Famulatur im University Hospital oft he West Indies:
Meine Famulatur habe ich zusammen mit einem Freund für 4 Wochen in der Anästhesie gemacht. Zusammen mit 15 anderen Studenten durchlief ich die Medical Elective for Anaesthesiology and Intensive Care. Täglich wurden wir von morgens 8 bis ca. 16 Uhr zu zweit oder zu dritt für einen OP eingeteilt und konnten den Anästhesisten über die Schulter schauen. Man kommt so zu allen verschiedenen Fachrichtungen der Chirurgie und arbeitet immer mit verschiedenen Anästhesisten zusammen. Insgesamt bekommt man so einen breiten Überblick über die unterschiedlichen Disziplinen im OP. Nach einiger Zeit und etwas Übung durfte man die meisten Sachen wie Intubation oder Narkoseeinleitung unter Aufsicht auch selber machen. Auch bei Eingriffen wie Plexusblockaden oder Spinalanästhesien durfte man Hand anlegen. Da es ein Lehrkrankenhaus ist, ist es nicht ungewöhnlich, dass manchmal 3 Anästhesisten pro OP eingeteilt sind., Ein Resident, ein 3rd Year und ein First Year Doctor, die Stimmung im OP war die meiste Zeit über sehr angenehm und die Ärzte hatten großes Interesse den Studenten etwas beizubringen. Man bekam also viele Möglichkeiten zur hands-on-experience.
Allerdings sollte man sich bei einem Fach wie der Anästhesie im klaren sein, dass es abhängig von der OP eine Menge Zeit zu überbrücken gibt, in der sehr wenig passiert. Eingeteilt in der Anästhesie ist man nicht steril und kann auch nicht so einfach mal auf die andere Seite des Tuches wechseln und dort mitmachen. Zuschauen kann man aber natürlich immer.
Alle zwei Tage hatten wir zwischendurch auch Unterrichtsstunden, in denen wir viele Themen der Anästhesie im Klassenraum besprochen haben und uns so die nötige Theorie angeeignet haben.
Im Großen und Ganzen unterscheidet sich die Anästhesie im University Hospital nicht sehr stark von der in Deutschland. Lediglich die Verfügbarkeit von Medikamenten und Utensilien wie Tubus oder Infusionen ist manchmal limitiert oder sie sind gar nicht vorhanden. Dann muss auf ältere Medikamente oder einen etwas kleineren oder größeren Tubus zurückgegriffen werden. Ich fand gerade diese Schwierigkeit und wie die Ärzte dort damit umgehen, wenn sie gezwungen sind zu improvisieren sehr interessant.
Weitere 2 Wochen meiner Famulatur habe ich im Kingston Public Hospital in der Accident and Emergency Medicine gemacht, hier sah es schon ganz anders aus. Das KPH ist ein rein staatliches Krankenhaus an dem die Folgen der Gesundheitspolitik in dramatischer Weise zu sehen sind. Oft fehlt es an einfachen Dingen wie Blutabnahmeröhrchen, Tupfern, Kathetern etc.
Nichts desto Trotz empfand ich die zwei Wochen im KPH als am interessantesten. Dort sieht man das echte Jamaika und die wirkliche Gesundheitsversorgung und die Probleme mit denen die Ärzte und die Patienten zu kämpfen haben.
In die Notaufnahme kamen alle Arten von Patienten: Von unklarem Fieber, Harnstau, Sichelzellanämiekrisen und Asthmaanfällen bis hin zu Auto- und Motorradunfällen, Verbrennungen und Schuss und Stichverletzungen.
Auch hier kann man eine Menge Erfahrung sammeln und darf fast überall selbst Hand anlegen. Besonders Spaß hat mir jeden Morgen von 10- 13 Uhr die Wundversorgung gemacht, in der man auf jeden fall das Nähen zur Perfektion üben kann, wenn man möchte.
Trotz des eher stressigen Arbeitsalltags in der Notaufnahme waren auch hier alle Ärzte ausnahmslos freundlich und interessiert mir etwas beizubringen.