Bis zu 50 Patienten am Tag

#1 von carlos , 24.12.2018 23:21

Erneut ist der Geislinger Zahnarzt Dr. Gerhard Petz in ein Land der Dritten Welt gereist, um dort Menschen zahnärztlich zu versorgen. Nach Nicaragua war der Ruheständler nun auf den Philippinen.

Der Seesack von Zahnarzt Dr. Gerhard Petz aus Geislingen roch noch nach der Bergregion Nicaraguas, als in ihm kurz danach alles Nötige für einen weiteren humanitären Einsatz verstaut wurde. Ziel seines sechs Wochen dauernden Hilfsdienstes war die nördlich gelegene Hafenstadt Cagayan de Oro auf der Insel Mindanao, der südlichsten und wohl größten Insel der Philippinen. Von dort kehrte er vor einigen Tagen zurück.

Die genannte Hafenstadt erlangte traurige Berühmtheit durch die Hochwasserkatastrophe im Dezember. Ein Ärztehaus, das von der Organisation "Ärzte Dritte Welt" in Cagayan de Oro unterhalten und ausschließlich mit deutschen Ärzten betrieben werde, organisiert die Einsätze in die verschiedenen Bergregionen der Insel, berichtet der 66-jährige promovierte Zahnmediziner. Das mobile Klinikteam habe aus einem deutschen Humanmediziner, einer Apothekenhelferin, einer Krankenschwester, einer Dolmetscherin, dem Fahrer und ihm bestanden, um die Menschen in den 800 Meter hoch gelegenen Dörfern medizinisch zu versorgen. Anders als beim Einsatz in Nicaragua (wir berichteten) sei er mit der "Rolling Clinic", so die Projektbezeichnung, jeweils für zehn Tage in insgesamt drei Bergregionen von Dorf zu Dorf unterwegs gewesen. In dem geländegängigen Fahrzeug sei es mit den sechs Personen, dem mitgeführten Gerät und der persönlichen Ausrüstung auf den teilweise abenteuerlichen Wegen sehr eng hergegangen, sagt Petz schmunzelnd.

Doch nach jedem zehntägigen Einsatz hätten alle die viertägige Erholungsphase bei gutem Essen im Ärztehaus, das über acht Einzelzimmer und immerhin zwei Duschen verfüge, genossen. Danach, wiederum an einem Montag, habe man die nächste Region angesteuert, um die Bevölkerung medizinisch zu versorgen. Besonderheit sei auch gewesen, sich bei jeder Etappe an neue Gesichter zu gewöhnen, denn einschließlich dem Fahrer, der ihn beim Aufbau der Geräte und bei der Behandlung zu unterstützen hatte, sei er immer mit einer anderen Besatzung in diesem rollenden Sprechzimmer unterwegs gewesen. Pro Tag hätten zirka 40 bis 50 Patienten auf seinem Behandlungsstuhl Platz genommen, um von ihm behandelt zu werden. Marode und selbst solche Zähne, die bei uns leicht mit einer Füllung zu retten sind, müssen dort gezogen werden, erklärt Petz mit einem Unterton des Bedauerns.

Die Gebisszustände der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen seien katastrophal, so seine Bewertung. Dies begründe auch die Einsatzoption der in Frankfurt ansässigen Hilfsorganisation "Ärzte Dritte Welt", die dies wahrgenommen, bewertet und die Gebiete ausgewählt hat, um Hilfe vor Ort zu organisieren.

Sein Arztkollege sei mit 70 bis 120 Patienten in ähnlicher Weise gefordert gewesen, berichtet Petz weiter. Von Tuberkulose-, Haut-, Brust- und Krebserkrankungen bis hin zu hygienebedingten Erkrankungen, wie Krätze, werden die Mediziner konfrontiert. Gesundheitsfördernde Aufklärung über Zähneputzen und Körperhygiene werde zwar bei den Einsätzen betrieben, doch das Erfolgsergebnis sei situationsbedingt gering, so Petz.

Das soziale Gefälle zwischen Stadt- und Landbevölkerung ist schnell erkennbar und werde in den einfachen Wohnverhältnissen und der damit verbundenen mangelnden häuslichen Hygiene deutlich: kein fließend Wasser und ein Plumpsklo hinterm Haus.

Ein Arbeiter in den Zuckerrohrplantagen und auf den Reisfeldern verdient in der Regel lediglich einen Euro pro Tag. Dieses geringe Einkommen wirke sich besonders bei den Kindern im Säuglingsalter aus, sagt Petz. Nach der Zeit des Stillens werde bei der Folgeernährung auf Billigprodukte wie nährstoffarmes Milchpulver zurückgegriffen; mit der Folge auftretender Unterernährung.

Und - würde der erfahrene Zahnmediziner mit einem weiteren Einsatz dieser Art seinen Ruhestand gestalten wollen? Diese Frage wolle er kurz nach diesem doch etwas anstrengenden Einsatz weder mit einem entschiedenen Ja, noch mit einem klaren Nein beantworten. Unmittelbar danach sei es für ihn eine große Befriedigung, dort helfen zu können. Die dankbare und freundliche Bevölkerung, die er angetroffen habe, sowie das freundschaftliche Wirken im Projektteam, entschädige ihn allemal für die überstandenen Strapazen. Für ihn sei es allemal ein besonderes Erlebnis gewesen, meinte der gebürtige Geislinger Zahnarzt.

carlos  
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