Vom „Tswalu Naturreservat“ in Südafrikas Nordkap-Provinz

#1 von carlos , 30.03.2011 11:11

Vom „Tswalu Naturreservat“ in Südafrikas Nordkap-Provinz nach Velen: Betsie Pretorius verbringt auf Einladung von Ärztehaus-Gründer Dr. Ludwig Föcking (65) vier Wochen in der Gemeinde. Ein spannender Aufenthalt, interessant und lehrreich, sagt die Krankenschwester vom „Schwarzen Kontinent“. Denn: Sie wird an medizinischem Gerät geschult. Was sie hier lernt, kann sie künftig bei ihrer Arbeit im „Tswalu Healthcare Centre“ anwenden.

Dr. Föcking hatte das Gesundheitszentrum in der Kalahari-Wüste aufgebaut. 1998 nahm es seinen Betrieb auf (BZ berichtete). Krankenschwestern betreuen die Patienten. Einmal pro Woche kommen zudem ein Allgemeinmediziner und ein Zahnarzt in die Station.

Betsie Pretorius ist die zehnte südafrikanische Krankenschwester, die sich hier fortbildet. Zwei Wochen Training in der Augenarzt-Praxis von Dr. Martin Dörner (Bocholt), dazu jeweils eine Woche Schulung im Velener Ärztehaus bei Dr. Thomas Haßkamp und Dr. Manfred Krichbaum (Gynäkologie) sowie Dr. Föcking (Allgemein- und Innere Medizin) - so ihr „Lehrprogramm“.

Seit sechs Monaten versorgt die 48-Jährige in der Krankenstation des Tswalu-Naturreservats die Patienten: Einheimische aus der Umgebung, Mitarbeiter im Reservat und Urlauber.

Ob vorbeugende Behandlung, ambulante Hilfe oder Medizin-Ausgabe: „Ich mache (fast) alles“, erläutert die Krankenschwester. Patienten, denen sie nicht helfen kann, bringt sie zur Klinik ins rund 100 Kilometer entfernte Kuruman.

Jetzt wollen Dr. Föcking und Dr. Dörner das „Tswalu Healthcare Centre“ um ein Zentrum für Augenheilkunde erweitern. Dazu wurden zwei gebrauchte, aber neuwertige Geräte für Augenuntersuchungen angeschafft. Wie sie funktionieren, hat Betsie Pretorius in Bocholt gelernt. „Bislang kamen ein- bis zweimal pro Jahr Augenärzte in die Station. Bald braucht niemand mit Augenproblemen mehr so lange warten,“ freut sie sich. Ein Bochumer Unternehmen werde zudem für „kleines Geld“ Brillen liefern.

Außerdem reist ein modernes Ultraschall-Gerät im Wert von rund 25.000 Euro nach Tswalu. Es ermöglicht umfangreiche Untersuchungen bei Kindern, Männern, Frauen, Schwangeren, aber auch bei Aids-Patienten. „Das hilft uns sehr“, sagt Pretorius. Zeitaufwändige Fahrten zur Klinik entfielen, die Menschen könnten vor Ort behandelt werden. Im Zweifelsfall werden die Bilder ins Ärztehaus Velen gemailt, wo Dr. Föcking die Diagnose stellt.

Vielleicht locke die moderne medizinische Ausstattung künftig auch die Klinikärzte aus Kuruman häufiger nach Tswalu, hofft die Krankenschwester. „Das würde uns das Leben erleichtern.“

Für das Ultraschall-Gerät hat Dr. Föcking die rund 12.000 Euro verwendet, die im Dezember 2010 gespendet worden waren. Der Mediziner betont: „Jeder gespendete Euro kommt 1:1 vor Ort an.“ Wenn in Tswalu „alles auf dem neuesten Stand ist“, plant er bereits das nächste Hilfsprojekt: Im Zentral-Namibia, etwa 150 Kilometer von Windhoek entfernt, möchte er eine weitere Krankenstation aufbauen, um die medizinische Versorgung auf dem Lande zu verbessern. Im Herbst fliegt er wieder nach Afrika.

Wer mithelfen möchte, kann Spenden auf das Konto der St. Andreas-Kirchengemeinde einzahlen, Stichwort: Tswalu; Konto-Nr. 1302003503, BLZ 42861387, VR-Bank Westmünsterland.

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Arbeit im „Tswalu Healthcare Centre“

#2 von carlos , 30.03.2011 11:14

„Ich fühle mich dort wie zu Hause“

Behandeln auch in „Tswalu“: Die Zahnärzte Dr. Börsting und Dr. König.
Behandeln auch in „Tswalu“: Die Zahnärzte Dr. Börsting und Dr. König.
(Fotos: Privat)


Von Birgit Jüttemeier

VELEN. Klarer Himmel, orangefarbener Sand, majestätisches Faltengebirge: Das „Tswalu Naturreservat“ in Südafrikas Nordkap-Provinz gilt als beeindruckendes Reiseziel. Dr. Ludwig Föcking (65) kennt dessen Faszination. Der Allgemeinmediziner und Gründer des Velener Ärztehauses weiß aber auch um die Schattenseiten des Schwarzen Kontinents: Die medizinische Versorgung der Bewohner in der Region war unvorstellbar schlecht. Das habe er bei seinem ersten Südafrika-Urlaub 1996 erfahren. Dr. Föcking handelte: Er baute eine Krankenstation auf, das „Tswalu Healthcare Centre“. Inzwischen hat sich das Hilfsprojekt zu einem Gesundheitszentrum entwickelt - und der Arzt fliegt zu Weihnachten wieder hin.



Dr. Ludwig Föcking mit kleiner Patientin im Behandlungsraum der Krankenstation.
Dr. Ludwig Föcking mit kleiner Patientin im Behandlungsraum der Krankenstation.
(Fotos: Privat)


Wie alles begann? Dr. Föcking erinnert sich: „Ganz Schreckliches“ habe er bei seinem ersten Aufenthalt in zwei Krankenhäusern gesehen. Unter anderem zwei kleine Kinder, die nach einer falschen medizinischen Behandlung bei der Mandelentnahme gestorben waren. Das gab den Ausschlag. Nach der Devise: „Okay, ich mach´ das“ initiierte er ungeachtet aller Widrigkeiten den Aufbau einer Krankenstation in der Kalahari-Wüste.

In einer umgebauten alten Polizeistation entstand eine Praxis mit Wartezimmer, Untersuchungsraum, Anmeldung und Apotheke. Die notwendige Ausrüstung - von Verbandsmaterial über Ultraschallgeräte, EKG und Defibrillator bis hin zu Medikamenten - ließ er per Container von Deutschland nach Südafrika verschiffen. 1998 nahm die Station ihren Betrieb auf.

Südafrikanische Krankenschwestern, die im Velener Ärztehaus ausgebildet werden, betreuen die Patienten. Im Zweifelsfall können sie auf die Erfahrung des Allgemeinmediziners zurückgreifen: Per Telemedizin schicken die Schwestern zum Beispiel ein EKG nach Velen - wo Dr. Föcking die Diagnose stellt. Wenige Minuten später liegt das Ergebnis in Tswalu vor - dank moderner Kommunikations-Technologie. Einmal pro Woche kommen zudem ein Arzt und ein Zahnarzt aus der rund 120 Kilometer entfernten Stadt Kimberley in die Station.

60 bis 80 Patienten suchen dort täglich Hilfe. Teilweise nehmen sie lange Wege in Kauf. 100 Kilometer im „Kalahari-Ferrari, dem Eselskarren“, seien keine Seltenheit erzählt Dr. Föcking.

2003 schickte er, unterstützt von Dr. Dr. Rainer Börsting und Dr. Andreas König, einen Zahnarztstuhl samt Instrumenten nach Südafrika. 2009 wurde das „Tswalu Healthcare Centre“ erneuert und vergrößert. Jetzt ist es eingebunden in eine Häusersiedlung, in der rund 500 Arbeiter wohnen. Seit drei Jahren stellt der Staat die Medikamente für das inzwischen staatlich anerkannte Krankenhaus. „Wo wenig ist, ist das bereits viel gegenüber nichts.“

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