Für den Zahnarzt herausgeputzt
Viele Kinder in Nepal gehen gerne zum Zahnarzt. Manche machen sich dafür sogar richtig hübsch. Dies liegt wohl daran, dass ein Zahnarztbesuch für diese Kinder ein seltenes Ereignis ist und sie froh, über die Hilfe sind. Deshalb besuchten „Zahnärzte ohne Grenzen“ das „Haus der Hoffnung“ in Katmandu. Organisiert wurde der Besuch von dem in Schwäbisch Gmünd ansässigen Verein „Haus der Hoffnung – Hilfe für Nepal“.
Zahnärztin Liane Geisel und Dipendra erklären den Kindern, wie sie ihre Zähne putzen müssen.
Schwäbisch Gmünd. Es ist gerade Regenzeit, doch die Kinder aus dem Haus der Hoffnung haben sich für den heutigen Tag besonders herausgeputzt. Die 8-jährige Manisha trägt ein mit Pailletten besticktes weißes Kleid und springt mit ihren roten Riemchensandalen fröhlich über jede Regenpfütze. Sie ist eines von 20 Kindern, die sich heute durch das Getümmel von Katmandu auf den Weg zum mobilen Zahnarzt gemacht haben – ein seltenes Ereignis für die meisten Kinder in Nepal.
Deshalb hat der in Schwäbisch Gmünd ansässige Verein „Haus der Hoffnung – Hilfe für Nepal“, der sich seit 1998 für bedürftige Kinder in der nepalesischen Hauptstadt einsetzt, diesen Zahnarztbesuch organisiert. Dank der finanziellen Unterstützung durch Patenschaften und Spendenaktionen kann die Rundumversorgung von insgesamt 50 Kindern und Jugendlichen im Alter von vier bis 19 Jahren gewährleistet werden.
Begonnen bei warmen Mahlzeiten und der medizinischen Versorgung der Kinder, ermöglicht der Verein unter Leitung der Vereinsvorsitzenden Ellen Dietrich auch die Finanzierung des Schulbesuchs sowie ein Freizeitprogramm. Die Kinder leben gemeinsam mit ihren einheimischen Leitern und deren Familien in zwei Häusern im Norden von Katmandu.
Im Haus der kleineren Kinder ist eine junge Zahnärztin aus Hamburg zu Besuch. Liane Geisel arbeitet derzeit ehrenamtlich im Rahmen der Stiftung „Zahnärzte ohne Grenzen“ in einem Krankenhaus im von Katmandu östlich gelegenen Sankhu. Auf dem Hof steht der Jeep, in dem sie mit ihren drei nepalesischen Kollegen über die schlammbedeckten Straßen und Wege nach Katmandu gekommen ist. Ein langer Tisch ist in dem überdachten Hauseingang aufgestellt. Darauf liegen Untersuchungsinstrumente, Namenslisten, eine überdimensionale Zahnbürste und ein entsprechend proportioniertes Gebiss-Modell. Ganz links auf einem geblümten Sofa sitzt die junge Zahnärztin, sie lächelt den zurückhaltenden Kindern ermutigend zu. Schon nimmt eines der Kinder auf dem kleinen weißen Plastikhocker vor ihr Platz. Die anderen sitzen während der Untersuchung auf dem niedrigen Mäuerchen im Hof und warten geduldig. Es liegt eine spürbare Anspannung in der Luft, doch die Atmosphäre ist zugleich auch feierlich – ein Zahnarztbesuch ist für Kinder in Nepal etwas ganz Besonderes.
Nachdem die Zähne aller Kinder kontrolliert wurden, stellt die Zahnärztin fest, dass nur vier Kinder eine weitergehende Zahnarztbehandlung über sich ergehen lassen müssen. „Die Zähne der Kinder sind in erstaunlich gutem Zustand“, bestätigt Liane Geisel. Doch sie merkt an: „Trotzdem sind regelmäßige Kontrollen und Aufklärung über Mundhygiene wichtig“. Deshalb erklärt sie den Kindern auf Englisch, weshalb regelmäßige Zahnpflege wichtig ist und zeigt ihnen zusammen mit Dipendra, ein älterer nepalesischer Junge, an einem Modell die richtige Technik fürs Zähneputzen. Alle hören gebannt zu und nehmen sich vor, diese Technik am Abend gleich auszuprobieren – schließlich möchten sie auch beim nächsten Besuch wieder hören: „Everything is fine!“.
Liane Geisel und ihre Kollegen packen nach getaner Arbeit ihren Untersuchungskoffer und verabschieden sich, um den nächsten Termin mit der mobilen Zahnarztpraxis wahrzunehmen. Als der Motor angelassen wird, winken die Kinder dem Zahnärzte-Team zum Abschied überschwänglich hinterher.