Nördlingen Dr. Gerhard Hobelsberger ist Zahnarzt in der Nördlinger Gemeinschaftspraxis Schwetz, Heinecke und Hobelsberger. Ihm gefiel die Idee von „Zahnärzte ohne Grenzen“, weltweit mit direkter Hilfe und Weitergabe von Know-how zu helfen, wo der medizinische Standard noch weit von unserem entfernt liegt. So entschied er sich, bei einem Projekt in Nepal mitzuhelfen, wo die Hilfsvereinigung 74 Kilometer von Katmandu entfernt eine Zahnstation aufbaut. Auf eigene Kosten flog er mit Zahnarzthelferin Bianca Neubauer hin.
Vor der Reise hatte Gerhard Hobelsberger ein skurriles Erlebnis: Er und seine Assistentin reduzierten ihr Gepäck auf das Allernötigste, um Hilfsgüter mitnehmen zu können, die Dentalfirmen gestiftet hatten. Er rief bei der Fluggesellschaft an und bat, über das zulässige Gepäckgewicht hinaus zehn Kilo Hilfsgüter mehr mitnehmen zu dürfen - vergeblich. Da entdeckte ein tüchtiger Mitarbeiter im Reisebüro eine Klausel: Die Fluggesellschaft transportiert Golfausrüstungen als Zusatzgepäck kostenlos.
Also besorgte der Zahnarzt eine alte Golftasche, packte 15 Kilo Antibiotika hinein und brachte es so auf 40 Kilo Hilfsgüter …
In der Zahnstation von Trisuhli gingen der Zahnarzt und seine Assistentin dem „Little Doctor“, Zahnarzthelfer Arun Mohato, vier Wochen lang zur Hand und brachten ihm weiteres Fachwissen bei, sodass er einmal die Zahnstation selbstständig führen kann. „Vor allem mit der Hygiene liegt es im Argen“, benennt Dr. Hobelsberger das größte Problem. Spritzen und Handschuhe werden aus Sparsamkeit mehrfach benutzt, Desinfektionsmittel sind sehr teuer für die arme Region, Wasser und Strom fallen oft aus. Infektionen, aus China und Indien eingeschleppt, sind auf dem Vormarsch. Die Nördlinger erlebten bei all dem Mangel auch einen achttägigen „Landesstreik“, mit dem Maoisten im Sinne von China das Land zermürben wollten. „Da ging gar nichts mehr“, erinnert sich Dr. Hobelsberger. „Die Pässe nach Katmandu wurden blockiert und die Stadt regelrecht ausgehungert.“
Drei Stunden für 30 Kilometer
Die Arbeit in der Zahnstation verlief den Umständen entsprechend normal, doch beim Einsatz in einem 30 Kilometer entfernten „Pendelcamp“ in den Bergen erhielten Bianca Neubauer und Gerhard Hobelsberger einen Eindruck, was Hinterland hier bedeutet: Mit dem Motorrad brauchten sie auf Schotterpisten drei Stunden für die 30 Kilometer und richteten sich in einem Schulhaus, einer Steinhütte mit Wellblech, ein: ein Stuhl an die Wand, Taschenlampe an, fertig.
Ohne Strom war es nur möglich, Zähne zu ziehen und das wollten die Patienten auch so: Damit sind ihrer Ansicht nach alle Zahnprobleme mit einem Ruck gelöst; außerdem kann man bei sechs bis acht Stunden Fußweg schlecht öfter zur Nachbehandlung kommen. Über Schulen und einen Radiosender informiert, strömten Patienten herbei, die zum Teil seit Jahren abgebrochene, unbehandelte Zähne hatten. In vier Stunden zog das Team denn rund 250 Zähne.
Vielen Menschen geholfen
Gerhard Hobelsberger kann für sich und seine Helferin nach vier Wochen ein gutes Resümee ziehen: „Wir haben vielen Menschen geholfen und wohl zu dem Ziel beigetragen, dass die Zahnstation eines Tages selbstständig läuft. Unser Lohn war, dass wir Land und Leute viel näher kennenlernten, als es Touristen möglich ist. Die asiatische Gelassenheit, welche die Menschen dort bei aller Armut bewahren, wird für uns in manchen Situationen Vorbild sein.“ (hum)