eustadt. „Ich fass es nicht“, sagt Andreas Pathe und schaute begeistert in die große Runde und in die Fernsehkamera. Der sympathische Neustädter Zahnarzt wurde komplett überrascht von dieser Auszeichnung . Plötzlich war die Praxis voller Leute. Erwartet hatte Pathe noch einige Patienten an diesem späten Nachmittag. „Aber mein Team war wohl eingeweiht“, bemerkte der Chef sofort.
Andreas Pathe ist der „Thüringer des Monats“ im September 2017. Verdient hat er sich diese besondere Anerkennung – eine Aktion von MDR Thüringen und der Thüringer Ehrenamtsstiftung – durch sein langjähriges Engagement als Zahnarzt in der Organisation „Dentists for Afrika“. Der Neustädter gehört sogar zu den Gründungsmitgliedern und ist seit 20 Jahren international als Zahnarzt bei Hilfsaktionen aktiv.
Ausgezeichnet als Thüringer des Monats werden Menschen, die in ehrenamtlicher Arbeit Außergewöhnliches leisten. Und oft seien dies jene, die „dies eher im Stillen machen“, so Radio-Moderator Lutz Gerlach, der Andreas Pathe als erster vor der laufenden Kamera gratulierte.
„Ich bin wirklich sprachlos. Aber ich finde, das ist auch eine Wertschätzung für unseren Verein“, war Andreas Pathe auch dankbar. „Und unser Vorsitzender, Dr. Schinkel aus Sömmerda, hätte so eine Auszeichnung eigentlich verdient“, erklärte der Neustädter sofort.
Aber Andreas Pathe ist es, der in diesem Sommer von sehr aufmerksamen, sensiblen Zeitgenossen vorgeschlagen wurde. Nämlich von Erika und Hubert Jäkel. Als Patientin sah Erika Jäkel im Warteraum der Praxis ein Plakat der Organisation „Dentists for Afrika“. Und dann lasen beide einen Zeitungsartikel über Pathes großes persönliches Engagement als Zahnarzt in Afrika, waren voller Hochachtung und Begeisterung für diesen Mann und reichten beim MDR ihren Vorschlag ein.
„Was wir leisten können, ist natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, erklärte Andreas Pathe den Medienvertretern und Gratulanten über seine Arbeit in Afrika. Aber es sei auch eine konkrete Antwort auf die aktuelle Flüchtlingsbewegung. Das Engagement der Zahnärzte trage dazu bei, dass die Menschen in Afrika ein menschenwürdigeres Leben führen können, so Pathe.
Zu großen Überraschung kamen MDR und Gratulanten in die Praxis. Foto: Brit Wollschläger Zu großen Überraschung kamen MDR und Gratulanten in die Praxis. Foto: Brit Wollschläger
„Sie haben meinen ganzen Respekt und meine Hochachtung“, sagte Landrat Thomas Fügmann zur Gratulation. „Wir sind sehr stolz, in Neustadt jemanden wie Sie zu haben“, ergänzte Ralf Weiße, der 1. Beigeordnete der Stadt Neustadt. Hubert Jäkel schlug Weiße als Vertreter der Stadt den hilfsbereiten Mediziner auch direkt als Kandidaten für eine Ehrenbürgerschaft vor. „Das alles ist zu viel der Ehre. Ich bin doch ein ganz normaler Mensch“, reagierte Pathe. „Aber genau solche normalen Menschen, werden von uns geehrt“, so Moderator Lutz Gerlach. Und er übergab dem Thüringer des Monats einen großen Blumenstrauß, eine Urkunde und einen Scheck über 500 Euro.
„Den gebe ich sofort weiter an unseren Verein“, erklärte Pathe und reichte den Scheck an zwei Vertreter des Vereins, die von den rührigen Organisatoren ebenfalls eingeladen worden waren.
„Sowas erlebt man ja nicht jeden Tag“, seufzte Pathe noch kurz. Aber bald gefiel ihm die große Aufmerksamkeit, die der Arbeit des Vereins helfen und vielleicht noch einige Pateneltern mehr bringen könnte.
500 Euro sofort an den Verein weiter gespendet
Los ging es für Andreas Pathe 1997 mit einer Beteiligung bei der Zahnarzthilfe in Brasilien. Gemeinsam mit zwei weiteren Neustädter Zahnärzten war Pathe damals mit einem zur mobilen Praxis umgebauten Armee-Laster in Indianerdörfern unterwegs. „Es war damals so eine Mischung aus Abenteuer und der Absicht Gutes zu tun“, so Pathe. Und um Gutes zu tun mussten die Dentisten weite Strecken über abenteuerliche Strecken mit dem alten Laster zurücklegen, um die Orte überhaupt zu erreichen. „Es war hochinteressant. Alle Dorfbewohner kamen auf den Platz und schauten uns zu“, so Pathe.
Das Ehepaar Erika und Hubert Jäckel hatte Andreas Pathe vorgeschlagen. Foto: Brit Wollschläger Das Ehepaar Erika und Hubert Jäckel hatte Andreas Pathe vorgeschlagen. Foto: Brit Wollschläger
Bei einem Treffen mit seinem Studienfreund Hans-Joachim Schinkel stellte sich heraus, dass beide – unabhängig voneinander – in Brasilien aktiv waren. Nun wollten sie etwas Eigenes auf die Beine stellen. Die Idee entstand, eine Zahnarzthilfe auch in besonders armen Gegenden in Afrika anzubieten. Schinkel fuhr nach Kenia, sondierte zunächst die Lage, sprach mit möglichen Partnern vor Ort und gründete bald den Verein. Inzwischen haben die „Dentists for Afrika“ vor Ort 13 Zahnarztpraxen errichtet, die von Kollegen aus Deutschland und anderen Ländern sowie inzwischen von afrikanischen Zahnärzten betrieben werden, berichtete Andreas Pathe.
Gleichzeitig zur Zahnarzthilfe gibt es auch Patenschaften für Waisenkinder – sagenhafte 850 sind es inzwischen. Bis zum Abschluss ihrer Ausbildung werden die jungen Menschen unterstützt. Mittlerweile sind einige dieser Patenkinder auch Zahnärzte und Helfer oder Helferinnen geworden und arbeiten in diesen Praxen. 35 haben ihre Ausbildung bereits abgeschlossen. „So schließt sich der Kreis. Das meinen wir mit Nachhaltigkeit“, so der Neustädter.
Und nach mehreren Interviews, vielen Gratulationen und anregenden Gesprächen freute sich Andreas Pathe diesmal noch mehr auf die geplanten Videokonferenz am Abend mit dem Verein und den Kollegen in Afrika. Denn er konnte von einer schönen Überraschung berichten.