Langeoogs Zahnärztin, Dr. Gabriele Hübner, wird im Dezember im südindischen Madurai erstmals ehrenamtlich Zahnbehandlungen für Waisen anbieten. Sie kooperiert dabei mit dem ISA Childrens Home Unterstützungsverein e.V. um Dörte und Andreas Bolts. Mit Geld- und Materialspenden unterstützt werden Reise und Tätigkeit der Zahnärztin von Privatpersonen und den Langeooger Lions Clubs.
Zu ungewöhnlicher Stunde rief Dr. Gabriele Hübener am Sonntagmorgen in den Langeooger Ratssaal, als auf der gegenüberliegenden Straßenseite gerade die Glocken der Inselkirche zu schlagen begannen. Auch etliche Damen und Herren der Langeooger Lions Clubs, dessen Damenclub auch die Insel-Zahnärztin angehört, waren erschienen, dazu natürlich auch der Hausherr, Bürgermeister Uwe Garrels.
Aus Bremen angereist waren Dörte und Andreas Bölts, Gründerin und Gründer des ISA Childrens Home Unterstützungsvereins e.V., die ihr mit viel Herzblut und aus christlicher Überzeugung betriebenes Projekt den Anwesenden vorstellten.
2003 beschloss das Ehepaar Bölts, auf einem mit Eigenkapital und Spenden gekauften Grundstück in Südindien (Bundesland Tamil Nadu) ein Waisenhaus zu errichten, in dem indische Kinder und Jugendliche leben und lernen können sowie adäquate medizinische Versorgung erhalten. Auch die Verbesserung der Wasserversorgung im Dorf war und ist dabei ein wichtiger Punkt.
Damit Spendengelder nicht in der Bürokratie versickern, wurde dazu in Indien ein gemeinnütziger Trust und in Deutschland ein gemeinnütziger Verein gegründet, damit finanzielle Hilfe direkt und ohne Abzüge vor Ort ankommt. Mindestens dreimal im Jahr fliegen die Bölts persönlich hin, um sich über die Fortschritte zu informieren und tatkräftig mitanzupacken. Ziel ihres Vereins ist, die Lebensbedingungen und Bildung der Kinder stetig zu verbessern. Mit Erfolg — denn dieses Jahr konnten bereits zwei junge Frauen ein Studium durch die Unterstützung des Vereins aufnehmen.
Da Frauen und Mädchen in Indien noch gravierend gesellschaftlich benachteiligt werden, setzt dieser Schritt für die beiden Studentinnen — und den Verein — ein besonders schönes Zeichen dafür, dass sich der Einsatz lohnt.
Überzeugt von der guten Arbeit des Vereins ist Dr. Gabriele Hübener schon länger, doch nun tritt sie zum ersten Mal die lange Reise nach Indien an, um vor Ort ehrenamtlich mitzuhelfen. Durch frühere Indien-Aufenthalte ist ihr die Lage der Menschen sehr präsent; dieses Jahr wird sie den ganzen Dezember in Indien verbringen, davon mindestens zwei Wochen als Zahnärztin im ISA Childrens Home.
Material für die Behandlungen bekam sie dafür als Spende von der Zahnärztin Bremer-Bohde aus Lingen, der Zahnarztpraxis Ebrecht aus Esens sowie aus dem Dental Depot Bauer in Oldenburg.
Die Langeooger Lions-Damen steuerten die Hälfte der Flugticket-Kosten bei, die Lions-Herren leisteten einen großen Beitrag für benötigtes Material und alle Langeooger Lions übernahmen gemeinsam eine Patenschaft für die beiden zuvor erwähnten Studentinnen, damit diese die Hochschule auch abschließen können.
Bürgermeister Garrels hatte eine Geschenktüte dabei, in der sich 30 Spielzeugenten mit "Langeoog"-Emblem für die Kinder im Waisenhaus befanden. Mit diesen posierte die Gruppe dann auch für ein Foto, bevor der Bürgermeister zur Rede anhob.
Sehr gerne habe er am Sonntagmorgen für dieses Projekt die Tore des Rathauses geöffnet, begann Garrels, und betonte, was für ein schönes Zeichen es sei, dass die Lions-Clubs hier eben nicht im elitären Elfenbeintürmchen mauschelten (wie es das Klischee will), sondern das Hilfsvorhaben öffentlich vorstellten. Schließlich erfüllten die Service-Clubs, von denen es gleich vier auf Langeoog gibt und die deshalb tief in der Inselgemeinschaft verwurzelt seien, durchaus lobenswerte karitative Aufgaben. Dass Projekte wie dieses dabei über Clubinterne Netzwerke entstünden, sei ein schönes Beispiel dafür, dass ein weiterer Zweck dieser Clubs, die "Beziehungspflege", eben nicht nur zum persönlichen Vorteil genutzt werde, sondern auch gesamtgesellschaftlich Früchte tragen könne.
Und er sei stolz, dass Dr. Gabriele Hübener nicht nur als LIons-Dame, sondern auch als Langeoogerin diesen Einsatz zeige und damit ein positives Bild der Insel als Botschafterin in die Welt trage.
Auch die Langeooger Lions-Schwestern und -Brüder (für die an diesem Tage Dini Bents und Karsten Kugelberg sprachen) fanden lobende Worte und boten weitere Unterstützung an.
Abschließend sprach auch Frau Dr. Hübener selbst Dankesworte und zeigte sich gerührt darüber, dass es "nur einen einzigen Anruf" benötigt habe, um Bürgermeister Garrels davon zu überzeugen, dieses Projekt im Rathaus vorstellen zu dürfen.
Sie wisse um ihre Privilegiertheit und sei froh, etwas davon an andere abgeben zu können. Durch die Materialspenden ihrer Mitstreiter_innen sei die Behandlungsmöglichkeit vor Ort auch stetig verbessert worden. Fanden die ersten Zahnarztbehandlungen (so Andreas Bölts) noch auf einem Holzstuhl im Klassenzimmer statt, so konnte inzwischen ein Zahnarztstuhl mit europäischem Standard finanziert werden. Damit sei die Möglichkeit einer effektiven Behandlung Jahr um Jahr gewachsen und trage entschieden zur Lebensqualität der Kinder und Jugendlichen im ISA Childrens Home bei. Mindestens zwei Mal im Jahr gelänge es mittlerweile, eine Zahnärztin oder einen Zahnarzt aus Deutschland für die Behandlungen in Madurai zu gewinnen.
Wer sich über die Arbeit des gemeinnützigen Vereins ISA Childrens Home Unterstützungsverein e.V. und das Waisenhaus informieren möchte, findet hier nähere Informationen:
http://www.isa-childrens-home.org