Es ging nachts um 12 Uhr von Frankfurt aus los mit Ziel Lima in Peru! Da wir einen möglichst billigen
Flug haben wollten, waren auf dem Weg zwei Stopps eingebaut, einmal in Santo Domingo und der
andere in Panama City. Nach mehr als 20 Stunden waren wir endlich am Ziel angekommen!
Die erste Unterkunft buchten wir uns schon von Deutschland aus. Wie sich allerdings auf dem
Rückweg herausstellte, war diese viel zu überteuert. Es gibt viele kleine Herbergen und Hostels in der
Nähe der Innenstadt, in denen man leicht ein 4 Bett Zimmer für 60 Soles pro Person bekommt.
Nach ein paar Tagen Eingewöhnungszeit und Sightseeing in Lima ging es via Bus (Cruz del Sur) weiter
Richtung Süden, vorbei an Nasca (inklusive Rundflugàatemberaubend schön, überteuert und man
muss magenfest sein) nach Abancay.
Abancay ist die Hauptstadt von Apurimac. Sie liegt in den Anden und ist demnach umringt von
Bergen. Hier wurden wir von Mario Paniagua, einem Angestellten des Gesundheitsministeriums von
Apurimac, herzlich willkommen geheißen.
Er brachte uns zu unserer Unterkunft, ein Kloster, welches ganz liebevoll geführt wird. Wir wurden
herzlich von den Nonnen empfangen und halfen ein bisschen bei den alltäglichen Arbeiten, wie zum
Beispiel kochen oder einkaufen mit. Zeitgleich konnten wir uns ein bisschen an die Spanische Sprache
gewöhnen und unseren Wortschatz erweitern (Nonnen sind die besten LehrerJ).
Am nächsten Tag bekamen wir direkt eine Einführung in das zahnärztliche Gesundheitssystem in
Apurimac. Allerdings glaube ich, dass wir uns alle eingestehen mussten, dass unser Spanisch nicht
annähernd gut genug war, um dem Vortrag zu folgen. Später am Tag ging es dann noch in die
Universität (UAP = Universidad alas Peruanos), wo wir andere Zahnmedizinstudenten kennenlernten
und uns ein Bild vom Zahnmedizinstudium in Peru machten. Alles kam uns ganz anders vor als in
unserer Heimatuni in Aachen. Die Ärzte und Studenten schienen viel gelassener und die Studenten
waren wesentlich jünger. Dadurch erinnert uns die Uni mehr an eine Schule, als an eine Uni mit
Hörsälen.
Am folgenden Tag ging es dann endlich los für uns! Wir trafen unsere ersten Patienten im Hospital
Santa Theresa und merkten gleich, dass alles ganz anders ist als in Deutschland! Es war toll die
Menschen zu behandeln (Füllungen, Zahnextraktionen, VitEx…), aber man stieß auch das erste Mal
an Grenzen, z.B. gab es pro Patient nur ein paar Handschuhe (ist gar nicht so leicht, diese immer
wieder an und aus zu ziehen ohne Blut oder Speichel zu berühren), die Einheiten wurden nach den
Patienten nicht desinfiziert und auch wenn die Instrumente mit Zangen aus den Schränken geholt
wurden, war schnell klar, dass die hygienischen Verhältnisse nicht mit denen in Deutschland
vergleichbar waren!
Für die folgendenWochen teilten wir uns in 2 Zweiergruppen auf. Sarah und Kim fuhren für 3
Wochen nach Huancarama und Lena und Thomas packten ihre Sachen für Chalhuanca.
Huancarama und Chalhuanca sind 2 Dörfer ca. 2 Stunden Autofahrt von Abancay entfernt! Um
dorthin zu kommen fuhr man mit sogenannten Collectivos. Das waren Busse (für 11 Leute), die
einfach warteten bis sie voll waren und dann losfuhren….und mit voll ist überfüllt gemeint!
Mitfahrende saßen im Kofferraum, standen die ganze Fahrt über, saßen übereinander…egal wie, man
war auf jeden Fall gequetscht.
Auf den Dörfern hat uns tolle Arbeit erwartet! Zusammenfassend kann man sagen, dass wir viel
lernten, ab und zu geschockt waren, flexibel wurden, uns anpassten, unheimlich viel lachten und
neue Freunde fanden! Das Gute an der Arbeit war, dass wir einen Zahnarzt vor Ort hatten, der uns
mit Rat und Tat zur Seite stand! Zahnärztlich gesehen haben wir Füllungen gelegt (Amalgam,
Kunststoff, Zement), Extraktionen durchgeführt und bei Endos mitgeholfen. Unsere Hauptaufgabe
bestand allerdings darin mit Kindern ein Prophylaxeprogramm durchzuführen. Dazu machten wir
Zahnreinigungen und Fissurenversiegelungen mittels Ketac Molar (Glasionomerzement, dass man mit
der Hand anmischen kann). Bei all den Arbeiten musste man sehr flexibel sein und sich sein eigenes
Instrumentarium zusammensuchen oder gar zusammenbasteln. So drehten wir unsere Watterollen
selber, als Füllungsinstrument stand uns ein einziger Stopfer zu Verfügung, Kunststoff wurde mittels
Instrumenten rausgequetscht, da es keine Kunststoffpistole gab, Endonadeln wurden mit
herkömmlichen Linealen gemessen, Füllungen wurden ohne Matrizen gelegt und es gab nur eine
Steckdose. Das hieß entweder Einheit oder Polymerisationslampe. Da es in Peru üblich ist, dass ein
Zahnarzt alleine, ohne Assistent arbeitet, wurde nicht abgesaugt. Der Patient hat den Speichel
einfach ausgespuckt, dadurch wurde uns schnell klar, dass Trockenlegung nicht das höchste Gebot zu
sein schien. Diese Liste an Dingen die in Peru anders waren als in Deutschland könnte man ewig
weiterführen! Aber wir sind uns alle sicher, dass egal wie, man irgendwie zum Ziel kommt und die
Wahrheit über die perfekte Behandlung wohl in der Mitte zwischen Peru und Deutschland liegt, da
viele Sachen in Deutschland einfach zu wichtig genommen werden.
An ein paar Tagen während der dreiWochen fuhren wir in noch kleinere Dörfer, wo es keine
zahnmedizinische Versorgung gab. Sozusagen ganz weit weg vom Schlag. Dort wurde im Vorfeld
schon Bescheid gegeben, dass wir kommen würden und die Menschen standen schon Schlange bevor
wir ankamen. Diese Leute waren wohl die geduldigsten und dankbarsten, die wir bis dahin je
gesehen hatten. Zum Mittagessen wurden wir häufig von Einheimischen eingeladen. Es war ein
schönes Gefühl so integriert zu werden und dazuzugehören! Viele Peruaner waren natürlich auch
sehr neugierig und wir versuchten so gut wir konnten alle Fragen zu beantworten. So wurde auch das
Spanisch langsam besser (Standardfloskeln hatte man schnell drauf). Ein Problem war nur, dass viele
Menschen die auf den Dörfern zu Hause waren, gar kein Spanisch sprachen, sondern nur Quechua.
Aber mit Händen und Füßen konnte man auch diese Hürde der Kommunikation überwinden!
Ein weiteres Highlight während der Famulatur war die Prophylaxearbeit an den Schulen! Wir haben
hunderte von Fissurenversiegelungen gemacht. Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht und die Kinder
waren einfach wunderbar! Das war definitiv eine neue Erfahrung. Kinder in Peru sind einfach toll und
soooo lieb. Schreien nicht rum und freuen sich, wenn man sie behandelt und ihnen Aufmerksamkeit
schenkt. Am letzten Tag wurde uns sogar ein Plakat gebastelt, das als Danksagung für uns aufgehängt
wurde und uns feierlich vom Direktor der Schule präsentiert wurde.
Nachdem die dreiWochen vorüber waren trafen wir uns alle in Abancay wieder, um mit der
Organisation zahnärztliche Entwicklungshilfe e.V. eine 5 Jahres Evaluation von
Fissurenversiegelungen in abgelegenen, armen Dörfern von Peru durchzuführen. Dazu ist sogar unser
Oberarzt Dr. Mautsch aus Aachen nach Peru gekommen, der dieses Projekt ins Leben gerufen hat.
Die ersteWoche verbrachten wir damit das Projekt zu besprechen und das Team zu kalibrieren. Das
Team bestand aus 4 peruanischen Zahnärzten, Dr. Mautsch, uns 4 Studenten und 4 Tecnicos (extra
für das Projekt ausgebildetes Personal). Nachdem die Vorarbeit getan war ging es los. Mit oftmals
mehr als 10 Stunden Fahrt kamen wir an den schönsten Orten an.Mit umwerfender Natur und noch
nie gesehen Landschaften. Dort fuhren wir in die kleinsten und abgelegensten Schulen und
beurteilten die Fissurenversiegelungen, die im Rahmen des Projektes vor 5 Jahren gelegt wurden.
Dies machten wir dann für weitere 2 Wochen. Auch wenn sich das vielleicht nicht ganz so spannend
anhört, wie selbst zu behandeln, war diese Zeit eine der tollsten Erfahrungen, die wir machen
konnten. Die Menschen auf dem Land sind wahnsinnig freundlich und trotz der Armut ist es kaum zu
glauben wie viel Lebensfreude diese Menschen ausstrahlen. Man merkte dadurch natürlich auch
immer wieder wie gut es uns selbst geht und dass man sein eigenes Glück in Deutschland oft gar
nicht zu schätzen weiß.
Die folgenden Tage verbrachten wir mit Papierkram.
Die Ergebnisse der Evaluation sind noch in der Auswertung, aber wer sich dafür interessiert, kann
sich gerne bei uns melden.
Danach war Zeit, das erste Mal Abschied zu nehmen. Vom Team des Projektes und auch von Herrn
Dr. Mautsch, der wieder nach Deutschland unterwegs war. Sarah und Kim blieben die folgenden
Wochen in Abancay, verbrachten ihre Zeit im Krankenhaus Santa Teresa und behandelten dort die
Patienten. Thomas und Lena machten sich auf nach Huancarama und setzten die Prophylaxearbeit an
den Schulen fort.
Es gab auch die Möglichkeit ein wenig im Waisenhaus, das an das Kloster angeschlossen war,
mitzuhelfen. Dort waren zum gleichen Zeitpunkt auch 2 Volontäre aus Deutschland mit denen wir
uns auch schnell anfreundeten.
Nach einer ereignisreichen Arbeitszeit, vielen Grenzerfahrungen, atemberaubender Natur,
unglaublicher Kultur und einer Menge Spaß mussten nun auch wir uns verabschieden. Unsere
Famulatur war vorbei.
Wir alle nehmen diese Zeit in sehr guter Erinnerung mit und können nur empfehlen eine Famulatur
während des Studiums zu machen, denn so ein Erlebnis kann einem keiner mehr nehmen!!!!!!!!