Es dauerte drei Wochen, bis Wolf pleite war. Knapp 1500 Euro hatte er als Startkapital mit nach Australien genommen. Zimmer und Job in Sydney suchen, Geld verdienen, durchs Land reisen - das war der Plan. 60 Bewerbungen, 21 Tage im Hostel-Einzelzimmer und unzählige Drinks später war das Ersparte weg.
Die letzte Hoffnung des 27-Jährigen aus Dresden: ein Job auf einer Farm im Landesinneren. Kühe melken, Schweine füttern, Ställe ausmisten. 13 Stunden am Tag, bei sengender Hitze. Neun Tage hielt er es dort aus, drei davon lag er mit einem Spinnenbiss im Krankenhaus. "Es waren die schlimmsten neun Tage meines Lebens", sagt er.
Dabei klang und klingt die Aussicht verlockend: Rucksack auf, ab ins Flugzeug und das Geld für die weitere Reise unterwegs verdienen - so funktioniert das australische Working-Holiday-Visum. Das ist ab Januar noch einfacher zu bekommen: Die Altersobergrenze wird von 30 auf 35 Jahre angehoben, die Kosten auf 390 australische Dollar (273 Euro) gesenkt und die Regelung, dass spätestens nach sechs Monaten der Arbeitgeber gewechselt werden muss, wird gelockert. Doch es gibt viele Fallstricke.
Das "kulturelle Austauschprogramm für junge Reisende", wie das australische Tourismusministerium das Programm nennt, ist für Australien ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Rund 160.000 junge Menschen aus aller Welt, darunter mehr als 24.000 Deutsche, beantragen jedes Jahr ein Working-Holiday-Visum - und erwirtschaften damit im Schnitt 3,2 Milliarden australische Dollar, heißt es in einem aktuellen Bericht der australischen National Farmers' Federation.
Aus diesen Ländern kommen die meisten Working-Holiday-Reisenden
Platz
Land
2015/16 vergebene Visa
1
Großbritannien
34.097
2
Deutschland
24.210
3
Frankreich
18.530
4
Südkorea
17.721
5
Taiwan
14.803
Die Rucksackreisenden übernehmen bei Australiern unbeliebte, kraftzehrende Jobs wie Obst und Gemüse pflücken - und lassen einen großen Teil ihres mickrigen Lohns im Land. 15.088 australische Dollar (10.500 Euro) verdiene ein Working-Holiday-Reisender im Schnitt pro Jahr, heißt es in dem Bericht weiter. "Und etwa dieselbe Summe, nach Steuern, gibt jeder aus."
Derzeit müssen die Backpacker erst ab einem Einkommen von 18.200 australischen Dollar (12.410 Euro) Steuern zahlen. Ab Januar entfällt die Freigrenze. Von jedem erarbeiteten Dollar wird die australische Regierung dann 19 Cent einbehalten.
Die neue Regelung ist in Australien umstritten, monatelang wurde im Parlament darüber diskutiert. Wirtschaftsverbände fürchten um ihre Arbeitskräfte.
Sebastian aus Heidelberg sieht das gelassen. Seit fünf Monaten arbeitet der 30-Jährige mit seiner Freundin Victoria auf einer Zitrusfrüchtefarm in der Nähe von Adelaide. "Natürlich wäre es schön, von der Steuer etwas zurückzukriegen, aber solange man vom Gehalt leben kann, ist doch alles gut", sagt er. "Die Arbeit hier macht echt Laune."
Bezahlt werden die beiden nach gefüllten Körben. Für einen Korb Mandarinen gibt es 90 Dollar, für Orangen 30, für Grapefruit 22. An guten Tagen kommen sie damit auf einen Tagesverdienst von 240 Dollar pro Person (168 Euro) - und haben schon um 15 Uhr Feierabend.