Unberührte Natur. Atemberaubende Begegnungen mit Wildtieren. Freundliche Menschen. Die Eindrücke aus Sambia lassen Thomas Baum nicht mehr los. Seit Anfang Mai ist er wieder in Deutschland. Was nach einem Abenteuerurlaub in Afrika klingt, war alles andere als erholsam.
Thomas Baum war drei Wochen in Sambia, um zu arbeiten. Ehrenamtlich. Er macht sich für die Stiftung "Zahnärzte ohne Grenzen" stark. Vor zwei Jahren reiste er nach Humla, einer Region in Nepal. Dieses Mal zog es ihn nach Siavonga in Sambia. Aller zwei Jahre packt der Zahnarzt seine Koffer, um fernab der Heimat humanitäre Hilfe zu leisten.
Jedes Jahr - geschweige denn mehrmals im Jahr - wäre ein solcher Einsatz nicht möglich. Aus beruflichen Gründen. Und auch aus Liebe zu seiner Familie. Gemeinsam mit seiner Mutter Karin Baum führt er eine Gemeinschaftspraxis in Baalberge. Mit moderner Technik kümmert sich der Zahnarzt um seine Patienten. Anders als in Sambia.
Koffer mit Zangen
Der große Koffer mit den Zangen ist dort unverzichtbar. Bei Zahnschmerzen müssen die Übeltäter in der Regel gezogen werden. Operationen sind nicht möglich. Zumindest nicht in den ländlichen Gebieten, in denen Thomas Baum mit seinem Kollegen Marco Mathys unterwegs war.
In den großen Städten des Landes gibt es Kliniken. Dorfbewohner müssten dorthin jedoch mit Bussen fahren. Oder laufen. In ländlichen Gebieten wird deshalb auf Naturheilkunde gesetzt. Ansonsten lautet die Devise: Schmerzen aussitzen. Thomas Baum macht deutlich, dass die Zahnhygiene der Dorfbewohner kaum zu wünschen übrig lässt.
Den Umgang mit Zahnbürste und Zahnpasta haben die Einheimischen gelernt. Nicht selten von ihresgleichen. Die Stiftung "Zahnärzte ohne Grenzen" schickt nämlich nicht nur Helfer in die jeweiligen Regionen. Vor Ort werden zudem Einheimische geschult. Hilfe zur Selbsthilfe. Da es in den ländlichen Gebieten bis auf Zuckerrohr, das die Bewohner gelegentlich kauen, keine Süßigkeiten gibt, sind ihre Zähne erstaunlich gesund. "Je weiter man von der Stadt wegkommt, umso besser werden die Zähne", sagt Thomas Baum. Wenn etwas nicht in Ordnung sei, müsse der betroffene Zahn in der Regel gezogen werden. "Da blutet einem deutschen Zahnarzt das Herz", sagt Thomas Baum. Aber die Bedingungen vor Ort würden den Helfern keine Wahl lassen. Kein Strom. Kein fließendes Wasser. Für ländliche Gebiete ist das in Sambia ganz normal.
Ohne ihren gemieteten Geländewagen wären Thomas Baum und Marco Mathys aufgeschmissen gewesen. Asphaltierte Straßen sind rar. Die Gegend um Siavonga ist Natur pur. Affen, Elefanten, Flusspferde, Giraffen und Krokodile sind den Zahnärzten begegnet.
Unzählige Fotos hat Thomas Baum von seiner Reise mitgebracht - einer Reise in eines der ärmsten Länder der Erde. Die Menschen, die in den ländlichen Gebieten leben, sind Selbsternährer. Sie leben in Lehmhütten und haben nicht selten mehr als sieben Kinder. Während die Männer auf den Feldern arbeiten, sind die Frauen auf dem Weg zum Markt. Vier bis fünf Stunden Fußmarsch sind keine Ausnahme.
Überrascht war Thomas Baum davon, dass einige Einheimische durchaus ein Empfinden für Ästhetik haben, wenn es um ihre Zähne geht. So hätten Dorfbewohner gebeten, ihren Zahnstein zu entfernen. Ein Mann habe sich erkundigt, wie ein gezogener Frontzahn ersetzt werden könne. Die meisten Patienten waren unter 30 Jahren alt. In Sambia ist die Lebenserwartung der Menschen nicht sehr hoch. Schuld ist Aids. Für die Zahnärzte ein ständiges Risiko. Mit zwei Paar übereinander gezogenen Handschuhen versuchen die Helfer, sich vor einer möglichen Ansteckung zu schützen.
Keine Scheu
Ihre Patienten reagieren auf diese Vorsichtsmaßnahmen nicht sonderbar. Auch von der Kopflampe, die die Zahnärzte bei Behandlungen tragen, lassen sich die Einheimischen nicht irritieren. Vor Angst davon gerannt sei laut Thomas Baum noch keiner. Ganz im Gegenteil. Die Menschen seien sehr freundlich und dankbar.
Und genau das hat den Zahnarzt aus Baalberge während seines Aufenthaltes in der Region um Siavonga neben der faszinierenden Tierwelt am meisten beeindruckt. "Ein ganz tolles Erlebnis", fasst Thomas Baum die drei Wochen zusammen. Das Gefühl, Menschen zu helfen, wird den Zahnarzt in zwei Jahren wohl wieder in ein Land fernab der Heimat führen. "Eine Prise Abenteuer ist dabei", gesteht er.