Wittener Zahnärzte forschen in Gambia - ART-Projekt

#1 von carlos , 07.07.2010 20:00

Forschungsoffensive", Teil 1: Das Hilfsprojekt, das vor zehn Jahren begann, regt nach Dissertationen jetzt auch zu einer Habilitation an Seit zehn Jahren engagieren sich Wittener Ärzte und Studierende der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde im westafrikanischen Land Gambia für die Zahngesundheit der Landbevölkerung. Während in den Städten immerhin einige wenige Zahnärzte praktizieren, haben viele Menschen auf dem Land noch nie einen Zahnarzt gesehen. In der Hilfsstation Jahaly Health Center bilden die Wittener daher einheimische Fachkräfte für die Zahnbehandlung aus. In bisher sechs Dissertationen hat die Universität Witten/Herdecke untersucht, wie es um die zahnärztliche Versorgung steht.

Ein Ergebnis: Immer mehr Kinder in Gambia bekommen Karies, in den Städten zweimal mehr als auf dem Land. Damit liegt Gambia im selben Trend wie der Rest Afrikas, Asien oder Südamerika. Die Zahngesundheit bei Kindern und Jugendlichen in der "Dritten Welt" wird schlechter, gleichzeitig wird sie in den "Entwickelten Ländern" besser. Das war vor 20 Jahren noch genau anders herum. Ein Erklärungsansatz der Wittener Forscher: Neben den bakteriellen Ursachen für Karies spielen die immer bessere Pflege und Ernährung im Norden und schlechtere im Süden eine Rolle.

Ein weiteres Beispiel: Die einheimischen Fachkräfte lernen, zerstörtes Zahnhartgewebe mit Handinstrumenten zu entfernen (schließlich fehlt der Strom für den Bohrer) und das Loch mit so genanntem Glas-Ionomer-Zement zu füllen. Wittener Forscher haben nun untersucht, ob es einen Unterschied gibt in der Haltbarkeit der Füllungen von Einheimischen zu denen, die Wittener gelegt haben. Ergebnis: Gibt es nicht. Das Verfahren und die Ausbildung der Fachkräfte verbessern also die Versorgung.

Weitere Dissertationen sind in Arbeit. Hinzu kommt die Habilitation von Andreas Rainer Jordan, der als Student zu den Gründern des Gambia-Projekts gehörte und heute dessen Leiter ist. "Ich möchte Perspektiven aufzeigen, wie eine zahnmedizinische Basisversorgung allgemein in Regionen ohne Infrastruktur etabliert werden kann", sagt der Zahnmediziner, der sich bei seinen Studien auch auf die Erfahrungen in Gambia stützt.

Ein Ansatzpunkt für Länder wie Gambia liegt in der Ausbildung einheimischer Fachkräfte. In Absprache mit der gambischen Regierung gingen bei den Experten der Universität/Witten Herdecke bisher mehr als 20 so genannte Community Oral Health Worker (COHW) "in die Lehre". Für die jeweils dreimonatigen Kurse fliegt ein Team aus Witten in das westafrikanische Land. Die COHWs sollen sich nach und nach über das ganze Land verteilen. Zu ihren Aufgaben gehört neben der zahnmedizinischen Grundbetreuung auch eine Aufklärung über die Notwendigkeit vorbeugender Zahnpflege.

Ein zukünftiger Schwerpunkt einer COHW-Ausbildung, so der Habilitand Andreas Jordan, sollte darin liegen, Veränderungen der Mundschleimhaut frühzeitig zu erkennen. Hier sieht der Zahnmediziner besonders für Länder, in denen AIDS-Tests kaum angeboten werden oder zu teuer sind, einen "ganzheitlich-medizinischen Aspekt". Andreas Jordan: "Es ist bekannt, dass bereits im frühen Infektionsstadium spezifische Veränderungen der Mundschleimhaut und des Zahnfleisches einen Hinweis auf eine bestehende HIV-Infektion geben können."

Das Hilfsprojekt in Gambia wurde von Wittener Studierenden gegründet. Im Sommer des Jahres 1995 flog das erste Team in das westafrikanische Land. Die Initiative wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterstützt und kooperiert mit dem Hilfswerk Deutscher Zahnärzte, aus dessen Altgold-Sammelaktionen die Wittener Initiative maßgeblich finanziert wird. Zu den weiteren Förderern gehört die Firma Voco, die auch Glas-Ionomer-Zement für die Karies-Behandlung zur Verfügung stellt. Aus Anlass des 10-jährigen Bestehens des Gambia-Projekts wird die Wittener Fakultät für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde am 9. November 2005 einen "Jubiläumsworkshop" in der Universität veranstalten.

Weitere Infos: Andreas Jordan, , andreas.jordan@uni-wh.de, http://www.uni-wh.de/zmk > Fachschaft Zahnmedizin > ART-Projekt

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RE: Wittener Zahnärzte forschen in Gambia - ART-Projekt

#2 von carlos , 18.08.2010 21:34

Universität Witten/Herdecke
Grünes Licht für Ausbilder

Das Gesundheitsministerium Gambias hat grünes Licht gegeben: Ab sofort bilden Zahnmediziner der Universität Witten/Herdecke in dem westafrikanischen Staat Zahnbehandler aus.
In den jeweils fünfmonatigen Kursen lernen die 20 Teilnehmer unter anderem alles über Kariesbehandlung, Extraktionen und das Legen von Füllungen.
Wittener Ärzte und Studierende engagieren sich seit zehn Jahren in Gambia. "Wir sind mittlerweile das größte zahnmedizinische Entwicklungshilfeprogramm einer deutschen Universität in Afrika", sagt Dr. Rainer Jordan, Leiter und Gründungsmitglied des Projekts. Fernziel der Wittener ist es, die zahnärztliche Ausbildung in Gambia auf akademische Füße zu stellen. Mittelfristig wollen die Helfer Oral Health Units in allen sechs Verwaltungsdivisionen des Landes einrichten. Dabei arbeiten sie mit der WHO und dem Hilfswerk Deutscher Zahnärzte zusammen.

Kontakt:
Dr. Andreas Jordan
Tel.: 02302/926626
E-Mail: andreas.jordan@uni-wh.de
Internet: www.uni-wh.de,
Presse und Kommunikation

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RE: Wittener Zahnärzte forschen in Gambia - ART-Projekt

#3 von carlos , 26.12.2010 11:46

Abschlußbericht für das Jahr 2004

Wie angekündigt, wurde in diesem Jahr die zweite Phase der Ausbildung gestartet. Dabei sollten zehn Personen aus Krankenhäusern und umliegenden Health Centren zu Community Oral Health Workers ausgebildet werden. Das Training startete im August und war zwölf Wochen lang. Geleitet wurde dieses Trainingsphase von Frau Dr. Rebecca Howe und Herrn Martin Klar. Leider musste eine junge Frau aufgrund unendschuldigter Fehlstunden vom Training ausgeschlossen werden, weshalb nur neun Personen den Abschluß gemacht haben. Diese neun COHW´s gehen alle in Ihre Krankenhäuser und Health Centren zurück, um dort Füllungen zu legen, Extraktionen zu machen und Prävention zu betreiben. Für alle COHW´s wurde eine Grundausstattung mit den Mitteln des Hilfswerks gekauft. Um auch eine weitere Versorgung mit Materialien zu gewährleisten, wird ein Teammitglied alle zwei Monate diese Krankenhäuser und Health Centren besuchen und entsprechende Verbrauchsmaterialen bereitstellen. Wir haben uns entschlossen, ein Lager mit Materialien in Banjul und Jahaly zu errichten, wo diese dann nach Rücksprache angefordert werden können. Da die Preise in Gambia für eine Extraktion oder eine Füllung jeweils unter 1€ liegen, werden die Materialien vorerst noch gesponsert.
Da wir von mehreren weiteren Krankenhäusern gebeten wurden weitere COHW´s auszubilden, haben wir uns entschlossen von Januar bis März ´05 ein zusätzliches Training anzubieten, welches wieder von Herrn Dr. Eyal Shemen und Herrn Martin Klar geleitet wird. Hier wurden von der Regierung 10 KrankenpflegerInnen bereitgestellt. Durch das umfassende Wissen über Krankheiten und deren Ursache gestaltet sich diese Ausbildung als sehr erfolgreich. Diese 10 Personen werden dann wieder auf die 5 major health Centren verteilt. Dabei kann von Seiten der Regierung leider noch nicht sichergestellt werden, ob sie auch weiterhin als COHW ganztägig arbeiten können, da von den major health centren kein Etat für Zahnbehandlungen vorgesehen ist. Wir versuchen gerade aktiv die Regierung und die health Centren von der Wichtigkeit dieser Behandlungen zu überzeugen. Mit den Einnahmen der COHW´s und einem geringen Sponsoring durch das HDZ kann durchaus eine positve Bilanz für die Health Centren entstehen. Damit wäre gewährleistet, dass sich dieser neue Berufszweig in Gambia etablieren kann.
Um die Flexibilität der lokalen COHW-Gruppe zu gewährleisten, wurde 2004 für 18.000€ ein Nissan Hardbody gekauft. Dieser wird nur in Jahaly eingesetzt, und dient vor allem dazu, diese Gruppe zu ihren Einsatzorten in der weitern Umgebung zu fahren, da vor allem Prävention an den umliegenden Schulen die Hauptaufgabe ist.
Die Zahl der Patienten im Jahaly Health Centre ist in den letzten Monaten sprunghaft angestiegen (über 300 pro Monat). Da immer zwei Personen ein Team bilden, haben wir uns entschlossen eine sechste Person einzustellen. Damit ist gewährleistet, dass jeweils ein Team pro Woche für Prävention an den Schulen in der Umgebung zuständig ist und die beiden anderen Teams sich den Früh- und Spätdienst in der Klinik teilen können.
Auch der Mithilfe des Hilfswerks Deutscher Zahnärzte ist es zu verdanken, dass das Projekt so erfolgreich geworden ist. In diesem Jahr werden wir im Juli in der Universität Witten Herdecke eine kleine Feier zum zehnjährigen Bestehen des Gambia-Projekts durchführen. Hiermit möchte ich Sie herzlich dazu einladen. Der genaue Termin wird noch bekannt gegeben.

gez.:
Zahnarzt Martin Klar, Projekt Koordinator, Uni-Witten-Herdecke

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RE: Wittener Zahnärzte forschen in Gambia - ART-Projekt

#4 von carlos , 18.05.2011 20:41

Zahnärzte im Busch von Gambia
14.05.1999 - (idw) Private Universität Witten/Herdecke gGmbH

Studenten der Universität Witten/Herdecke leisten freiwillige Entwicklungshilfe

Zahnärztliche Betreuung ist in Deutschland eine Selbstverständlichkeit. Für viele Menschen auf der Welt ist das nicht der Fall. Zum Beispiel hat die Landbevölkerung von Gambia aus vielen Gründen keine Möglichkeit, einen der wenigen Zahnärzte im Land aufzusuchen. Im Busch von Gambia, vier Stunden Autofahrt von der Hauptstadt entfernt, liegt das Jahali Health Centre, das auch als "Hattinger Buschklinik" weit über die Region hinaus bekannt ist. Seit 1995 arbeiten Studenten und Zahnärzte der Universität Witten/Herdecke in Jahali. Über die Einzelheiten und Perspektiven dieser Entwicklungshilfe weit ab vom Interesse der Medien und der Öffentlichkeit möchten wir Sie informieren bei unserem

Informationsabend über das a.r.t.-Projekt in Gambia
am 19. Mai 1999 um 20 Uhr
in der Universität Witten/Herdecke,
Alfred-Herrhausenstr. 50

Mehrmals im Jahr fliegt eine kleine Gruppe Universitätsmitglieder nach Gambia und bietet den Menschen dort unter einfachsten Bedingungen eine zahnmedizinische Betreuung an. Ein wichtiger Pfeiler der Arbeit in Gambia ist die ART-Technik (Atraumatic Restaurative Treatment). Diese Methode zur Frühbehandlung der Karies ist völlig unabhängig von elektrischer Energie (Bohrer!) und kann somit an allen Orten der Welt durchgeführt werden. Die Zähne werden mit einem speziellen Glas-Ionomer-Zement gefüllt. Aus diesem inzwischen auch wissenschaftlich anerkannten Verfahren leitet sich der Name a.r.t.-Projekt ab. Das Ziel der Arbeit ist es, den Patienten solange wie möglich die eigenen Zähne zu erhalten. Wenn das nicht mehr möglich ist, muß der Zahn gezogen werden. Auch darum kümmert sich die a.r.t.-Projektgruppe. Wenn die "German Dentists" anreisen, spricht sich das schnell herum: Die Menschen in Gambia nehmen oft stundenlange Fußmärsche auf sich, um eine schmerzfreie Behandlung ihrer Zähne zu bekommen. Seit 1995 sind über 2000 Patienten übrigens kostenlos betreut worden.

Doch die Hilfe zur Selbsthilfe steht auch bei diesem Projekt im Vordergrund: Die Ausbildung von Gambianern zur Vorsorge von Mundkrankheiten und Versorgung von kariösen Zähnen mit der ART-Technik ist das langfristige Ziel. Für die Studenten und Zahnärzte aus Deutschland bietet das Projekt - neben dem Gefühl, helfen zu können - auch die Gelegenheit zu wissenschaftlichen Studien und Langzeitbeobachtungen.

Das a.r.t.-Projekt wird ausschließlich über Spenden finanziert. Daher würde uns eine Berichterstattung sicherlich beim Helfen helfen.

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RE: Wittener Zahnärzte forschen in Gambia - ART-Projekt

#5 von carlos , 18.05.2011 20:41

Weitere Informationen bei Oberarzt Dr. Thomas Lietz:
Tel.: 02302/926695
Fax.: 02302/926661
E-Mail: tlietz@uni-wh.de

http://www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/49465/

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