Schmerztherapie ist zu wenig!

#1 von Anacoana , 22.01.2015 10:19

Zahnärztliche Hilfsmaßnahmen in Entwicklungsländern dienen in den meisten Fällen der Schmerzbeseitigung und der Erklärung einfacher zahnhygienischer Maßnahmen. Dies ist ein erster wichtiger Schritt. Aber: Das reicht nicht aus. Ein Einsatzbericht.
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Folgen der Globalisierung: In vielen Entwicklungsländern leiden Kinder und Jugendliche zunehmend unter irreparablen Schäden an den bleibenden Zähnen. Ein Grund dafür ist Globalisierung des Nahrungsangebotes. Auch in den Slums auf den Philippinen gibt es zuckerhaltige Getränke und Süßigkeiten. HDZ

Während sich in Deutschland aufgrund zahlreicher prophylaktischer Maßnahmen der DMF-T Index von 1983 bis heute von 6,8 auf unter 1 verbessert hat, wird in den Entwicklungsländern eine gegenteilige Entwicklung beobachtet. Dies vor allem deshalb, weil mit zunehmendem Wohlstand und der damit verbundenen Globalisierung des Nahrungsangebots eine Abkehr von einer naturbelassenen Kost erfolgt, andererseits aber keinerlei Kenntnisse über zahnprophylaktische Maßnahmen vorhanden sind.

Besonders bei Kindern und Jugendlichen in Entwicklungsländern steigen die irreparablen Schäden an den bleibenden Zähnen zunehmend – ein Umdenken bei der Art der zahnärztlichen Hilfsleistungen ist dringend erforderlich. Präventive Maßnahmen müssen bereitgestellt werden mit dem Ziel, dass es gar nicht erst zu dieser Vielzahl und Schwere der Erkrankungen kommt.
Volunteers demonstrieren Oral Health Care

2009 entwickelte ich im Auftrag der Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte (HDZ) ein englischsprachiges zahnärztliches Präventionsprogramm auf Basis der bekannten „4-Säulen-Theorie“ und erprobte dies erfolgreich in einem Pilotprojekt auf der philippinischen Insel Samar. 2011 wurde das Programm ausgeweitet, seitdem wurden über 50 Volunteers geschult.

Nach dem Leitmotiv Hilfe zur Selbsthilfe sind diese Volunteers in der Lage, selbstständig Vorträge über die Notwendigkeit einer regelmäßigen Mundhygiene und die Supplementierung von Fluoriden sowie eine Ernährungsberatung abzuhalten. Außerdem informieren sie die Bevölkerung über die richtige Mundhygiene mithilfe der KAI-Technik sowie über lokale Fluoridierungsmaßnahmen.
Fluoride: ein schwieriges Thema

Bekanntlich haben Fluoride bei der Kariesprophylaxe eine zentrale Bedeutung. Diese Präventionsform ist, neben einem gesteigerten Mundhygienebewusstsein, auch der Hauptgrund dafür, dass in den letzten Jahrzehnten ein starker Rückgang der DMF-T Werte in den Industrieländern zu verzeichnen ist.

Unterschieden wird generell in eine lokale und eine systemische Supplementierung. Während die lokale Verwendung zumindest eine befriedigende Mundhygiene und eine entsprechende Zeitdauer voraussetzt, wirkt die systemische auch bei den Kreisen, die nur unregelmäßig oder gar nicht reinigende Maßnahmen anwenden.

Auf die systemische Zufuhr musste jedoch inzwischen verzichtet werden, da trotz jahrelanger Bemühungen es nicht gelungen ist, fluoridiertes Speisesalz im südostasiatischen Raum zu erwerben und ein ständiger Import dieses Salzes aus entfernteren Ländern die finanziellen Ressourcen sprengen würde. Die Zufuhr über Tabletten wird wegen großer Unsicherheiten bei der regelmäßigen korrekten Einnahme ebenso abgelehnt wie eine Supplementierung des Trinkwassers, welches neben vielfältigen Gegenargumenten auch rein technisch nur in größeren Städten möglich wäre.
Aber Prophylaxe muss nicht teuer sein

Zahnärztliche Hilfsmaßnahmen in Entwicklungsländern sollten sich nicht allein auf eine Schmerzbeseitigung durch Extraktionen, oder dauerhaftere therapeutische Handlungen wie Füllungen oder einfacher Zahnersatz beschränken, sondern müssen unbedingt auch präventive Programme beinhalten, um den Mundgesundheitszustand innerhalb der Bevölkerung dauerhaft zu verbessern.

Langjährige Erfahrungen in Deutschland haben gezeigt, dass mit kostengünstigen prophylaktischen Maßnahmen eine deutliche Verbesserung nicht nur der Mundgesundheit zu erreichen ist. Leider wirkt Prophylaxe nicht über Nacht - nur sollte dies kein Grund sein, in den Dritte-Welt-Ländern darauf zu verzichten.

Dr. Klaus de Cassan
Hilfswerk Deutscher Zahnärzte (HDZ)

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RE: Schmerztherapie ist zu wenig!

#2 von Anacoana , 22.01.2015 10:19

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