Toxischer Arbeitsplatz

#1 von carlos , 18.11.2022 23:21

Toxische Beziehungen sind geradezu zu einem Modebegriff geworden. Da liegt es nahe, dass dieses Phänomen auch den Arbetisplatz betrifft. Denn das größte Problem auf der Arbeit sind nicht die Aufgaben, die sich auf deinem Tisch stapeln. Ganz im Gegenteil. Das ist der einfachste Teil in deinem Job. Deine Arbeit gleicht einem Spießrutenlauf und du fühlst dich mehr als nur ausgelaugt? Aufgepasst! Gut möglich, das dich ein toxisches Arbeitsumfeld umgibt.  Ein solches Umfeld verbreitet sein Gift nämlich nur langsam und beeinträchtigt nicht nur die Leistung der Mitarbeiter, sondern hat Auswirkungen auf die ganze Unternehmenskultur. Die Forschung geht davon aus, dass die Mehrheit aller psychischen Erkrankungen am Arbeitsplatz auf das Verhalten unliebsamer Zeitgenossen zurückzuführen sind.

1. Kommunikation und Transparenz? Fehlanzeige.

Das erste Zeichen eines toxischen Arbeitsumfelds: fehlende bzw. mangelnde Kommunikation. Hast du das Gefühl, dass du in Bezug auf wichtige Informationen in deinem Unternehmen ausgeschlossen wirst? Oder noch schlimmer: Wenn kommuniziert wird, dann nur auf unprofessionelle, respektlose Art und Weise? Wo der Respekt fehlt, da werden Konflikte immer deutlicher. Das beginnt bei beleidigenden, herablassenden Worten und endet bei Schreien und Fluchen. Kurzum: Gift für das Arbeitsklima. Auch der gute alte Tratsch und Klatsch sorgt für stickige Luft. Mitarbeiter, die ständig negativ voneinander sprechen oder die Kompetenzen anderer stark kritisieren, tragen zu einer toxischen Umgebung ohne Vertrauen maßgeblich bei. Eins steht fest: Mangelt es in einer Organisation an Kommunikation und Transparenz,  ist es fast unmöglich, dass eine gegenseitige respektvolle, vertrauensvolle Beziehung gedeihen kann. Scheitern vorprogrammiert.

2. Psychopathen haben das Sagen.

Die Tatsache, dass der Anteil an Psychopathen in Führungsetagen nachweislich besonders groß ist, macht dieses Szenario natürlich nicht besser. Laut einer Studie sind etwa vier Prozent der CEOs wahrscheinlich Psychopathen. Die Hintergrundrate in der Normalbevölkerung beträgt etwa ein Prozent.[1] Die Hare Psychopathy Checklist beinhaltet 20 Charaktereigenschaften, die psychopathische oder antisoziale Tendenzen einer Person bewerten. Demnach sind Psychopathen extrem gefühlskalt und Meister der Manipulation. Ob pathologischer Lügner oder Kontrollfreak: Psychopaten handeln nur in ihrem eigenen Interesse. Regeln? Sowas kennen sie nicht. Schuld? Haben sie nie. 3,2,1 ... tickende Zeitbombe im Chefsessel!

3. Dein Kollege, der Mobber?

Mobbing am Arbeitsplatz: Ist ein vermeintlicher Sündenbock erst einmal ausgemacht, hat es die betroffene Person schwer, diese Stigmatisierung loszuwerden. Plötzlich ist immer genau diese Person der Grund, für alles was schief läuft. Sie wird systematisch ausgegrenzt und eingeschüchtert. Schlechte Nachrede und Gerüchte sind da natürlich inklusive. Die Zahlen sind alamierend: 66,8 Prozent der Menschen geben an, bereits Opfer von Mobbing im beruflichen Umfeld geworden zu sein.

„Es reicht, wenn ein einziger Mitarbeiter sozial unverträglich ist." (Stephan Siegfried)

Ja, richtig gelesen: Schon ein einziger fieser Mitarbeiter kann das ganze Büroklima versauen. Laut einer Studie des Warrington College of Business Administration verhalten sich Mitarbeiter, die unter dem unfreundlichen Benehmen ihrer Kollegen leiden, auch häufig selbst unhöflicher, wenn sie anschließend Menschen begegnen. Summa summarum: In Unternehmen mit nur einem toxischen Mitarbeiter werden Gemeinheiten und Respektlosigkeit sehr wahrscheinlich die Runde machen. [2] Wer sich jetzt etwas ertappt fühlt, für den gibt es hier unseren Selbsttest.

4. Der Ort macht krank, wortwörtlich.

Nichts geht mehr: Der Druck im Job ist zu groß, die Stimmung im Büro geht gegen Null und du leidest unter Angstzuständen. S-t-o-p! Denn, ein toxisches Arbeitsumfeld kann sich enorm auf deine Gesundheit auswirken. Stichwörter: Burn-Out und Depression. Der erhöhte Stress bei der Arbeit ist nachweislich schädlich für deinen Körper und führt zu Verdauungsproblemen, Immunschwächen und einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall. Langfristig kann chronischer Stress auch dein allgemeines Wohlbefinden zerstören. Wenn sich der Unmut gegenüber deinem Arbeitsplatz in eine echte Angst umwandelt, dann müssen alle Alarmglocken bei dir läuten.

Toxisches Arbeitsumfeld, Adieu!

Am besten ist natürlich: Du stellst sicher, dass du nicht in so einer giftigen Umgebung beginnst. Achte vorab schon auf Warnsignale – wie beispielsweise die Erfahrungsberichte von Mitarbeitern zu einem bestimmten Unternehmen auf kununu. Getätigte Äusserungen lassen Rückschlüsse auf toxische Verhaltensmuster in Organisationen und deren Bereiche zu. Diese Hinweise sind hilfreich, damit du dich später nicht in einem toxischen Arbeitsumfeld wiederfindest. Summieren sich Wörter wie Krankheit, Angst und Kontrolle sind das bereits Indizien für ein Arbeitsklima auf das du langfristig verzichten kannst.



Es fällt auf, dass oft von Angst und Kontrolle die Rede ist. Natürlich muss immer der Kontext der Bewertungen betrachtet werden. Nichtsdestotrotz lässt sich ein toxisches Arbeitsumfeld an bestimmten Formulierungen erahnen. Typische Beispiele dafür sind: "fehlende Sozialkompetenz", "nicht vorhandene bzw. fehlende Kommunikation" oder Aussagen wie: "Wer ist der Nächste, den sie rausschmeißen?"

Hilfe, ich arbeite in einem toxischen Arbeitsumfeld! Wenn du dich bereits mit einer giftigen Arbeitsumgebung angesteckt hast, dann hast du nur eine Möglichkeit: Du verlässt sofort das Gebäude und kündigst, ohne Wenn und Aber. Zeit für den Absprung in ein entspannteres Arbeitsleben!


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RE: Toxischer Arbeitsplatz

#2 von carlos , 18.11.2022 23:22

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RE: Toxischer Arbeitsplatz

#3 von carlos , 18.11.2022 23:23

Toxisch hat als Schlagwort zuletzt viele Diskussionen geprägt - zum Beispiel mit Blick auf private Beziehungen. Doch auch am Arbeitsplatz können schlechte Arbeitsbedingungen zu einem vergifteten Klima führen. Und zwar mit Folgen für die psychische und physische Gesundheit der Beschäftigten.

Aber: Wie erkennt man toxische Strukturen überhaupt? Stress, ein hohes Leistungspensum und Konflikte gehören schließlich in vielen Berufen zum Alltag. Wo verläuft die Grenze?
Warnzeichen erkennen

Annina Hering, promovierte Sozialwissenschaftlerin und Arbeitsmarktexpertin beim Jobportal Indeed, zeigt auf, auf welche Warnsignale Beschäftigte achten können.

- andauernde Überbelastung: Wird übermäßige Belastung im Job chronisch, weil der Arbeitgeber etwa systematisch mit zu wenig Arbeitskräften plant, kann das erschöpfen und krank machen.

- emotionaler Druck: Wird Beschäftigten ein schlechtes Gewissen gemacht, wenn sie mal ausfallen und kommen gar offene Drohungen oder Sanktionen dazu, sind das laut Hering eindeutige Alarmzeichen für eine toxische Arbeitskultur. Oft hängen diese Faktoren auch mit stark ausgeprägten Hierarchien und Kontrollwahn von Seiten der Führungskräfte zusammen.

- Mangel an Wertschätzung: Es ist nicht verwunderlich, dass es in derart geprägten Unternehmenskulturen an Lob mangelt. Herrscht zusätzlich große Konkurrenz im Team oder mangelnde Transparenz bei Bezahlung und Benefits, sind Neid und eine vergiftete Atmosphäre vorprogrammiert.
- allgemeine Unsicherheit:
Aktiv werden und Verbündete finden

Aber was tun, wenn einem das alles nur allzu bekannt vorkommt? Kann man sich vor den Folgen eines toxischen Arbeitsklimas schützen? Und wann sollte man aktiv werden? Ein sicheres Alarmzeichen: Wenn ich die Unzufriedenheit über meinen Arbeitsplatz regelmäßig mit nach Hause nehme, dann ist es Zeit, etwas zu unternehmen, sagt Annina Hering.

Wichtig sei, die toxische Quelle zu verorten und zu prüfen, ob es sich um ein strukturelles Problem oder das Verhalten einer einzelnen Person handelt. Hering rät: Suchen Sie sich Verbündete. Wer Gleichgesinnte findet, habe größere Chancen, Veränderungen anzustoßen. Auch ein Betriebsrat oder der Personalvertretung kann erster Ansprechpartner sein.

Gleichzeitig sollte man realistisch bleiben, sagt die Ökonomin. Es sei leichter, auf das problematische Verhalten einer einzelnen Person einzuwirken als bestehende toxische Strukturen zu verändern. Und nicht jeder habe den langen Atem, um strukturelle Veränderungen durchzukämpfen.
Vor dem Jobwechsel: Arbeitsatmosphäre prüfen

Alternativ bleibt nur der Jobwechsel. Der Arbeitsmarktexpertin zufolge ist der Arbeitsmarkt aber immer noch dynamisch und es gebe weiter viele Unternehmen, die bewusst ein wertschätzendes Arbeitsklima pflegen.

Es lohnt sich aber, schon vor dem Start in einen neuen Job ganz genau hinzugucken: Hering empfiehlt zum Beispiel Bewertungsportale für Unternehmen im Netz zu checken. Da können sich Bewerberinnen und Bewerber schon einen ersten Eindruck über die Arbeitsatmosphäre in einem bestimmten Unternehmen verschaffen.

Wer ohnehin über sein persönliches Netzwerk an eine neue Stelle kommt, kann mit ehrlichen Erfahrungsberichten rechnen. Auch vor Ort im Bewerbungsgespräch lassen sich erste Anzeichen interpretieren: Wie wirken die anderen Beschäftigten? Wie treten Vorgesetzte gegenüber der Belegschaft auf? Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl, so Hering.

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RE: Toxischer Arbeitsplatz

#4 von carlos , 18.11.2022 23:24

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