Geht nicht, gibts nicht!“ Dieses Lebensmotto prägt das Engagement von Peter Schopf, einem Zahnarzt aus Güssing, der seit vielen Jahren unter herausfordernden Umständen in entlegenen Regionen der Welt Menschen zahnmedizinisch versorgt.Ein Artikel von Katharina Kickinger
Vor 26 Jahren stieß Peter Schopf auf einen Zeitungsartikel, der die Gründung eines Krankenhauses in Burkina Faso thematisierte: „Ich hatte damals geplant, meinen fünfwöchigen Jahresurlaub für etwas Wohltätiges zu spenden“, so Schopf. Er kontaktierte umgehend den Initiator Franz Grandits und bot seine ehrenamtliche medizinische Hilfe für dieses Projekt an. So kam der Stein ins Rollen, das Team wuchs. Zusammen mit anderen Ärzten (darunter Dr. Helpersdorfer, damaliger Ärztekammerpräsident des Burgendlandes und Dr. Köck, der für zwei Jahre die Leitung des dortigen Spitals übernehmen sollte) reiste Schopf mit Grandits nach Burkina Faso, um medizinische Versorgung anzubieten.
Burkina Faso eine Herausforderung
Die Situation vor Ort war ernüchternd: „Es standen dort drei Gebäude, in denen nichts drinnen war und wir sollten dort arbeiten“, beschreibt Schopf die Ankunft. Das Team war jedoch vorbereitet und Schopf hatte neben Infusionen und Medikamenten eine tragbare „Einheit“ im Gepäck, ein Gerät für die Zahnbehandlung, dass auch mit einer Autobatterie betrieben werden konnte. „Am ersten Tag habe ich über 100 Zähne gezogen, ohne Assistenz und Zahnarztstuhl “, so Schopf.
Notfallversorgung und Improvisation
Jeder Arzt arbeitete alleine, die PatientInnen wurden auf alte Krankenhausbetten gelegt, weil schlicht kein Equipment vorhanden war. „In den Anfangszeiten war die Notfallversorgung das Wichtigste“.
25 Mal reiste er nach Burkina Faso, entwickelte die zahnmedizinische Station immer weiter und so konnte diese 2000 in Betrieb genommen werden. Schopf schulte einen einheimischen Krankenpfleger, um die Kontinuität der Behandlungen zu sichern: „Ich brachte ihm die grundlegende zahnmedizinische Versorgung bei, bis hin zur Durchführung von Eingriffen.“ Sein größtes Anliegen ist Nachhaltigkeit der medizinischen Versorgung: „Ich bilde vor Ort Menschen aus, damit sie das Wissen selbst umsetzen können.“
Bis heute in Erinnerung geblieben ist Schopf eine Jugendliche, die an Noma litt. Noma ist eine nekrotische, bakterielle Erkrankung, die als Zahnfleischentzündung beginnt und innerhalb kurzer Zeit Knochen und Gewebe im Gesicht zerstört: „Wir konnten die Krankheit mit Antibiotika stoppen, aber leider keine Rekonstruktion des Gewebes herbeiführen“, erklärt der Mediziner.
Operationen auf 5.000 Höhenmetern
Schopfs zahnmedizinische ehrenamtliche Tätigkeit in Burkina Faso sprach sich bis in die Mongolei herum, eine mongolische Zahnärztin erweiterte in Schopfs Güssinger Praxis ihr Wissen: „Mongolische ÄrztInnen eignen sich ihre medizinischen Fähigkeiten überall auf der Welt an“, er verbrachte einige Wochen in Ulaanbaatar, der Hauptstadt von Guatemala, wo er beim Aufbau einer Zahnklinik half.
Einige PatientInnen fürchteten sich vor der Behandlung: „Ein alter Mann, der große Angst hatte, unser Treiben beobachtete, kam erst am Schluss zu uns um sich drei Zähne ziehen zu lassen. Es war aber leider keine Lokalanästhesie mehr vorhanden. Schließlich verließ der Patient glücklich und zahnlos die provisorische Praxis.
Im Hochland von Guatemala engagierte sich Schopf im Rahmen der amerikanischen Organisation „Helps international“ ebenfalls ehrenamtlich, er versorgte zahnmedizinisch die indigene Bevölkerung. „Wir haben auf 5.000 Höhenmetern zahnmedizinische Behandlungen durchgeführt. Wenn man diesen Höhenunterschied nicht gewöhnt ist, bleibt auch einem Arzt schnell die Luft weg.“
Seit 1990 betreibt Peter Schopf seine Praxis in Güssing. Er hat nicht vor dies in den nächsten Jahren zu ändern: „Meine PatientInnen sind mir hier, wie auch in den anderen Ländern ans Herz gewachsen, ich möchte mich Ihnen noch sehr lange widmen.“