als Senior-Experte in Tansania

#1 von carlos , 13.05.2012 13:14

"Das hält mich jung"

Reiner Hammann war vier Wochen lang ehrenamtlich als Senior-Experte in Tansania



Reiner Hammann mit seinen Helfern bei Arbeiten im Labor.

Von Alexander Laube


Roding. Wenn Rainer Hammann am frühen Morgen aus seiner Unterkunft in Kibosho tritt, erhebt sich hinter ihm der 5 895 Meter hohe Kilimandscharo, das höchste Bergmassiv Afrikas.


Als Senior-Experte bereist Hammann viele Länder der Erde, um dort sein Fachwissen als Zahntechnikermeister an die Einheimischen weiterzugeben - ehrenamtlich. Seine meist vierwöchigen Aufträge erhält der 73-Jährige vom Senior-Experten-Service (SES). Das Unternehmen mit Sitz in Bonn vermittelt Ruheständler in alle Teile der Erde, um dort das Know-how weiterzugeben. Die Anreise und die Unterkunft übernimmt SES. Für die ehrenamtlichen Arbeiter gibt es je nach Land zehn bis 20 Euro "Taschengeld" pro Tag.


Reiner Hammann aus Roding kam zufällig zu SES. In einer Zeitung las er einen Text über den Senior-Experten-Service, ließ sich die Bewerbungsunterlagen zuschicken und reist jetzt quer durch die ganze Welt. Sein erster Einsatz führte den Zahntechnikermeister nach Estland, wo er mittlerweile schon viermal war. Auch in die Ukraine wurde er schon geschickt. Erst kürzlich kam Hammann von seinem vierwöchigen Aufenthalt aus Tansania zurück. Dort war der Senior-Experte in Kibosho eingesetzt, einer Siedlung mit etwa 20 000 Einwohnern.




Hinter Reiner Hammanns Unterkunft erhebt sich der Kilimandscharo.

Fluor im Trinkwasser fehlt


In Gebäuden, die mit Hilfe des Arbeitskreises Ostafrika (AKO) mit Sitz in Traunstein gebaut wurden, kann Reiner Hammann wohnen und arbeiten. Gegen 7.30 Uhr beginnt für ihn der Arbeitstag. Schon um diese Uhrzeit ist das Wartezimmer der örtlichen Zahnarztpraxis von Dr. Francis Roman bis auf den letzten Platz gefüllt.


"Das Problem in Kibosho", sagt Reiner Hammann, "ist das fehlende Fluor im Trinkwasser. Bei uns wird Fluor mit dem Haushaltssalz aufgenommen oder ist in Fisch enthalten. Schon im Jugendalter haben die Bewohner von Kibosho deshalb schwerwiegende Zahnprobleme. Sie verfärben sich bräunlich, "als ob die Patienten gerade in Schokolade gebissen hätten", beschreibt Hammann. Wenig später fallen die Zähne aus. "Dann legt schon mal die ganze Familie zusammen, um dem Opa oder dem Vater eine Prothese zu finanzieren", berichtet Hammann. Bei den armen Verhältnissen, in denen die Menschen leben, gestaltet sich dies oft schwierig. Reiner Hammann fertigt für diese Menschen täglich Prothesen an. 16 waren es innerhalb der vier Wochen in Tansania. Eine Prothese besteht aus Plastik und Drahtklammern. Dennoch sind die Menschen überglücklich, wenn sie sehen, wie gut sie mit einer Zahnprothese aussehen. "Viele weinen vor Glück und fallen mir um den Hals", freut sich Reiner Hammann.


Zur Unterstützung hat er drei Helfer aus dem Ort eingestellt. Bei rund 40 Prozent Arbeitslosigkeit unter den jungen Erwachsenen eingroßer Erfolg für den Zahntechnikermeister und sein Team. Zahnarzt Roman möchte das Labor sogar vergrößern, um auch Kronen und Brücken für seine Patienten herstellen zu können. Dabei wird ihn Reiner Hammann im Januar 2013 wieder unterstützen. "Das erhält mich jung", sagt er, "und es verschiebt die schleichende Demenz des Alters nach hinten."




Das neu erworbene Wissen wenden die Einheimischen in der Praxis an.

Gastfreundlichkeit genossen


Trotz der großen Armut, sind die Menschen in Kibosho und in Afrika insgesamt sehr gastfreundlich, weiß Reiner Hammann. Viele der rund 20 000 Einwohner leben in einfachen Hütten links und rechts des Weges im Urwald. Manche sind mit Plastikfolien, andere nur mit Bananenblättern bedeckt. Medien wie Fernsehen oder Zeitung lehnen die Menschen ab. Sie laufen 15 bis 20 Kilometer zu den nächsten Verwandten, um sich dort über die neuesten Geschehnisse zu informieren und einen Tag dort zu verweilen. Denn die Afrikaner haben Zeit, weiß Hammann aus eigener Erfahrung.

Ein Einwohner erklärte ihm einmal folgendes Sprichwort: "Ihr in Europa habt die Uhren, wir haben die Zeit." Darüber sollte man nachdenken, sagt Reiner Hammann. Nachdem er in Tansania seinen Dienst beendet hat, möchte er gerne nach Brasilien, um dort den Einheimischen als Senior-Experte zu helfen.


Info


Der Senior-Experten-Service vermittelt ständig Interessenten mit langjähriger Berufserfahrung. Grundsätzlich werden Ehrenamtliche in allen Branchen benötigt. Informationen gibt es im Internet unter www.ses-bonn.de oder unter Telefon: 0228/26090-75. Informationen zum Aktionskreis Ostafrika gibt es unter www.aktionskreis-ostafrika.de.

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RE: als Senior-Experte in Tansania

#2 von carlos , 13.05.2012 13:14

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