braucht es noch einen Doktorhut?

#1 von carlos , 01.08.2022 15:46

konsequente Frage - die nicht so einfachzu beantworten ist

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RE: braucht es noch einen Doktorhut?

#2 von carlos , 01.08.2022 15:46

Im Arztberuf wird der Doktortitel von vielen Patientinnen und Patienten mit der Berufsbezeichnung gleichgesetzt und ist damit von besonderer Bedeutung. Über die fachliche Eignung des Titelträgers in der Patientenversorgung sagt dieser allerdings wenig aus. Wie Ihre Kolleginnen und Kollegen dazu stehen, zeigt der folgende Beitrag.

In der Regel gilt: nach Veröffentlichung einer Dissertation darf ein Doktortitel geführt und in offizielle Dokumente eingetragen werden. Streng genommen handelt es sich beim „Dr.“ aber nicht um einen Titel, sondern um einen akademischen Grad – in der Umgangssprache werden die Begriffe allerdings nicht unterschieden. Es gibt keine Pflicht, den Doktortitel zu führen oder diesen im Ausweis eintragen zu lassen. Auch kann dieser nicht einfach zurückgegeben werden – er kann einzig in einem Hoheitsakt durch eine Universität wieder aberkannt werden.

In früheren Jahrzehnten war es zudem üblich, Ehefrauen von Promovierten als „Frau Doktor“ zu bezeichnen und mitunter auch möglich, den „Dr.“ zu vererben. Gerade für ältere Patientinnen und Patienten gehöre der Titel dazu, wenn diese, wie dr._knock aus der Inneren Medizin beschreibt, auch zum „Nicht-Doktor“ beharrlich Herr oder Frau Doktor sagen oder wenn nach mmolto aus der Inneren Medizin beispielsweise im Süden Deutschlands die in der Praxis mithelfende Ehefrau noch als „Frau Doktor“ bezeichnet wird.1,2
Anrede mit Doktortitel: Was von Patienten erwartet wird …

Heute ist der „Dr.“ nur Namenszusatz und kein Bestandteil mehr des bürgerlich-rechtlichen Namens. Daher besteht für Promovierte auch kein rechtlicher Anspruch, mit dem Titel angesprochen zu werden. Eine Ausnahme gilt laut Bundesarbeitsgericht, wenn im Geschäftsleben der Arbeitgeber den Titel der promovierten Person nach außen hin angibt.1

dr_knock aus der Inneren Medizin findet, dass es nebensächlich ist, wie man als Ärztin oder Arzt angesprochen wird – solange dies wertschätzend erfolgt. Dies bestätigt auch lordmyschkin aus demselben Fachgebiet: Egal ob die Ansprache mit Namen, Doktor oder Oberdoktor erfolge, Widerstand rege sich nur bei offensichtlicher Respektlosigkeit.

aus der Psychosomatischen Medizin und Psychotherapie legte vor 50 Jahren großen Wert darauf, als „Herr Doktor“ angeredet zu werden – heute reagiert er eher verwundert, wenn die Anrede mit dem Titel erfolgt. orthner, aus der Orthopädie und Unfallchirurgie und in Österreich ansässig, weist auf die dortige „Neigung“ zu Titeln hin. Wird orthner selbst von Patientinnen und Patienten gefragt, mit welchem Titel die Ansprache korrekterweise erfolgen soll, lautet die Antwort: „Titel sind nur wichtig für den Steinmetz.“ Der inzwischen verstorbenen Vater von wurzelsepp1 aus der Zahnmedizin brachte auf besondere Art und Weise seine Patientinnen und Patienten dazu, ihn mit seinem Doktortitel anzusprechen: alle, die ihn ohne Doktortitel angesprochen haben, wurden ihrerseits von ihm damit betitelt. In ihrer Verblüffung sprachen diese ihn dann meist doch noch mit seinem Titel an.2,3
… und wie Ärztinnen & Ärzte selbst darüber denken

Laut dent402 aus der Zahnmedizin habe der „Dr.“ vor dem Namen noch nie aus jemanden einen besseren Menschen gemacht. In den meisten Fällen sei sein Erwerb zwar mit viel Arbeitsaufwand verbunden, letzten Endes vom Hintergrund aber oft trivialer, als Laien dies annehmen würden. Einziger Vorteil neben dem schönen Schein sei der praktische Nutzen beim Umgang mit manchen Institutionen – auch in Deutschland, wo die „Titelgläubigkeit“ weitaus weniger ausgeprägt sei als in manchen Nachbarländern. Auch wenn sich der „Dr.“ im Privaten mitunter als hilfreich erweisen könne, gibt fixtur aus der Zahnmedizin augenzwinkernd den Rat, die Titel zumindest vor Angehörigen der Handwerkszunft zu verheimlichen, da es sonst teuer werden könnte.

anima1 aus der Psychiatrie und Psychotherapie legt außerberuflich keinen Wert darauf, mit dem Titel angesprochen zu werden – auch nicht als Patientin bei einem Kollegen oder einer Kollegin. ordi92, ebenfalls aus der Inneren Medizin, spricht dagegen Patientinnen und Patienten, bei denen der Titel bekannt ist, immer auch mit diesem an, um gerade dadurch die individuelle Wahrnehmung und Wertschätzung auszudrücken. individuum aus der Allgemeinmedizin gibt an, den Titel immer dann gerne zu verwenden, wenn der Eindruck entsteht, vom Gegenüber als Frau nicht ernst genommen zu werden, etwa am Telefon. Persönlich nicht bekannte Kolleginnen und Kollegen würden zunächst mit Titel angesprochen. Privat spiele dies keine Rolle – ebenso wenig die Frage, ob ein selbst konsultierter Arzt oder eine selbst konsultierte Ärztin einen Doktortitel hat oder nicht.2,4

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RE: braucht es noch einen Doktorhut?

#3 von carlos , 01.08.2022 15:46

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