Famulatur auf Barbados

#1 von carlos , 17.05.2012 23:25

Klinik unter Palmen (Februar bis März 2012)
Tilman Gothner

Tilman Gothner machte sich auf nach Barbados, um im Queen Elizabeth Hospital in Bridgetown seine Famulatur zu machen. Neben der Arbeit in der Allgemeinchururgie blieb ihm genügend Zeit, die perfekten Surf- und Kitebedingungen am Strand zu genießen.

Übersicht

Motivation
Bewerbung
Formalitäten
Gebühren
Anreise
Unterkunftsmöglichkeiten
Verpflegung und Lebenserhaltung
Erforderliche Sprachkenntnisse
Inhalt der Famulatur
Ablauf


Motivation Nach oben hoch

Ich wollte meine Famulatur auf Barbados machen, um zum einen eine andere Kultur und andere Menschen kennenzulernen und zum anderen mehr über das Gesundheitssystem und Krankheitsbilder zu erfahren.

Westküste von Barbados Foto: T. Gothner
Westküste von Barbados Foto: T. Gothner

Bewerbung Nach oben hoch

Ich musste 50 US$ Application fee für die Bewerbung bezahlen. Allerdings wurden diese Gebühren nun erhöht.
Die Bewerbung habe ich etwa 12 Monate vorher per Mail an die Studentensekretärin Pamela Alleyne abgeschickt.
E-Mail pamela.alleyne@cavehill.uwi.edu


Formalitäten Nach oben hoch

Es sind keine großartigen Formalitäten erforderlich. Eine schriftliche Bewerbung mit Curriculum vitae und Dean's letter sind per Mail an Mrs. Alleyne zu senden. Kittel, dunkle Stoffhose, Hemd und OP-Kleidung sind selbst mitzubringen.

Miami Beach auf Barbados Foto: T. Gothner
Miami Beach auf Barbados Foto: T. Gothner

Gebühren Nach oben hoch

Weitere 150 US$ Teaching fee sind vor Ort zu entrichten, jedoch hat sich auch dieser Betrag mittlerweile erhöht.

Anreise Nach oben hoch

Virgin Atlantic bietet ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis ab London. Die Kosten für den Flug liegen bei etwa 600-750 EUR inklusive Anreise aus Deutschland mit beispielsweise Air Berlin von Hamburg oder Nürnberg aus. Gebucht habe ich diesen Flug über das Internet.

Unterkunftsmöglichkeiten Nach oben hoch

Da man sich privat um eine Unterkunft kümmern muss, bin ich in Mike's Appartments in Silver Sands untergekommen. Diese Unterkunft war perfekt! Gewohnt habe ich in einer WG, nur 100 m vom Strand entfernt. Der Strand bietet perfekte Windsurf- und Kite-Bedingungen. Das Haus hat einen großen Garten, der auch eine Grillmöglichkeit bietet. Ein kleiner Supermarkt ist um die Ecke, der nächst größere befindet sich, wie der Fishmarket, in Oistins, nur 10-15 Minuten mit dem Bus entfernt. Zur Bushaltestelle sind es nur 5-10 Minuten. Die Fahrtzeit zum Krankenhaus beträgt etwa 20-60 Minuten, mal mehr, mal weniger, je nach Verkehrslage. Man kann zwar näher zum Krankenhaus wohnen, aber dafür muss man halt auf einiges verzichten. Mike's Appartments kann ich jedem nur empfehlen!

Verpflegung und Lebenserhaltung Nach oben hoch

Für 8-12 Barbados Dollar (= 4-6 US$ = 3-4 EUR) gab es im Krankenhaus die Möglichkeit ein warmes Mittagessen zu bekommen. Insgesamt sind die Lebenserhaltungskosten auf Barbados sehr hoch! Günstige Kochmöglichkeiten boten sich durch ein tolles Fischangebot auf dem Fishmarket und den vielen Bajan (Pepper) Sauces. 1 Pfund Dorade kostete 8,50 Barbados Dollar.
Ein Busticket kostet nur 1 US$ in alle Richtungen.
Für touristische Angebote gab es nahezu keinerlei Vergünstigungen für Studenten.

Fishmarket in Oistins Foto: T. Gothner
Fishmarket in Oistins Foto: T. Gothner

Erforderliche Sprachkenntnisse Nach oben hoch

Auf Barbados wird kein klassisches Schulenglisch gesprochen, der Dialekt ist daher nicht einfach zu verstehen. Sehr gute Englischkenntnisse und eine gute Vorbereitung oder Erfahrung mit dem Bajan Dialekt sind zu empfehlen.

Inhalt der Famulatur Nach oben hoch

30 Tage Famulatur im Queen Elizabeth Hospital, Bridgetown auf Barbados in der Allgemeinchirurgie (General Surgery) im Team von Dr. Walrond mit vier anderen Studenten.

Ablauf Nach oben hoch

Es gab jede Woche einen festgelegten Ablauf für die chirurgischen Teams, denen man als Student zugewiesen wird. So wusste man stets im Vorfeld, was einen am nächsten Tag erwarten würde.
Montags, mittwochs und donnerstags wurden Visiten gemacht.
Morgens um 8 Uhr fängt man in der Regel an, geht über die Stationen und sieht alle allgemeinchirurgischen Patienten des Teams.
Montags gab es eine Teaching round von 8-12 Uhr. Innerhalb dieser Runde besprach der Chefarzt mit den Ärzten und Studenten alle Patienten. Darüber hinaus wurden die Studenten am Bett über Grundlagen, klinische Aspekte und Therapie der jeweiligen Krankheiten abgefragt. Danach war immer Mittagspause.
Dienstags ging es in die Ambulanz. Hier hat man als Student die Möglichkeit, wie beim Allgemeinarztpraktikum ambulante Patienten mit häufigen Krankheitsbildern zu sehen, wobei auch mal ein Fall dabei sein kann, den man derartig in Deutschland eher nicht zu Gesicht bekommt. Gelegentlich darf man auch selbst eine körperliche Untersuchung durchzuführen.
Mittwochs gab es dann wieder eine Visite mit dem Chefarzt, die allerdings etwas weniger ausführlich ausfällt als die montags. Sie dauert jedoch fast genauso lange, da der Therapieverlauf organisiert und kontrolliert werden muss, während am Donnerstag nur das Team ohne Consultants eine Kurzvisite macht.

Blick auf das Queen Elisabeth Hospital Foto: T. Gothner
Blick auf das Queen Elisabeth Hospital Foto: T. Gothner

Jedes chirurgische Team hat einen OP-Tag. Freitags um 8 Uhr startete, jedoch meist mit einer "kleinen karibischen" Verspätung, der erste Punkt vom übersichtlichen OP-Plan.
Als Student hat man hier die Möglichkeit interessante OPs zu beobachten.

Der ein oder andere Arzt hat sich viel Mühe gegeben Fragen zu beantworten oder Operationswege zu erklären. Insbesondere ist Prof. Savolainen hervorzuheben, der sehr motiviert ist, Studenten etwas beizubringen. Auch in seinen sehr klinisch orientierten Vorlesungen für Kleingruppen konnte man viel mitnehmen, da er als einer der wenigen ein gutes Englisch spricht.

Behandlungszimmer im Queen Elisabeth Hospital Foto: T. Gothner
Behandlungszimmer im Queen Elisabeth Hospital Foto: T. Gothner

Die Operationen führt der Oberarzt in der Regel durch. Bei herkömmlichen Operationen assistiert ihm der Senior House Officer (Assistenzarzt im 2. Jahr), während er selbst dem Chefarzt bei komplizierten OPs etwa beim Zunähen oder Hakenhalten assistiert. Als Student hat man somit die Chance, unterschiedliche Operateure kennen zu lernen und verschiedene Operationsweisen zu sehen. Und das in einem OP im 3. Stock über Bridgetown, mit einer sehr schönen Aussicht auf die Palmen des Innenlandes. Natürlich läuft es hier weniger stressig und hektisch als in Deutschland ab, sodass sich irgendwann Bridgetown in ein wundervolles Lichtermeer des Abends verwandelt.

Der Umgang zwischen House Officer, Senior House Officer (Assistenzärzte im ersten und zweiten Jahr), Senior Registrator (Oberarzt), Consultant (Fachärzte) und Chefarzt ist eher traditionell und der Ton kann hier trotz aller Freundlichkeit durchaus auch mal etwas deutlicher werden.

Rettungswagen im Einsatz Foto: T. Gothner
Rettungswagen im Einsatz Foto: T. Gothner

Insgesamt konnte man den Anforderungen dieser Famulatur gut gerecht werden. Zurzeit ist jedoch die praktische Ausbildung eher in den Hintergrund gerückt, sodass es zu empfehlen ist, eine chirurgische Famulatur in einem anderen Krankenhaus zu machen.

Blick auf Skeetes Bay, Ostküste Barbados Foto: T. Gothner
Blick auf Skeetes Bay, Ostküste Barbados Foto: T. Gothner


Von einer Famulatur in der Notaufnahme (Accidents & Emergencies) sollte dringend abgeraten werden:
Die Betreuung ist mangelhaft, da kein Arzt für einen zuständig ist und man keinem Team zugeteilt wird. Die Krankenschwestern geben einem dann Aufgaben, wie Blut abnehmen, Zugänge legen oder BGAs machen. Insgesamt haben die Ärzte keine Zeit einem etwas beizubringen oder wenigstens zu zeigen. Die Patientenaufnahme, Untersuchung und alles Weitere läuft in Eigenverantwortung. Die Arbeitszeit wird jedoch sehr genau vom Senior Registrator überprüft, ob man pünktlich (7:30 Uhr / 8:00 Uhr) anfängt oder ob man mal früher gehen muss. Feierabend ist normalerweise um 16 Uhr.
Zwischen den Patienten ist viel zeitlicher Freiraum, sodass man viel Leerlauf im Krankenhaus hat. Insgesamt kein guter Ort eine Famulatur zu machen!

carlos  
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RE: Famulatur auf Barbados

#2 von carlos , 17.05.2012 23:25

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