Der Geislinger Zahnarzt Dr. Gerhard Petz ist nach einem teilweise abenteuerlichen humanitären Einsatz aus Nicaragua zurück. Für die nächste Auslandsmission - auf den Philippinen - laufen die Vorbereitungen. Mit einem Seesack voller Erlebnisse und besonderen Erfahrungen ist Dr. Gerhard Petz von seinem Einsatz aus Nicaragua heimgekehrt. Der Geislinger Zahnarzt war dort im Norden des Landes im Rahmen des Hilfsprogramms "Ärzte Dritte Welt" sechs Wochen unterwegs (wir berichteten).
Dicht gedrängt im Innenraum eines Landrovers, mit drei ausgebildeten einheimischen Hilfskräften, auf der Ladefläche jede Menge Gerät und Medikamente: So begann immer morgens um 8 Uhr die abenteuerliche Einsatzfahrt in die 100 Kilometer entfernten Dörfer der Bergregion, berichtet Petz. Die großen und kleinen Patienten warteten vor einer Kirche, einer Schule oder einer Finca (Gehöft) bereits geduldig auf die mobile Behandlungspraxis, um von Petz zahnmedizinisch und von einem weiteren Arzt der Allgemeinmedizin behandelt zu werden. Für Aufgaben wie Blutdruckmessen, Medikamentenausgabe und ähnliche vorbereitende Maßnahmen standen den beiden Medizinern eine Apothekenfachkraft, eine Arzt- und eine Zahnarzthelferin sowie Milton, "der Fahrer, den nichts aufhält", zur Seite. Von Ocotal aus, einer 32 500-Seelengemeinde nahe der Grenze zu Honduras, unternahm dieses Team die tägliche Einsatzfahrt. Die zu dieser Zeit herrschende Regenperiode brachte es mitunter mit sich, dass nur durch den Einsatz der am Fahrzeug angebrachten Motorwinde, deren Seilende an einem Baum befestigt wurde, eine Weiterfahrt möglich wurde, erzählt der 66-jährige Zahnmediziner. Zwischen 900 und 1300 Metern hoch lagen die Behausungen, zu denen das Hilfsteam gelangen wollte.
Petz hat den Eindruck, dass die Aufbauhilfe, die das Land vom Ausland erfährt, umfangreich ist. Dutzende von internationalen Hilfsorganisationen seien dort engagiert. Die von Sandinisten geprägte Regierung wolle keine große Hilfe in Anspruch nehmen, könne aber die besonders arme Landbevölkerung im Norden des Landes selbst nicht ausreichend versorgen. So werde unter anderem die medizinische Versorgung vernachlässigt. Dies zu lindern, bewog den Ruheständler Petz zu seinem Auslandseinsatz auf Zeit.
Während der Allgemeinmediziner zum Beispiel mit Haut- und Infektionserkrankungen konfrontiert wurde und Impfungen durchführte, kümmerte sich Dr. Petz um die maroden Zähne der Bevölkerung. Meist half nur, kaputte Zähne zu ziehen. Er hätte lieber bei von Karies befallenen Zähnen gebohrt, um Füllungen einzubringen, berichtet er mit dem Unterton des Bedauerns, aber dafür reiche schon der zeitliche Behandlungsrahmen nicht aus. Zahnersatz könne man in größeren Städten bekommen - im Prinzip; denn die Betroffenen müssten die Kosten selbst tragen, könnten sie aber nicht aufbringen, weiß Petz. Eine Ergänzungsbehandlung koste zirka 100 US-Dollar. Ein Tabakarbeiter verdiene pro Monat 20 bis 30 US-Dollar, ein Grundschullehrer immerhin 100 bis 150 Dollar.
Schöne Zähne zu haben - dieses Verlangen sei dort nicht sehr ausgeprägt, hat Dr. Petz festgestellt. Ansonsten ist die medizinische Versorgung kostenlos. Medikamente müssen allerdings bezahlt werden. Nur jedes zehnte Kind hat eine Zahnbürste, berichtet Dr. Petz. Kinder würden darüber hinaus nicht angehalten, Zahnbürsten dann auch richtig zu benutzen. Ein Ziel der ärztlichen Mission war es, die Menschen für notwendige Hygiene zu sensibilisieren, erzählt der Zahnarzt. Dazu gehöre beispielsweise die Aufklärung über die häufigen Darmerkrankungen. Die Leute werden angehalten, das Wasser aus den oft verunreinigten Brunnen erst abzukochen. Selbst in kleinen Gemeinden wird die Bevölkerung mit Bildern auf Tafeln in den "Centro- Salud"-Stationen (örtliche Gesundheitszentren) gezielt informiert.
Bei seinem Auslandseinsatz erlebte Dr. Petz auch gefährliche Momente. So kroch eine äußerst giftige Schlange neugierig in seine Behausung - sein Fahrer Milton tötete sie.
Doch lässt sich der Zahnmediziner davon nicht abschrecken, erneut in einem der ärmsten Länder der Welt zu helfen, diesmal auf den Philippinen. Das wird schon zu Beginn des neuen Jahres der Fall sein. Deshalb sind die Vorbereitungen dafür schon voll im Gang. Das Ärzteteam wird bei diesem Einsatz jeweils zehn Tage ununterbrochen auf Behandlungstour unterwegs sein - danach hat es vier Tage frei. Ausgangspunkt wird die Stadt Cagayan de Oro auf der Insel Mindanao sein. Dort befindet sich der medizinische Stützpunkt, der ständig mit einem deutschen Arzt besetzt ist. Nach dem verheerenden Hochwasser den Menschen zu helfen, sei für ihn eine persönliche und fachliche Herausforderung, vor allem aber eine Herzensangelegenheit, sagt Dr. Petz.