Zum Zähne ziehen im Einsatz in Brasilien

#1 von carlos , 23.04.2015 22:30

Der Gang zum Zahnarzt gehört für viele trotz modernster Technik in deutschen Praxen noch zu den Arztbesuchen, die die größte Überwindung kosten. In vielen Ländern ist die medizinische Versorgung, wie sie bei uns Standard ist, ein unerschwinglicher Luxus. Um den ärmsten Bewohnern Brasiliens zu helfen, gründeten deutsche Zahnärzte 1991 die Aktionsgemeinschaft Zahnarzthilfe Brasilien (AZB plus). Etwa 500 000 Patienten in den Slumgebieten und Indianerreservaten Brasiliens wurden alleine bis 2010 behandelt.

Die pensionierten Doktoren der Zahnmedizin Eberhard Ritzi aus Stahringen und Walter Goller aus Singen gehören zu den über 200 Kollegenteams, die sich ehrenamtlich dafür einsetzen, der mittellosen Bevölkerung in Brasilien, das Leben ein Stückchen lebenswerter zu machen.

Für zwei oder drei Wochen, je nachdem wie der Zeitplan es erlaubt, bewerben sich Ritzi und Goller für verschiedene Einsätze der Organisation, buchen und finanzieren den Flug selbst. Lediglich die Unterbringung und die Verpflegung werden gestellt. Manchmal werden die Ärzte in einer Ferienwohnung untergebracht, „wir haben aber auch schon mit elf Personen in einem Raum auf Matratzen auf dem Boden geschlafen“, erzählt Goller. Oft schmeckt das Essen gut, aber man erlebt auch Einsätze, „da gibt es mittags jeden Tag Reis mit Hühnchen“, erinnert sich Ritzi. Aber diese Umstände sind nebensächlich, wenn die Zahnärzte von ihren Erlebnissen in Südamerika erzählen. Sie empfinden Befriedigung, Menschen helfen zu können, die ihren Schmerzen sonst hilflos ausgeliefert wären. „Wir hatten ein bewegtes Leben. Sich dort zu engagieren, tut der Seele gut“, sagt Ritzi.

Für die Behandlungen nützen die Ärzte eine spezielle mobile Praxis – einen zu Zeiten der DDR gebauten Lastwagen der Nationalen Volksarmee, der ursprünglich als mobile Befehlszentrale dienen sollte. Nach dem militärischen Einsatzzweck ist er nun karitativ vor allem im Nordosten Brasiliens unterwegs. Die Seitenwände des Fahrzeugs lassen sich hydraulisch auf die Fußbodenebene der Ladefläche herunterklappen und vergrößern so die Grundfläche um das Dreifache. Faltbare Gummiplanen bilden das Dach und die Seitenwände. Zusatzaggregate und ein Frischwassertank liefern Strom und fließendes Wasser für die mobile Praxis.

Vor einem Einsatz wird die Bevölkerung darüber informiert, dass jeder sich kostenlos behandeln lassen kann. Die Patienten kommen zur brasilianischen Zahnarzthelferin, melden sich an, ihnen wird eine Nummer zugeteilt und warten dann auf die Behandlung. Mit den Verhältnissen hiesiger Zahnarztpraxen könne man die Arbeit in einem Slum natürlich nicht vergleichen. Schmerztherapie werde geleistet, um Extraktionen und Füllungen gehe es meistens. Auch Kindern müssen teilweise schon die bleibenden Frontzähne gezogen werden.

Ein Album mit für den Laien erschreckenden Bildern von kranken Zähnen zeigen die Ärzte, doch auch viele lachende, dankbare Gesichter strahlen einem entgegen. „Erschüttert sind wir selten“, berichtet Walter Goller. Die Freude und Erleichterung der Patienten, das sei wichtig: „Die Leute fallen einem nachher um den Hals.“

Zu den Personen

Eberhard Ritzi praktizierte von 1977 bis 2011 in Radolfzell. Er ist verheiratet und hat einen Sohn. Mit seiner Frau lebt er in Stahringen. Für die Hilfsorganisation AZB plus war er zweimal in Brasilien.

Walter Goller ist verheiratet und hat zwei Kinder. Von 1973 bis 2006 war er als Zahnarzt in Singen tätig, davon 23 Jahre in einer Gemeinschaftspraxis. Bei acht Einsätzen hat er die AZB plus unterstützt. Auch ist er für die Sammlung der Altgoldspenden zuständig, durch die der Verein hauptsächlich finanziert wird. (rei)

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RE: Zum Zähne ziehen im Einsatz in Brasilien

#2 von carlos , 23.04.2015 22:33

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RE: Zum Zähne ziehen im Einsatz in Brasilien

#3 von carlos , 23.04.2015 22:34

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