16. August 2001 - Selbstlos, aufopfernd, engagiert, verantwortungsbewusst und von der Not Notiz nehmend - zahlreiche Zahnärzte in Deutschland leisten Großartiges für die Ärmsten der Armen weltweit. Von Russland bis Rumänien, von Indien bis zu den Philippinen, von Mexiko bis Chile, und von Gambia bis Kenia sind helfende Hände deutscher Kollegen im Einsatz, wenn es darum geht, Krankheiten zu lindern, Waisen ein Zuhause zu geben oder zahnmedizinische Behandlung vor Ort zu leisten. Die zm haben neue Informationen gesammelt und stellen hier einige Hilfsprojekte vor, jedoch ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Singen und dichten gegen das Elend der Welt - der Zahnarzt Dr. Henry Bauer aus Neuwied kämpft auf seine Art gegen die Armut von Waisenkindern in Rumänien. Auf seiner Rock-CD "Under my skin" zeigt er, dass er mit seinem Vorbild Bob Dylan eines gemeinsam hat: Mit Musik wachzurütteln, anzuprangern, aber auch - und da unterscheidet er sich von Dylan - Mut und Hoffnung zu wecken. Im Januar feierte Bauer seinen 40. Geburtstag. Auf Geschenke verzichtetet er, stattdessen startete er einen Spendenaufruf, bei dem rund 2 000 DM zusammen kamen. Mit dem zusätzlichen Verkauf seiner Aphorismensammlung "Kalenderblätter", seiner Benefiz-CD sowie weiteren Sachspenden kam ein Hilfspaket zu Stande, das einem Kinderheim nahe der Stadt Turda zugute kommen sollte.
Singen und dichten für rumänische Waisenkinder: der Neuwieder Zahnarzt Dr. Henry Bauer traf genau den richtigen Ton.
Kauf von Kinderbetten
Die Kontakte entstanden über einen Patienten. Bauer fuhr selbst hin. Er half beim Kauf von Kinderbetten und lieferte Kleidung, Zahnbürsten und vieles mehr. Weiteres Ziel war ein Kinderheim in der Nähe von Aiud sowie ein Kreiskrankenhaus in Tudra, wohin Bauer Verbandsstoffe, Medikamente und Hygieneartikel lieferte. "Kinder und insbesondere Waisenkinder sind das schwächste Glied in einer Gesellschaft und wir sollten uns unserer Verantwortung bewusst werden, hier uneigennützig Hilfe zu leisten, auch wenn Rumänien vielleicht weit von uns entfernt liegt", kommentierte er.
Der Hilfe für ein rumänisches Kinderdorf in Sigethu-Marmatiei hat sich auch der Freie Verband Deutscher Zahnärzte, Landesverband Bayern, verpflichtet. Anlässlich seiner Landesversammlung in Bad Reichenhall gründete der Verband die FVDZ-Weltkinderhilfe. Damit will man im Aufbau befindliche Kinderhilfsprojekte finanziell und personell unterstützen. Die zahnmedizinische Betreuung des Kinderdorfes gilt als Pilotprojekt. Finanzielle Mittel werden über eine Altgold-Sammelaktion in bayerischen Zahnarztpraxen eingeholt.
zm-Forum Hilfsaktionen Eine Möglichkeit zum Erfahrungs- und Meinungsaustausch über Hilfsaktionen findet sich im Forum von zm-online.
"Aktion Z - Altgold für die Dritte Welt", so heißt die gemeinsame Initiative der baden-württembergischen und nordrheinischen Zahnärzte, bei der im letzten Jahr mehr als eine Million DM zusammengetragen wurden. Mit dem Erlös wurden drei in der Dritten Welt tätige Hilfsorganisationen unterstützt, und zwar die "Aktion Hilfe zur Selbsthilfe" in Dossenheim, das "Komitee Ärzte für die Dritte Welt" in Frankfurt und "Jugend Dritte Welt" in Bonn.
Szenenwechsel: St. Petersburg. Hier werden in einer Klinik Kinder aus ganz Russland bis zum Alter von 16 Jahren behandelt, die aus verschiedensten Gründen (genetische Schäden, Unfälle mit Minen, Verstrahlungen) Hände und Arme verloren haben. Während des Klinikaufenthaltes, der zwischen drei und fünf Monaten dauert, werden die Amputationsstümpfe so versorgt, dass am Ende der Behandlungszeit eine Prothese angepasst werden kann.
Wie putzt man sich mit Armprothesen die Zähne? Diese Kinder aus Sankt Petersburg haben trotz ihrer Behinderung eine enorme Geschicklichkeit entwickelt.
Dr. Werner G. Habersack, Zahnarzt im oberbayerischen Weilheim, ist hier engagiert. Habersack verfügt bereits über Erfahrung in der zahnmedizinischen Betreuung von Kindern aus Tschernobyl, die jetzt in Kiew leben und die er in einem eigenen Hilfsprojekt zusammen mit Prof. Dr. Elmar Reich (ehemals Universität Homburg/Saar) und der Firma GABA International gruppenprophylaktisch betreut (die zm berichteten).
Aufgrund persönlicher Kontakte entstand die Zusammenarbeit mit der Petersburger Kinderklinik. Dort werden die Kinder während ihres langen Klinikaufenthaltes auch zahnmedizinisch betreut, sie lernen, sich trotz ihrer großen Behinderung die Zähne zu putzen. Durch begleitende Studien ist der Ansatz geschaffen, die Mundgesundheit der kleinen Patienten langfristig zu verbessern.
Beeindruckend ist, was Dr. Habersack aus seinen Erfahrungen berichtet: "Durch ihre Behinderung bedingt, sind die Kinder sehr erfinderisch bei der Bedienung von Geräten und täglich benötigten Werkzeugen", erklärte er. "Wir haben an einem Stativ für die verschiedenen Kindergrößen eine Vorrichtung gebaut, mit der Kinder ohne Arme (beidseitig) sich die Zahnpaste mit der Stirn auf die Bürste pressen und dann mit den Zähnen die elektrische Bürste einschalten; dann können sie alle Zahnflächen gleichmäßig putzen."
Das Gebirgsland Armenien, fast vollständig von den Ausläufern des kleinen Kaukasus eingenommen, ist ein sehr erdbebengefährdetes Gebiet. Die Armut ist groß, das Land ist durch den Krieg mit Aserbaidjan ruiniert. Die Zahngesundheit der Bevölkerung ist katastrophal. Der kanadische Kieferchirurg Dr. Kevork Ajemian leistet hierHilfe, unterstützt durch eine deutsche Bekannte, Lore Schäfer aus Detmold, sowie durch amerikanische und kanadische Kollegen und Firmen. Er engagiert sich in Eigeninitiative beim Aufbau von Zahnarztpraxen für die Versorgung der Bevölkerung. Eine Praxis in Yerevan steht bereits, eine zweite in Goumri wird ausgebaut, weitere sollen folgen. Dazu werden sowohl Sachspenden als auch Manpower zum Einsatz vor Ort und zur Koordination der Spenden gebraucht.
"Wir nennen uns Berufsstand, wir sprechen von Standespolitik, da muss die Frage erlaubt sein, ob wir uns in der Gesellschaft auch dem Stand gemäß engagieren. Aus unserem Stolz, diesem Berufsstand anzugehören, erwachsen auch Verpflichtungen", so formulierte es ein wenig provokativ der Berliner Kammerpräsident Dr. Christian Bolstorff in einem Leitartikel. Bolstorff weiß, wovon er spricht. Der Präsident, gleichzeitig Beauftragter des Vorstandes der Bundeszahnärztekammer für Hilfsaktionen, hat vor kurzem das "Berliner Hilfswerk Zahnmedizin" gegründet. Ziel des Vereins, der die Gemeinnützigkeit beantragt hat, ist die Einwerbung von Spendengeldern, um an sozialen Brennpunkten der Berliner Zahnmedizin - zum Beispiel bei Obdachlosen oder Behinderten - finanzielle Hilfe leisten zu können (die zm werden darüber gesondert berichten).
Vorläufer des Hilfswerks war eine Hilfsaktion für die Opfer des Erdbebens in der Türkei. Am 17. August 1999 erschütterte ein Beben der Stärke 7,4 den Nordwesten des Landes. Dabei kamen 17 000 Menschen ums Leben, rund 130 000 Häuser wurden zerstört. Ein Nachbeben folgte vor Wintereinbruch. Noch immer leben rund 30 000 Bewohner der am stärksten betroffenen Städte Adapazari, Gölcük, Izmit und Yalova in Zelten. Das Dis-Mobil (dis=Zahn) der Berliner Zahnärztekammer, eine mobile Zahnarztpraxis, unterstützt durch das Hilfswerk Deutscher Zahnärzte (HDZ), die Bundeszahnärztekammer und durch Spenden von Zahnärzten bundesweit, konnte in der Erdbebenregion eingesetzt werden. Dafür hatten etliche Kollegen es dem ehemaligen Präsidenten der BZÄK, Dr. Fritz-Josef Willmes gleichgetan, anlässlich ihres Geburtstages auf Geschenke verzichtet und stattdessen zu Spenden aufgerufen. Bei einer Reise in die Türkei konnten sich die Initiatoren vom erfolgreichen Einsatz ein Bild machen: "Die hervorragend ausgestattet mobile Zahnarztpraxis der deutschen Zahnärzte wird bestens angenommen", sagte Dr. Bolstorff nach seiner Rückkehr. "Und natürlich kümmern wir uns weiter um die in kaum vorstellbaren Verhältnissen lebenden Dorfbewohner, besonders um die vielen Kinder."
Das Dis-Mobil der Zahnärztekammer Berlin - Kammerpräsident Dr. Christian Bolstorff (4.v.l) und sein Vize Dr. Jürgen Gromball (5.v.l.) machten sich von der Hilfsaktion für die Erdbebenopfer in der Türkei vor Ort ein Bild.
Hilfe für das Erdbebengebiet war auch vielen weiteren Kollegen in Deutschland ein persönliches Anliegen, um schnell und unbürokratisch den Notleidenden beizustehen. So hat der Verein der türkischen Zahnärzte in Deutschland e.V., wiederum in Zusammenarbeit mit dem Hilfswerk Deutscher Zahnärzte, Sach- und Geldspenden zusammengetragen. Davon ging ein großer Teil an die türkische Zahnärztekammer in Istanbul, die mit den Hilfsgütern Waisenkinder und Familien von im Erdbeben verstorbenen türkischen Kollegen versorgte. Hinzu kamen, so berichtete der Vorsitzende des Vereins, Priv. Doz. Dr. Saduman O. Köklü, Starthilfen für den Neubeginn von zerstörten Praxen und Sachhilfen, wie Behandlungseinheiten.
Waisenhaus in Yalova
Zahlreiche weitere Initiativen gab es für die betroffene Region. So kümmerte sich die Deutsch-Türkische Gesellschaft in Krefeld mit um den Aufbau eines erdbebensicheren Waisenhauses in Yalova-Termal. Der Lions-Club Hannover-Calenberg nutzte - unter Federführung des Hannoveraner Zahnarztes Dr. Rüdiger Ahlers - Kontakte zu zahnmedizinischen Fachfirmen und zu Volkswagen für eine umfangreiche Sammelaktion. In einem Gesamtwert von einer Million DM konnte ein weiteres Dis-Mobil zum Einsatz kommen sowie Zahnarztmaterial für ein Krankenhaus in Adapazari zusammengetragen werden.
Eine Hilfsaktion ganz anderer Art hat sich zur Unterstützung eines Jerusalemer Krankenhauses gebildet. Das Bikkur Cholim Hospital im Herzen der Altstadt gehört zu den berühmtesten Krankenhäusern des nahen Ostens. Traditionsgemäß finanziert es sich seit seiner Gründung im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts aus Spenden wohltätiger Privatleute weltweit sowie der Sammeltätigkeit internationaler Fördervereine. Nun hat sich auch in Deutschland wieder eine Initiative gebildet, die das Krankenhaus unterstützt. Damit wird eine alte Tradition wiederbelebt, die im Jahre 1870 begann und mit Beginn der NS-Diktatur unterbrochen wurde. Mit involviert ist der deutsche Zahnarzt, Dr. Ulrich Lohse aus Burg. Der Vorstand des kürzlich gegründeten Vereins "Förderer des Bikkur Cholim Hospitals" hofft auf weitere Förderer.
Ein blindes Mädchen aus der Blindenschule Instituto de Cegos in Recife, Brasilien, ertastet sich eine Prophylaxe-Puppe.
Zu Beginn des Jahres 1988 war es noch ein unscheinbares Unterfangen, mittlerweile ist es ein umfangreiches Projekt: Das Zahnärztliche Hilfsprojekt Brasilien (ZHB) e.V. Es arbeitet daran, den Straßenkindern der Favelas von Recife und Pernambuco im Nordosten Brasiliens eine Chance zu geben, sich kostenlos zahnärztlich versorgen zu lassen und umfassende humanitäre Hilfe zu leisten. "Dies scheint", so der Vorsitzende des ZHB, Ruben Beyer, "wie der berühmte Tropfen auf den heißen Stein, aber ein Tropfen der Tat ist besser als ein Ozean voll Sympathie." Bei den Aktivitäten werden die Zahnärzte unter anderem unterstützt von der Bayerischen Landeszahnärztekammer. Das ZHB arbeitet eng mit der Partnerorganisation Santa Casa de Misericordia do Recife zusammen.
Ein hartes Leben
Die Straßenkinder der Elendsviertel haben ein besonders hartes Leben: Drogenabhängigkeit, Kinderprostitution, Kriminalität bis hin zu Raub und Mord führen oft zu einer totalen Haltlosigkeit. So gibt es diverse Einrichtungen, die vom ZHB unterstützt werden, in denen die Straßenkinder eine Schul- und Berufsausbildung bekommen und regelmäßig zahnmedizinisch betreut werden. Es ist möglich, für einen Beitrag von 60 DM im Monat eine Patenschaft zu übernehmen. Damit werden einem Kind Schule, Verpflegung, Kleidung und Ausbildung ermöglicht. Ein weiteres wichtiges Standbein ist die Altgold-Sammelaktion des ZHB.
Auch der Verein "Aktionsgemeinschaft Arzt- und Zahnarzthilfe Brasilien" hat sich dem Elend in den Favelas verschrieben. Zunächst entstand in der Hauptstadt des Bundesstaates Mato Grosso, in Cuiabá, ein zahnärztliches Ambulatorium, hinzu kam eine fahrbare Zahnklinik, die die Behandlungen in den Indianerreservaten der Region übernimmt. Der Verein finanziert das Gesamtprojekt aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen. Kollegen, die sich für einen Einsatz von in der Regel drei bis vier Wochen interessieren, werden gesucht.
Hilfestellung der etwas anderen Art hat sich die "Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba e.V." verpflichtet. Sie sammelt Material und Sachspenden für die zahnmedizinische Fakultät in Havanna/Kuba und für eine benachbarte Poliklinik.
Auch für Mexiko hat sich eine Hilfsaktion gegründet. Mit Unterstützung des Deutsch-Mexikanischen Kulturkreises "Amistad", Speyer e.V. engagieren sich zwei Speyerer Zahnärzte für ein kleines humanitäres Projekt auf einem kargen Hochplateau in dem Dorf "Campo C" im Staat Durango. Die Tagelöhner landwirtschaftlicher Genossenschaften sind arm, nicht motorisiert, haben kaum Möglichkeiten, einen Zahnarzt aufzusuchen und können ärztliche Versorgung nur schwer bezahlen. Für die Zahnstation werden Kollegen für den Einsatz vor Ort sowie Materialien und Instrumente gesucht.
Gut voran kommt ein Hilfsprojekt für die Mapuchen-Indianer in Chile. Getreu dem Motto "Hilfe zur Selbsthilfe" fördern einsatzfreudige Ärzte und Zahnärzte aus Nordrhein die ärztliche und zahnärztliche Basisversorgung. In einem Projekt in Maipú, einem Vorort von Santiago de Chile, entsteht beispielsweise eine Sozialstation mit Rundum-Versorgung (ärztlich, zahnärztlich, sozial).
Oft besteht zahnmedizinische Hilfe in bedürftigen Ländern darin, zunächst Schmerzen und Erkrankungen zu lindern. Den Anstieg der Karies hingegen langfristig einzudämmen, bedarf eines zweiten Schritts. Diesem hat sich das Komitee Ärzte für die Dritte Welt gewidmet, das ein zahnärztliches Präventionsprojekt auf der Philippinen-Insel Mindanao ins Leben gerufen hat. Seit 1998 wird in Trägerschaft des Komitees an 19 Grundschulen ein umfassendes Prophylaxe-Programm durchgeführt (vgl. auch zm 8/1999, Seite 74).
Prophylaxe-Programm auf den Philippinen: Hier werden mit Handinstrumenten bei Schulkindern Füllungen gelegt.
Dr. Matthias Silbermann aus Ratingen, der für das Projekt tätig war, berichtete nach seiner Reise über die Verteilung des Kariesbefalls der Kinder: "Je näher die Schulen am Highway lagen, desto höher war wiederum das Kariesaufkommen. Dies wird verständlich, wenn man sich klar macht, dass die Nähe der Straße es erleichtert, industrielle Süßigkeiten und Softdrinks heranzuschaffen."
Schwerpunkte des Prophylaxe-Programms sind das tägliche Zähneputzen mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta in der Schule, Aufklärung über zahngesunde Ernährung im Rahmen des Unterrichts, die Ausbildung von Eltern zu Schulzahnpflegehelfern, die Schmerzbehandlung der Schüler und die Extraktion von nicht mehr erhaltungswürdigen Zähnen. Hinzu kommt die Einflussnahme auf die Schulbehörde, Mundgesundheit in den Unterricht einzubinden.
Füllungen werden von eigens dazu geschulten Health Workers mittels der ART-Technik (Atraumatic Restorative Treatment) gelegt. Diese Methode ermöglicht es, eine Kariesbehandlung ohne technischen Aufwand und ohne Strom durchzuführen und ist damit fast überall einsetzbar. Die Ladbergener Zahnärztin Dr. Bella Monse-Schneider, die das Projekt für das Komitee initiiert hat, erklärte dazu: "Dieses Vorgehen folgt dem gesundheitswissenschaftlichen Ansatz, dass Mundgesundheit nur in Verbindung mit allgemeiner Gesundheit vermittelbar ist." Im Sommer dieses Jahres, so berichtete sie, werde das Projekt erstmalig umfangreich evaluiert, wobei neben den klassischen zahnärztlichen Befunden (DMFT und CPI) auch soziokulturelle und medizinische Faktoren und deren Einflüsse auf die Mundgesundheit analysiert werden. Das Projekt ist von der WHO anerkannt und wird von der Universität Jena wissenschaftlich begleitet. Zahnärzte, die sich vor Ort freiwillig und unentgeltlich engagieren wollen, sind willkommen.
Im Herzen Polynesiens, auf den Cook Islands, herrscht zwar der paradiesische Zauber der Südsee. Was aber die Zahngesundheit der Bevölkerung auf den entlegenen, spärlich besiedelten Inseln angeht, so hat Dr. Alexander Steiner, Zahnarzt aus München, andere Erfahrungen gemacht. Gab es noch im 19. Jahrhundert keine ernstlichen Probleme mit Karies und Zahnfleischerkrankungen, so verbreiteten sich Zahnprobleme mit Übernahme der westlichen Diät zusehends. Steiner arbeitete in einer Zahnstation, die im Wesentlichen durch Spenden westlicher Studenten aufrecht erhalten wird. Mittellose Patienten werden in der Regel von deutschen Famulanten mit deutschen Spendengeldern behandelt. Ganz langsam werden die Kinder dort auch an die Prävention herangeführt. Steiner: "Vertrauen muss man sich sich auf den Cook Islands im Bereich Zahnheilkunde erst verdienen."In Kürze reisen wieder drei Zahnmedizinstudenten und eine Humanmedizinerin nach Rarotonga. Sie haben einen "Verein zur zahnmedizinischen und humanmedizinischen Entwicklungshilfe auf den Cook-Inseln e.V." gegründet, um aus dem Pilotprojekt "Cookident" eine regelmäßige Betreuung entstehen zu lassen.
Vertrauen bei der Bevölkerung zu schaffen, darum geht es auch in einem Projekt der Universität Witten-Herdecke, das in Gambia durchgeführt wird. Mitten im Busch, vier Autostunden von der Hauptstadt entfernt, liegt das Jahali Health Centre. Dorthin fliegen Universitätsmitglieder mehrmals im Jahr, um den Menschen unter einfachsten Bedingungen mittels der ART-Technik eine zahnmedizinische Betreuung zukommen zu lassen. Außerdem werden vor Ort Community Health Workers ausgebildet, die als zahnmedizinische Fachhelfer die Aufgabe haben, in Gambia möglichst flächendeckend Prophylaxe zu betreiben. Das Ganze wird unterstützt vom Hilfswerk Deutscher Zahnärzte (HDZ).
Hilfe zur Selbsthilfe, diesem Gedanken hat sich auch der gemeinnützige Verein "Support Africa e.V. " aus Berg/Taunus gewidmet. Die Initiative engagiert sich dafür, zahnmedizinische Fakultäten in der Subsahara aufzubauen, damit eine flächendeckende zahnmedizinische Versorgung der Bevölkerung langfristig entstehen kann. Eine neue Fakultät für Zahnmedizin ist vor kurzem an der Moi Universität im westlichen Kenia errichtet worden. Gebraucht werden Materialien und Geräte, um die Ausbildung der Studenten zu gewährleisten.
Die Arzt- und Zahnarzthilfe Kenya e.V. wurde 1999 von Thüringer Zahnärzten gegründet. In einem Krankenhaus in der Nähe des Victoriasees sind zwei Behandlungsplätze eingerichtet worden; es werden deutsche Zahnärzte gesucht, die dort unentgeltlich arbeiten wollen. Auch die "Zukunftswerkstatt Afrika e. V" aus Rüsselsheim sucht für eine im Senegal eingerichtete Zahnstation Unterstützung und Kollegen, die für einige Wochen bereit sind, nach Kafountine zu fahren.
Zum Schluss sei noch auf das Engagement des Weltzahnärzteverbandes FDI hingewiesen. Anlässlich des letzten Kongresses im Dezember 2000 in Paris gab es ein Treffen von Mitwirkenden bei zahnärztlichen Hilfsorganisationen, die sich zu einem Meinungsaustausch zusammenfanden.
Mittlerweile gibt es eine umfangreiche Liste mit weltweiten Kontaktadressen im Internet. Ein weiteres Treffen ist beim nächsten FDI-Kongress im September in Kuala Lumpur geplant.
Hinweis: Leser, die Hilfsaktionen in den zm vorstellen wollen, sind herzlich dazu aufgefordert, sollten aber vorher unbedingt mit der Redaktion Rücksprache halten.
Eine Liste mit Kontaktadressen der im Text erwähnten und weiterer Hilfsaktionen samt Angaben zu Spendenkonten können Sie als Download finden.
zm 16/2001, Seite 26
http://www.zm-online.de/m5a.htm?/zm/16_01/pages2/titel1.htm