Annette Schumann und
Christian Späth, sind Studenten im
7. Semester der EMAU Greifswald
und haben im August 2003 die
Möglichkeit gehabt, bei den Flying
Doctors in Australien ein Praktikum
zu absolvieren. Neben der
Assistenz bei zahnärztlichen Behandlungen
haben wir auch
Gruppenprophylaxe in den Schulen
im Outback durchgeführt.
Die Basis des RFDS (Royal
Flying Doctor Service) in Broken
Hill ist 5 Autostunden von Adelaide,
12 bis 14 Autostunden von
Sydney und 9 Autostunden von
Melbourne entfernt. Broken Hill,
eine 20000 Einwohner-Stadt im
Outback des Bundesstaates New
South Wales, ist vom Tourismus
und Erzabbau geprägt. Es gibt tägliche
Flüge nach Sydney und Adelaide.
In der Outback-Stadt gehen
die Uhren anders: Obwohl die
Stadt in New South Wales gelegen
ist, hat man die Uhren um 30
Minuten – auf die Zeit von South
Australia – zurückgestellt.
Der RFDS in Broken Hill,
der sich größtenteils über Spenden
finanziert, versorgt ein Gebiet von
640000m2 mit schätzungsweise
7000 Menschen. Sie verrichten
eine allgemeine praktische Versorgung
durch Tageskliniken und
Telefonkonsultationen als auch
medizinischer Notfalldienst per
Flugzeug. Zum Team des RFDS
gehören neben einer Zahnärztin
und 8 Humanmedizinern auch eine
Geburtshelferin und Frauenärztin.
Weiterhin gibt es Spezialisten und
andere medizinische Fachkräfte,
die mit Ihnen zusammenarbeiten.
Sie führen auch Kliniken in kleinen
isolierten Städten und
Outback-Stationen und versehen
einen 24-stündigen Dienst via Radio
und Telefon. Des weiteren unterhalten
Sie ein ganz Zeitigen
Schwesterndienst zum Moomba
Gas Field in South Australia.
Während unseres Aufenthaltes
in Broken Hill waren wir im
Schwesternhaus des Krankenhauses
untergebracht. Jeder hatte ein
Einzelzimmer mit Gemeinschaftsküche.
Der Tag begann um 7 Uhr
am RFDS Airport Hangar. Vor jedem
Flug wurde
das gesamte
Equipment
aufs Flugzeug
verladen, das
für den Tag benötigt
wurde.
Die Siedlungen
und Stationen
im Outback
werden einmal
im Monat von
der Zahnärztin
Dr. Lyn Mayne
angeflogen, so
dass sich die
Patienten darauf
einstellen
können. Erstaunlicherweise
war Dr. Lyn die einzige Zahnärztin,
die fest angestellt war beim
RFDS. Die Behandlungseinheiten
waren in den jeweiligen Stationen
vorhanden, so das nur das übrige
Equipment in Koffern mitgebracht
werden musste.
Während unseres Aufenthaltes
haben wir die Stationen Louth,
Ivanhoe, White Cliffs und
Tibooburra angeflogen.
Was sollte man im Outback
Newsletter Wintersemester 2003/04 9
unbedingt dabei haben:
- Sonnencreme (min. Faktor 30)
- Sonnenbrille
- festes Schuhwerk
- viel Wasser
- eventuell einen Hut
- Kamera
Sehr interessant war White
Cliffs, wo die Einwohner statt in
Häusern in sogenannten Dug Outs
(Höhlen) leben. Das liegt daran,
dass die Dug Outs die Temperatur
konstant bei 20°C halten und man
somit die hohen Temperaturen
(50°C) im Sommer kompensieren
kann. Über die Luftschächte
kommt nicht nur Sauerstoff, sondern
auch Licht in die Höhlen. Die
Menschen in White Cliffs leben
vom Tourismus und Opal-Abbau.
Während unseres Aufenthaltes war
vor allem vor der Tür des Hautarztes
ein sehr großer Andrang, da
aufgrund des größer werdenden
Ozonloches vermehrt Hautprobleme
auftreten.
Hier noch eine kurze Zusammenfassung
von 2 Outback-
Stationen:
White Cliffs:
Ein sehr interessanter Ort mit
ca. 280 Einwohnern, der 2 Flugstunden
von Broken Hill entfernt
liegt. White Cliffs war im 18. Jahrhundert
im Zuge des Opalrausches
mindestens doppelt so groß wie
heute. Auch heute werden noch
Opale abgebaut, was aber nun
mehr ein Hobby als ein Beruf ist.
Der Opal hat jedoch die Stadt geprägt,
denn schon wenn man von
oben aus dem Flugzeug schaut,
sieht White Cliffs durch die Opalfelder
aus wie eine Mondlandschaft.
Da die Stadt mal viel größer
war hat sie sogar ein kleines Krankenhaus
in dem zur Zeit jedoch
nur Schwestern arbeiten. Wer Interesse
hat, mal in einem sogenannten
Dug Out zu nächtigen,
kann das für umgerechnet 150
Euro pro Nacht tun.
Tibooburra:
Ein Ort mit ca. 150 Einwohner
und, wie in den meisten Dörfern
im Outback, nur eine Hauptsrasse.
Erstaunlich ist allerdings,
dass jeder Ort seine eigene Schule,
ein Postoffice, einen Supermarkt
und nicht zu vergessen einen
Pub hat.
Die kleinen Schulen können
aus Lehrermangel oft nur durch die
in Australien sehr verbreitete
„School of air“ existieren.
Da Tibooburra nicht über
eine eigene Zahnmedizinische Ausrüstung
verfügt, hieß es erst einmal
bei unserer Ankunft das Nötigste
aufzubauen, bevor der erste
Patient behandelt werden konnte.
Dazu gehören neben allen
Füllungs- und Arbeitsmaterialienmaterialien
auch eine tragbare
Bohrereinheit. Die Grundversorgung
ist erstaunlich gut, nur
bei Arbeiten, die vom Zahntechniker
hergestellt werden müssen,
stellen sich einige Probleme, da der
Zeitraum zwischen Abformung,
Anfertigung und Eingliederung teilweise
bis zu einem Monat dauert.
Beeindruckt hat uns die Aufgeschlossenheit
und Gelassenheit
der Menschen. Insgesamt war es
ein sehr interessanter und lehrreicher
Besuch beim RFDS, den wir
nicht so schnell vergessen werden!
Annette Schumann und
Christian Späth