das Blaulicht auf dem Dach muss ausgeschaltet bleiben — und von „Express“ kann keine Rede sein: Mehr als Tempo 80 schafft der ausgediente Krankenwagen nicht, mit dem ein Nürnberger Zahnarzt und sein Sohn in den kommenden Wochen quer durch Osteuropa und halb Asien zuckeln. In der Mongolei steht es künftig für die Einsätze der Organisation „Zahnärzte ohne Grenzen“ zur Verfügung.
Ein günstiges Zusammentreffen hatte den Anstoß gegeben: Als Alexander Steiner von einer Rallye erfuhr, bei der es darum ging, für das Gemeinwohl wichtige Fahrzeuge wie Schulbusse und Rettungswagen nach Ulan Bator zu bringen, war er gleich Feuer und Flamme. Zumal gerade sein Vater seine Großgründlacher Praxis einem Nachfolger übergeben wollte — und damit Zeit für eine längere, ungewöhnliche und womöglich auch aufregende Tour in Aussicht hatte.
„Wir haben uns in das Projekt eingeklinkt, auch um die von meinem Nürnberger Kollegen Claus Macher gegründete Organisation Zahnärzte ohne Grenzen zu unterstützen“, erläutert Reinhard Steiner. Erstmals klinkt er sich jetzt in das Projekt ein, das in der Mongolei entstanden war und inzwischen auch in anderen Entwicklungsländern Fuß gefasst hat.
Stets geht es darum, in mobilen Stationen Menschen in entlegenen Dörfern und Regionen zu behandeln, die sich eine reguläre Zahnversorgung und die Fahrt in die Hauptstadt nie leisten könnten. Auch Steiner hat sich auf einen mehrwöchigen Einsatz eingestellt. Doch während seine Kollegen dazu mit dem Flugzeug anreisen, wird er erst mal vier oder fünf Wochen unterwegs sein — auf dem Landweg durch Polen, die Ukraine, Russland, Kasachstan und noch mal Russland. „Unser Fahrzeug haben wir kürzlich ersteigert“, berichtet er, „es gehörte zu den Katastrophenschutz-Beständen in Itzehoe, verfügt über Allrad-Antrieb und ist auch sonst technisch recht robust und leichter zu reparieren als neuere Autos“, erläutert der Dentist. „Es ist knapp 25 Jahre alt, wurde damals für besondere Einsätze, etwa bei Schneemassen, angeschafft, aber nur wenig gefahren.“
Für die besonderen Zwecke wurde die Ausrüstung nur ergänzt, etwa um einen kleinen Generator zur Stromerzeugung oder Liegen zur Übernachtung bei den Fahrten. Die Praxiseinrichtung ist nicht fest eingebaut, denn im Wagen wäre es im Sommer zu heiß und im Winter zu kalt. In der Mongolei behandeln die Zahnärzte ihre Patienten lieber in den traditionellen Jurten.