150 gezogene Zähne am Tag sind normal

#1 von carlos , 01.05.2016 16:32

Bad Wörishofen/Nepal Gleich auf zweifache Weise waren Dr. Hubert Kienle und seine Tochter Katharina zuletzt im fernen Nepal, um Hilfe zu leisten. Zum einen brachten sie eine Spende für den Aufbau eines Waisenhauses mit und zum anderen behandelten die beiden Zahnärzte im ländlichen Nepal auf sehr ursprüngliche Weise Patienten in einer kleinen Klinik. Nepal, das zwischen China und Indien liegt, ist das zweitärmste Land Asiens mit einer Arbeitslosigkeit von 40 Prozent und einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Jahreseinkommen von rund 250 US-Dollar. 80 Prozent der Bevölkerung leben von der Landwirtschaft.

Zunächst wurde Dr. Kienle durch einen privaten Kontakt auf ein Hilfsprojekt in Nepal aufmerksam. In Dhading, westlich der Hauptstadt Kathmandu, entsteht gerade eine Waisenhausanlage nach dem Muster eines SOS-Kinderdorfes. Die Gemeinschaftspraxis Dr. Kienle/Amberger sammelte dazu das von Patienten gespendete Zahngold im Wert von 18500 Euro.

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Zusammen mit 3300 Euro Barspenden von Rotariern und Freunden konnte die stolze Summe von 21800 Euro für die Nepalprojekte aufgebracht werden. 16500 Euro davon wurden dem Waisenhaus zur Verfügung gestellt, der Rest ging in Form von zahnärztlichen Geräten in die Klinik, in der Katharina und Hubert Kienle drei Wochen ihres Aufenthaltes arbeiteten. Die Spenden wurden über das Rotary Hilfswerk abgewickelt. Ausdrücklich bedanken möchte sich Dr. Kienle bei allen Patienten und Spendern, die ihn unterstützten.

Als überaus spannend und erlebnisreich gestaltete sich der zahnärztliche Hilfseinsatz im Tamakoshi Cooperative Hospital in der 80 Kilometer südöstlich von Kathmandu gelegenen Stadt Manthali im Distrikt Ramechhap. Die German Rotary Volunteer Doctors, kurz GRVD, bei der Dr. Kienle seit der Vereinsgründung Mitglied ist, koordiniert solche Einsätze. Der sterile Operationssaal, die augenoptische Abteilung sowie die Zahnstation dort wurden von Rotary mitfinanziert. Der Allgemeinmediziner und einzige Arzt Dr. Suman leitet das Hospital und betreute die beiden während des Aufenthaltes sehr gastfreundschaftlich. Manthali liegt auf rund 800 Höhenmetern und hat ein trockenes, schwülwarmes Tagesklima mit kühlen Nächten. Die umliegenden Dörfer des Distrikts befinden sich auf einer Höhe bis zu 2000 Metern, wo es nachts empfindlich kalt werden kann.

„Schon die Hinfahrt im Ambulanzjeep der Klinik über Bergstraßen, die sieben Stunden dauerte, war ein Abenteuer“, so die Beiden. Von Sonntag bis Freitag arbeitete Dr. Kienle mit seiner Tochter Katharina in der Zahnstation der Klinik. Untergebracht waren sie im dazugehörigen Gästehaus. „Als Verpflegung gab es drei Wochen lang das Nationalgericht „Dahl baat“, Reis mit Linsensuppe. „Daran mussten wir uns schon erst gewöhnen“, so Katharina im Gespräch.

Die dortige Zahnstation wird von einem Dentisten betrieben, der in etwa unserem „Dorfbader“ der letzten Jahrhunderte entspricht. Ziel des Hilfseinsatzes war nicht nur die Behandlung der Patienten, sondern vor allem die Schulung und Weiterbildung dieses Dentisten und seiner Helferin, um Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Mitgebracht hatten die Kienles dazu insgesamt 25 Kilogramm an zahnärztlichen Materialien vom Anästhetikum über Füllungsmaterialien bis hin zu chirurgischen Instrumenten, die großteils die eigene Praxis gespendet hatte. Nicht einfach war die Verständigung mit den Patienten, die kein Englisch sprachen. Zeichensprache war angesagt.

„Die Armut ist auch außerhalb Kathmandus deutlich zu spüren. Die Stromversorgung ist sehr dürftig und fällt ständig aus“, wussten beide zu berichten. Vor allem bei der Arbeit in der Klinik, wo zum Teil mit Stirnlampen gearbeitet wurde, ist dies ein Problem. Häufig wurde ein kleiner dieselbetriebener Generator angeworfen, um die Füllungstherapien durchführen zu können. Wegen der Stromspannungsschwankungen von 150 bis 220 Volt war auch das Röntgen eine echte Herausforderung. Richtig abenteuerlich gestalteten sich aber jeweils die Wochenenden. Hier zogen die Kienles über mehrstündige Fußmärsche in das Hinterland, um in Dental Camps für ein oder zwei Tage zu arbeiten. Jugendclubs hatten diese eigens organisiert. „Wir behandelten dort am Tag bis zu 50 Patienten, die zum Teil noch nie bei einem Zahnarzt waren, und sahen Kinder mit fast völlig zerstörten Zähnen“, so Dr. Kienle.

Katharina ergänzt: „Dort musste zuerst Holz gesammelt und gehackt werden, um Wasser für die Instrumenten-Sterilisation erhitzen zu können.“ Kein Wunder, dass als Behandlung fast ausschließlich Zahnentfernungen auf der Tagesordnung standen. Dennoch nahmen die Einheimischen bis zu drei Stunden Anmarsch in Kauf, und warteten geduldig stundenlang auf ihre Behandlung, die in den Dörfern kostenlos angeboten wurde. 150 gezogene Zähne am Tag waren für die Kienles deshalb durchaus normal.

Zum fünfwöchigen Aufenthalt gehörte schließlich noch ein Besuch im Rotary-Club in der Nähe von Kathmandu. „Und nächstes Jahr im Oktober möchten wir wieder vor Ort sein. Das haben wir schon fest eingeplant,“ so die beiden Zahnärzte. Außerdem soll das Waisenhausprojekt weiterhin unterstützt werden.
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RE: 150 gezogene Zähne am Tag sind normal

#2 von carlos , 01.05.2016 16:32

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