Hoffnung, wo keine mehr ist

#1 von carlos , 28.07.2013 00:12

Wegschauen kommt für Professor Dr. Dr. André Eckardt nicht infrage. Wenn andere Urlaub machen, leistet der 55-Jährige humanitäre Hilfe in Krisengebieten. Dann ist der Mediziner zum Beispiel mit Ärzte ohne Grenzen in einer Klinik in der jordanischen Hauptstadt Amman.

Wenn andere Urlaub machen, packt André Eckardt seine Koffer, um sich Hilfsorganisationen anzuschließen, die kranken und verletzten Menschen in Krisengebieten helfen.

Eckardt ist der neue Chefarzt für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie im Klinikum Reinkenheide. Er folgt auf Professor Peter Maurer, der sich in einer Praxis in Nordrhein-Westfalen niedergelassen hat.

Seit 2006 war André Eckardt bereits zehn Mal zu Einsätzen in Amman, um zivile Opfer aus Krisengebieten wie dem Irak zu behandeln. Denn in ihrer Heimat konnten die Menschen nur notversorgt werden, weil schlichtweg kein Gesundheitssystem mehr existierte.

Verletzungen bei Kindern
Und was Eckardt dort sehen musste, schockt selbst einen erfahrenen Mediziner. Menschen mit zerfetzten Gesichtern, klaffende Wunden, verbrannter Haut: „Wenn man solche Verletzungen sieht, gerade bei Kindern, dann ist das schon eine enorme emotionale Belastung“, sagt der Arzt. „In der konkreten Situation muss man das zwar ausblenden, aber das beschäftigt einen noch eine lange Zeit später.“

Er erinnert sich an einen sieben Jahre alten Jungen aus Bagdad, dessen halbe Gesichtshälfte eine Autobombe zerrissen hatte. Sechs bis sieben Operationen haben Eckardt und seine Kollegen gebraucht, um das Gesicht des Kindes wieder so gut es geht herzustellen.

Eckardt bedeutet es viel, mit kleinen Schritten etwas zu erreichen. Und denen, die sagen „Das, was du machst, ist doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, entgegnet er: „Eigentlich ist jeder in der Gesellschaft in der Lage, irgendwie zu helfen.“

Für den hannoverschen Verein Deviemed war er bereits mehrfach in Vietnam. Erstmals Ende der 90er Jahre. „Dort stand es im Vordergrund, Menschen mit Spaltfehlbildungen im Kiefer- und Gesichtsbereich zu helfen“, sagt Eckardt. Das Krankheitsbild ist vermutlich eine Spätfolge eines hochgiftigen Entlaubungsmittels, das von der US-Armee im Vietnamkrieg eingesetzt wurde. Mit der amerikanischen Organisation Mercy Ships hat der Arzt in Sierra Leone und Benin gearbeitet. Dabei handelt es sich um ehemalige Passagierdampfer, die zu Krankenhausschiffen umgebaut wurden. Sie legen in westafrikanischen Häfen an, um die medizinische Grundversorgung der Menschen zu unterstützen. Als so ein Schiff mal in Cuxhaven Station machte, war Eckardt sofort „Feuer und Flamme“.

Der gebürtige Hamburger studierte zunächst Kieferchirurgie und Zahnmedizin und schrieb sich dann im Laufe des Studiums noch für Humanmedizin ein. Zuletzt war er geschäftsführender Oberarzt an der Medizinischen Hochschule Hannover. Fernweh hatte er immer schon, aber ausschlaggebend für den Einsatz im Ausland war ein Gespräch mit einem vietnamesischen Kollegen bei einem Kongress.

Ein Datum für einen nächsten Einsatz gibt es noch nicht. Aber Eckardt steht in Kontakt mit mehreren Hilfsorganisationen. Und wenn seine Hilfe gebraucht wird, wird er wieder so schnell wie möglich seine Koffer packen und den Klinikalltag gegen den Einsatz in einem Krisengebiet eintauschen.

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RE: Hoffnung, wo keine mehr ist

#2 von carlos , 28.07.2013 00:12

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