Im Oktober, wenn seine Zahnarztpraxis Urlaub macht, dann verreist Stephan Olek. Was auf den ersten Blick nach Normalität klingt, ist auf den zweiten eher ungewöhnlich. 14 Tage lang wird der Dessauer in Kenia sein - um dort als Zahnarzt zu arbeiten.
Zum zweiten Mal macht er sich in dieser Mission zum Schwarzen Kontinent auf. Vor vier Jahren war der "Muzungu", wie die Einheimischen die Weißen nennen, das erste Mal in einem Krankenhaus in Nyabondo tätig. Damals mit seiner Frau, die nun allerdings mit den kleinen Kindern zu Hause bleibt. Beim Urlaub auf dem Kontinent hatte er zuvor "den riesigen Behandlungsbedarf gesehen". Und so schaute er sich gezielt um nach einer Organisation, die Hilfe leistet. So ist er auf Dr. Hans-Joachim Schinkel aus Sömmerda aufmerksam geworden, den ersten Vorsitzenden und Gründer des Vereins Arzt- und Zahnarzthilfe Kenya.
Bislang hat der Verein acht zahnärztliche Praxen in Zusammenarbeit mit kenianischen Franziskanerinnen und drei zahntechnische Laboratorien eingerichtet. Die arme Landbevölkerung Westkenias in Nyabondo, Kaplomboi und Asumbi und die Slumbewohner und Not leidende Menschen von Nairobi, Kisumu und Nakuru zu versorgen, ist das Anliegen. Die meisten Menschen, so Olek, können sich aufgrund ihrer großen Armut keine Behandlung leisten und eine Krankenversicherung haben sie nicht. Einheimische Zahnärzte gibt es kaum. Ein Rätsel ist es für den Dessauer daher, "wie die Menschen das vorher gemacht haben".
Denn bei über 90 Prozent der Fälle hilft nur noch der Griff zur Zange, "denn das Problem muss endgültig geklärt werden". Füllungen und Prophylaxe seien bei den Erwachsenen, die sich oft in den frühen Morgenstunden auf den weiten Weg zur Praxis machen, weniger gefragt. Dennoch ist Vorbeugung auch ein Thema in Afrika - vor Schulklassen klären die Ärzte auf, um Zahnkrankheiten zu vermeiden. Auch um Aufklärung über Aids, Malaria, Haut- und Augenkrankheiten bemühen sich die Deutschen und beziehen einheimische Ärzte und Schwestern ein.
Bisher haben etwa 300 Zahnärzte, Ärzte, Krankenschwestern, Zahnarzthelferinnen und Zahntechniker aus Deutschland uneigennützig Hilfseinsätze absolviert. Auch dafür, dass die Praxen ausgestattet werden, hat der Verein gesorgt, ebenso, dass das Krankenhauspersonal ausgebildet wird. Darüber hinaus finanziert er das Zahnmedizinstudium einer kenianischen Franziskanerin in Uganda, damit sie später ihr Wissen an Kenianer weitergibt. Denn erklärtes Ziel ist es, dass die zahnärztlichen Behandlungen in naher Zukunft durch die Kenianer selbst abgesichert werden können.
Stephan Olek freut sich auf den erneuten Einsatz in Schwarzafrika und zudem, dass er sein Patenkind nach vier Jahren wiedersieht. Denn auch Waisenkinder durch eine persönliche Patenschaft oder eine Förderung zu unterstützen, gehört zu den Anliegen des Vereins.