„Daktari“ aus Bramsche in Kenia

#1 von carlos , 19.09.2010 22:56

Am nächsten Freitag wird aus Dr. Martin Fuchs der „mzungu daktari wa meno“ im kenianischen Nyabondo. In der Region am Viktoriasee wird der Bramscher knapp drei Wochen lang als „weißer Zahnarzt“ ehrenamtlich arbeiten.

Fuchs ist Mitglied der Arzt- und Zahnarzthilfe Kenya e.V. Diese wurde 1999 von Thüringer Zahnärzten gegründet mit dem Ziel, „die mittellose kenianische Bevölkerung in zahnärztlicher, medizinischer und sozialer Hinsicht zu unterstützen, um Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten“, wie es auf der Homepage des Vereins (www.zahnarzthilfe-kenya.de) heißt.

Diesem Ziel will Martin Fuchs nicht nur mit seinem Vereinsbeitrag dienen. Wie andere Mitglieder auch stellt er sein Wissen und sein Können unentgeltlich zur Verfügung. Und nicht nur das: Flug und Unterkunft (drei Dollar pro Tag für ein Zimmer im Krankenhaus) zahlt er aus eigener Tasche. „Dafür mache ich einen Urlaub weniger“, sagt der Bramscher.

Im Einzugsgebiet des St. Joseph’s Hospital in Nyabondo, wo Fuchs tätig sein wird, leben nach Angaben des Vereins rund 150000 Menschen ohne qualifizierte zahnärztliche Betreuung. Ein Großteil der kenianischen Bevölkerung könne sich keine zahnmedizinische Behandlung leisten, die wenigen einheimischen Zahnärzte praktizieren vor allem in Ballungsräumen und versorgen „hauptsächlich den wohlhabenderen Teil der Bevölkerung“, heißt es in einem Informationsblatt.

Um die anderen wird sich Martin Fuchs ab nächsten Freitag kümmern. Unterstützt wird er dabei von kenianischen Franziskanerinnen, die den Praxisbetrieb organisieren. Einsatzgebiet ist aber nicht nur die Klinik: Mit einer mobilen Einheit wird der weiße Zahnarzt auch in abgelegenen Winkeln seine Dienste anbieten. „Da gibt es mobile Einheiten, die mit Druckluft gesteuert werden“, weiß Fuchs. „Strom“, so hat er bei seinen Erkundigungen gelernt, „ist Glückssache“. Da ist ein Kompressor für die Druckluft hilfreicher.

Der Doktor aus Deutschland soll aber nicht nur Zähne ziehen und Füllungen machen. Vor allem geht es darum, das vorhandene Personal weiterzubilden. Denn neben den Schwestern, die das Organisatorische regeln, gibt es auch einheimische Assistenten, die nach dem Vereinsgrundsatz der Hilfe zur Selbsthilfe geschult werden.

„Ich wollte das unbedingt mal gemacht haben“, sagt Fuchs, der nach langer Suche schließlich bei der Zahnarzthilfe gelandet ist. Den letzten Motivationsschub, selber praktisch zu helfen, brachte ein Urlaub in Südafrika. Als er sich dort interessehalber eine Zahnarztpraxis ansah, „hat es sofort gekribbelt“, erinnert sich Fuchs. Als Vertreter des reichen Westens sieht er sich auch in der Pflicht: „Wir haben denen Coca-Cola gebracht, aber keine Zahnbürste.“

Die wird er am nächsten Freitag in mehrfacher Ausfertigung im Gepäck haben. Denn nicht nur Rat und Tat sind gefragt, auch Praxisbedarf ist gefragt. So hat Fuchs seine Lieferanten angesprochen und bringt vom Betäubungsmittel bis zum OP-Kittel einiges an Material mit. „Ich fliege mit doppeltem Gepäck hin und kehre nur mit Handgepäck zurück“, sagt Fuchs. Eine Fülle unbezahlbarer Erfahrungen dürfte dann seine einzige Vergütung sein.

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