeplagt -, auf den Start. Es gab 2 Behandlungsstühle für die Patienten mit Zahnproblemen und der Chef der Zahnabteilung hatte noch einen „besseren“ Stuhl für die chirurgischen Fälle. Die Ausstattung war um einiges besser als gedacht, wenn es Strom gab, konnte man den Stuhl in der richtigen Höhe einstellen, auf Licht musste man jedoch verzichten und auch Absauganlagen gab es nicht. Ausgespuckt wurde in einen Mülleimer.
Die Arbeit stellt sich etwas als Fliessbandarbeit dar. Jeder Patient hatte eine Pappkarte, auf der kurz die Krankengeschichte zusammengefasst wurde und danach bekam er auch schon eine Spritze, damit man dann in der nächsten Runde den Zahn ziehen konnte. Von morgens bis mittags waren nur Extraktionspatienten an der Reihe, und im chirurgischen Behandlungsbereich Unfallpatienten, Abszesse oder andere kleine Operationen. Ich konnte selber immer entweder die Patienten einspritzen , oder am anderen Stuhl extrahieren. Wenn ich Rat brauchte, ein Zahn abbrach beim Extrahieren war immer ein Arzt oder eine Schwester da, die mir helfen konnten, das Problem zu lösen. Überhaupt war das ganze Team sehr nett und eine große Hilfe. Alle haben mir ermöglicht unheimlich viel zu lernen. Ich habe weit über 100 Zähne extrahieren können und einige Füllungen mit verschiedenen Materialien gelegt, die dann immer ab 2 Uhr mittags an der Reihe waren, wenn der Großteil der Patienten schon fertig behandelt war. Die Füllungen wurden entweder mit Amalgam, einem Zement oder einem provisorischen Material gelegt. Exkaviert wurde meist nur manuell, da es auch nur eine Behandlungseinheit mit der Möglichkeit zu bohren gab, und diese war auch sehr schwach in ihrer Leistung. Endodontische Behandlungen gab es nur sehr, sehr selten.
Ich habe gelernt , wie man alle Zähne nur mit Zangen und Hebeln extrahieren kann. Die Ärzte haben mit den Mitteln , die ihnen zur Verfügung stehen wirklich sehr gute Arbeit geleistet. So wurden Endos weitgehend ohne Röntgenbilder durchgeführt und Füllungsmaterialien aller Art für die Zähne verwendet. Auch mal selbst eine Wunde mit Naht zu versorgen wurde mir bei dem Chirurgiechef ermöglicht. Sodass die Famulatur meine Erwartungen ans praktische Arbeiten voll und ganz erfüllt hat und ich kann nur jedem empfehlen , die Hürden der vielen Vorbereitungsaufgaben zu überwinden, um solche Erfahrungen zu sammeln.
An einem Wochenende starteten wir ein Schulprojekt, um Vorsorgeuntersuchungen durchzuführen. Das Team bestand aus einem Zahnarzt, zwei Augenärztinnen, mir und meinem Freund, der eine allgemeinmedizinische Famulatur leistete. Hier konnte ich selbständig alle Schüler auf Karies und sonstige Zahnprobleme in einem Klassenzimmer untersuchen. Die Schüler waren zwischen 12 und 18Jahre alt. Der Zahnarzt hat meine Diagnosen dokumentiert, damit die zu behandelten Schüler sich dann in der Zahnklinik melden konnten. Dieses Projekt hat auch sehr viel Spaß gemacht und ging über einen kompletten Samstag.
Untersuchungen in der Schule
Das Verhältnis zu den Ärzten und auch zu den anderen zwei afrikanischen Studenten, die derzeit in der Klinik waren, war weit über das Arbeiten hinaus sehr gut, sodass es uns auch möglich wurde, Einblicke in die Kultur und das Leben aus nicht touristischer Sicht zu bekommen. So wurden wir auf mehrere Familienfeste mitgenommen und auch sonst hat uns ein Zahnarzt immer an den Wochenenden betreut und ausgeführt. War wirklich toll in dem Fremden Land jemand zu haben, der so um einen bemüht ist!
Am Ende meiner Famulatur gab es jedoch einige Probleme mit der Behörde, da es anscheinend neue Bestimmungen geben soll, sodass wir einen Tag früher aufhören mussten, als geplant. Was genau da Problem war, dass haben wir gar nicht richtig verstanden, im Endeffekt ging es ihnen um Geld und dadurch haben wir den Aufenthalt im Krankenhaus einfach um den einen Tag verkürzt um weiteren Problemen aus dem Weg zu gehen.
Sprachlich gesehen war der Aufenthalt nicht immer einfach. Die wesentlichen Wörter zur Verständigung mit den Patienten hat man auf Kisuaheli schnell von den Ärzten lernen können, doch blieben einem die ganzen Zusammenhänge, die Patienten dann erzählten , doch meist unverständlich. Die Ärzte haben aber Englisch alle sehr gut beherrscht, sodass Erklärungen und Fragen jederzeit beantwortet werden konnten.
Nach den 6 Wochen im Krankenhaus ging es dann noch etwas auf Reisen. Touristisch ist das Land echt ein Traum, da es die ganze Bandbreite an populären Attraktionen wie Kilimanjaro Besteigung, Safaris und die Trauminsel Zanzibar gibt, was alles unbedingt zu empfehlen ist!
Allerdings sollten man nicht nur touristische Attraktionen besuchen, sondern auch etwas auf eigene Faust das Land erkunden. Es hat soviel zu bieten! Von Bergen, Wäldern, Steppen mit nichts - bis zu Stränden mit feinsten Sand und türkisblauen Wasser, es gibt einfach alles, was man sonst nur in mehreren Urlauben erleben kann! An den Wochenenden haben wir mit einem lokalen Guide Tagesausflüge gemacht, die alle viele Erlebnisse beinhalteten und wunderschöne Momente.
Zusammenfassung:
Ich würde diese Famulatur sofort wieder machen. Auch bin ich froh, nicht gleich richtig in ländliches afrikanisches Gebiet gegangen zu sein, sondern in eine Stadt mit einem Krankenhaus, in dem es einen Ansprechpartner gab, wenn man Probleme hatte und nicht ganz auf sich allein gestellt war, auch hier wurde einem schon genügend Verantwortung übertragen! Es war sehr schön, die vielfältigen Einblicke in das Leben der Afrikaner zu bekommen und mit ihnen soviel zu unternehmen. Auch der Urlaub danach war einer der schönsten. Ich würde es auf jeden Fall wiederholen!
Bei Fragen kontaktiert mich einfach: Eva Krauß em.krauss@freenet.de