Medizin für die Ärmsten Ein Schiff wird kommen

#1 von Anacoana , 06.02.2015 23:28

Medizin für die Ärmsten Ein Schiff wird kommen

Die Africa Mercy ist das größte private Hospitalschiff der Welt. Sie liegt jetzt vor Madagaskar. Die Balinger Ärztin Annette Frick hat auf dem Schiff gearbeitet – und viel gelernt bei der Hilfe für die Ärmsten der Armen.
Die Africa Mercy ist 152 Meter lang und 24 Meter breit. Das ehemalige Fährschiff beherbergt jetzt fünf Operationssäle. Foto: Mercy Ships Die Africa Mercy ist 152 Meter lang und 24 Meter breit. Das ehemalige Fährschiff beherbergt jetzt fünf Operationssäle.Foto: Mercy Ships

Balingen - Annette Frick legt das blau eingebundene Fotobuch behutsam auf den Tisch. Wie einen kleinen Schatz. „Ich war gerne in Afrika“, sagt sie. Sie schlägt das Buch auf. Keine Fotos von wilden Tieren, keine Bilder von atemraubenden Wüstenlandschaften, keine Aufnahmen von Sonnenuntergängen in der Serengeti. Was Annette Frick fotografiert hat, sind Menschen. Kranke Menschen, missgebildete Menschen, Erwachsene und Kinder, die von übergroßen Tumoren entstellt sind, die eingetrübte Augäpfel haben und unter großen Mund- und Gaumenspalten leiden. Urlaubsfotos sehen anders aus.

Annette Frick im Einsatz Foto: Mercy Ships
„Auch ich musste mich daran gewöhnen“, sagt die 43-Jährige, „so etwas sieht man in westlichen Ländern nicht.“ Die Anästhesistin hat viel gelernt und gesehen während ihrer Ausbildung zur Ärztin. Die gebürtige Balingerin war schon an vielen Kliniken – auch in Nagold und Stuttgart. Und doch war vieles neu für sie, als sie vor zehn Jahren zum ersten Mal auf der Africa Mercy, dem weltweit größten privaten Hospitalschiff, einen freiwilligen Dienst machte. Die schwimmende Klinik wird getragen von der christlich orientierten internationalen Hilfsorganisation Mercy Ships, die 1978 gegründet wurde. Seitdem war Annette Frick mehrfach auf der Africa Mercy – einmal ein halbes Jahr, oft mehrere Monate, dann wieder nur ein paar Wochen. Das blaue Fotobuch zeigt sie, wenn sie gefragt wird, was sie dort macht – und wenn sie Spenden für das Projekt sammelt. Warum macht sie es? „Ich habe schon als Kind davon geträumt, als Ärztin in der Dritten Welt zu arbeiten. Und ich will zeigen, dass Gott alle Menschen liebt.“

Mittlerweile bieten viele Organisationen Hilfseinsätze für Ärzte an. Auch Annette Frick war mit anderen Hilfsvereinen wie Humedica unterwegs, etwa auf Haiti nach dem Erdbeben Anfang 2010. Die Operationen fanden unter freiem Himmel statt, sie selbst lebte in dem zerstörten Land unter einfachsten Bedingungen. Auf der Africa Mercy ist das anders. „Wir leisten mit modernen Geräten gute und hochqualifizierte Arbeit“, sagt Annette Frick, „aber wir sind auch in einer sicheren Umgebung und haben eine gute Ausstattung.“
Das Schiff ist vollgestopft mit moderner Medizintechnik

Das Konzept von Mercy Ships unterscheidet sich in diesen Punkten von dem anderer Hilfsorganisationen, die notgedrungen direkt vor Ort arbeiten und oft mit schwierigen Bedingungen und einer unsicheren Lage konfrontiert sind. Das Hospitalschiff dagegen ist voll gestopft mit moderner Technik, die spezialchirurgische Eingriffe ermöglicht: Es gibt sogar einen Computertomografen. Fünf Operationssäle mit Intensiv- und Aufwachstation und gut 80 Krankenbetten sind eingerichtet. Mercy Ships unterstützt am Einsatzort auch zahlreiche Bau- und Landwirtschaftsprojekte, bietet Schulungen für einheimische Ärzte und Krankenschwestern an. In erster Linie gehe es aber um „die Hilfe in Einzelfällen“, sagt Annette Frick. Ihren Patienten könnte sonst nicht geholfen werden – sei es, weil sie, vor allem aus finanziellen Gründen, keinen Zugang zu hochwertiger medizinischer Versorgung haben oder weil diese erst gar nicht vorhanden ist.

„Wir machen auf dem Schiff das, was vor Ort in den Kliniken nicht gemacht werden kann“, sagt Udo Kronester, der Geschäftsführer von Mercy Ships Deutschland, einem von 16 Landesverbänden weltweit. Kronester hat mehrere Jahre mit seiner Familie auf der Africa Mercy gelebt. Rund 1200 Freiwillige, vor allem Mediziner und Techniker, aus 35 Ländern machen jedes Jahr Dienst auf dem Schiff, das knapp 600 Helfer und Gäste aufnehmen kann. „Wir bieten den Patienten auf dem Schiff Sicherheit“, sagt Kronester, „und wir belasten dadurch das Gastgeberland nicht.“ Mercy Ships schickt das schwimmende Hospital nur in Länder, die darum bitten. „Wir machen keine Katastrophenhilfe“, sagt Kronester. Auch alle Krisenregionen sind tabu – um die Helfer zu schützen.

So sagte Mercy Ships in diesem Winter einen Einsatz in den westafrikanischen Ländern Guinea und Benin wegen der Ebola-Epidemie ab und beorderte das Schiff nach Madagaskar. Ende Oktober kam es in der Hafenstadt Tamatave auf der Insel vor Ostafrika an, begrüßt vom Präsidenten Hery Rajaonarimampianina und dem Premierminister Roger Kolo. Dort liegt es jetzt bis zum Sommer, dann wird das Schiff im südafrikanischen Durban überholt, ehe es im Herbst wieder nach Madagaskar fährt.

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RE: Medizin für die Ärmsten Ein Schiff wird kommen

#2 von Anacoana , 06.02.2015 23:28

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