Der Wesselinger Axel Roschker hilft den Maasai mitten in der afrikanischen Wildnis. Der Oralchirurg reist einmal im Jahr nach Tansania. Neben der beeindruckenden Natur- und Tierwelt ist Roschker von den Menschen hier sehr berührt
Er ist ein Zahnarzt zwischen den Welten. Denn wenn der Oralchirurg Axel Roschker mit Praxis in Wesseling einmal im Jahr für die Wildnis seinen Koffer packt, fliegt er nicht als Tourist nach Afrika. Zusammen mit einem Kollegenteam kümmert er sich um Zahnerkrankungen der Maasai. Die Volksgruppe, die man hierzulande vor allem mit bunten Gewändern und farbenfrohen Schmuck verbindet, ist in der Serengeti in Tansania und in den weiten Ebenen im Süden Kenias beheimatet. Seit Generationen leben sie halbnomadisch. Dabei bildet der Serengeti-Nationalpark eines der größten aktiven Ökosysteme von Säugetieren. Dazu gehören Elefanten, Giraffen, Löwen ebenso wie Gnus, Zebras, Büffel oder Antilopen.
Neben der beeindruckenden Natur- und Tierwelt ist Roschker von den Menschen hier sehr berührt. „Meistens verständigen wir uns mit Blicken, Händen und Füßen“, sagt der 50-Jährige. „Selbst wenn die Maasai nach traditionellen Riten leben, haben hier leider Zivilisationskrankheiten Einzug gehalten. Im Dorfkiosk gibt es süßen Sachen, aber keine Zahncreme. So entsteht Karies.“
Die „Daktari“ (Suaheli für Doktor) sind mit ihrer mobilen Praxis in dem 5000 Einwohner zählenden Dorf Ololosokwan in Norden Tansanias seit einigen Jahren willkommen. Viele Familienverbände nehmen lange Tagesmärsche auf sich, um sich hier behandeln zu lassen. Inzwischen kommen auch Schulklassen.
Denn es hatte sich unter den Maasai schnell herumgesprochen, dass sie hier ihre „Keme“, ihre „Schmerzen“ loswerden können. Oft bis in die Abendstunden hinein stehen Kariesbehandlungen, Extraktionen von Wurzelresten, Weisheits – und Milchzähnen auf dem Plan. Solche Eingriffe haben Maasai bis dahin selbst mit Buschmesser und ohne Anästhesie gemacht.
Auch das gehört zum Hilfsprojekt: Die Maasai lernen Zähneputzen.
„Verwundert hat uns anfangs, dass bei Patienten häufig die mittleren Frontzähne fehlten. Die Maasai entfernen sie, um im Notfall bei Erkrankungen sich flüssig zu ernähren, und auch aus ästhetischen Gründen“, berichtet Roschker.
Begonnen hat das Hilfsprojekt „Daktari für Maasai“, als Martin Jörgens, ein Freund Roschkers und Düsseldorfer Zahnarzt 2010 in Ololosokwan eine Gebäude entdeckte, das ausgebaut werden sollte, um die Bevölkerung medizinisch zu behandeln. Die Klinik war eine Stiftungsgründung des Reiseunternehmens „andBeyond“ und der gemeinnützigen Organisation „Africafoundation“.
Sofort dachte Jörgens mit seiner jahrelangen Erfahrung als mobiler „Rallye-Zahnarzt“ daran zu helfen. Er holte ein Jahr später zwei weitere Kollegen und im Jahr 2012 den Wesselinger mit ins Boot. „Ich musste nicht lange überlegen. Denn schon während meiner Studienzeit hatte ich daran gedacht, ein dentales Projekt in Afrika zu machen“, betont er.
Zum Team gehören zudem seit zwei Jahren zwei Spanier. Denn die Universität Sevilla unterstützt das Projekt und nutzt es für die Ausbildung von Oralchirurgen.
Der Enthusiasmus ließ die Ärzte schnell mit Hitze, Tsetsefliegen, Moskitos und anderen Insekten klar kommen. „Im Dorf gibt es keinen Strom und kein fließendes Wasser. Wir haben anfänglich viel improvisiert, einen Generator besorgt. Ein alter Bürosessel diente als zweiter Behandlungsstuhl. Behandelt wurde auch draußen in Zelten“, erzählt Roschker.
Auch die Herde einer Maasai-Gruppe lernte Axel Roschker kennen.
Mit Unterstützung des Medikamentenhilfswerks Medeor haben die Zahnmediziner ihre „Daktari“-Station nach und nach ausgebaut. Neue, moderne Behandlungsstühle gehören zur Ausstattung, chirurgische Absaugpumpen, ein mobiler Laser, ein mobiles digitales Kleinbildröntgengerät, OP-Leuchten und umfangreiches Instrumentarium.
„So konnten wir auch Frontzahnfüllungen legen, um sowohl kariöse Zähne zu behandeln und auch bei schwerwiegender Fluorose das Aussehen verbessern.“ Hilfe gibt es zudem bei Abszessen und Brandwunden.
„Das alles würde ohne Partner nicht funktionieren“, sagt der deutsche Helfer. So hilft Condor mit einigen Hundert Kilo Freigepäck. Die südafrikanische Gruppe andBeyond, die in Tansania Lodges betreibt, ist ein aktiver Unterstützer vor Ort. Denn inzwischen umfasst die Route der Ärzte drei Behandlungsstationen. Wenn sie meist im September des Jahres für einige Wochen in Arusha ankommen, geht es zuerst zum Lake Manyara, dann ins Camp Grumeti am Ngorongoro-Krater und schließlich weiter quer durch die Serengeti nach Ololosokwan. Dort haben sich die engagierten Mediziner auf die Fahnen geschrieben, langfristig die kleine Klinik mit wechselnden Zahnärzten zu besetzen.
Für Unterstützungswillige hat die Organisation Medeor ein Stiftungskonto „Daktari for Maasai“ eingerichtet. Hier kann zielgerichtet gespendet werden. Dieses Geld wird nur für die Anschaffung von Medikamenten und zahnmedizinischem Equipment verwendet.
www.medeor.de