Famulatur in Guatemala

#1 von carlos , 14.08.2024 22:56

Santa Maria Cahabon - Alta Verapaz

Unsere Famulatur startete aus Deutschland nach Guatemala nach langen Planungen und
viel Organisation und großer Freude das Land, die Menschen und die Natur kennen zu lernen.
Guatemala ist ein Land was uns zuvor begeistert hat, da wir bei unserer Recherche auf so viele
unterschiedliche Landschaftsformen, Klimazonen und Maya-Stämme gestoßen sind. So eine
große Vielfalt sind wir aus Deutschland nicht gewohnt. Aber nicht nur das waren Unterschiede,
sondern auch die Lebensweise, die Lebensoptionen, die Infrastruktur und ärztliche Versor-
gung.


Vor allem die zahnmedizinische Versorgung, die dort dringend benötigt wird, war für uns
ein Grund in dieses Land zu reisen und die bereits begonnen Arbeit, der vorherigen Famulan-
ten fortzusetzen und die Menschen weiterhin zu unterstützen.

Da wir zum Glück ausführliche Inventurlisten bekommen haben, konnten wir gezielt vier
große Koffer füllen mit zahnmedizinischen Instrumenten, Geräten, zahnärztlicher Kleidung
und ganz vielen Verbrauchsmaterialien, die vor Ort noch gefehlt haben und dringend benötigt
wurden. Dank großzügigen Spenden unserer Sponsoren, brauchten wir keine Sorge haben,
dass unsere Materialien ausgehen werden und auch die nächsten Gruppen was von den Spen-
den nutzen können. Nach der Landung in Guatemala City planten wir die weitere Reise mit un-
serem Ansprechpartner vor Ort (Andreas), um an den sehr abgelegenen Ort Santa Maria Ca-
habón zu gelangen. Es war aufregend sich vorzustellen an einem solchen Ort die nächsten Wo-
che wohnen zu werden, gemeinsam mit den Kindern im Internat. Von Guatemala City nahmen

wir einen Bus der nach 6 Stunden in Coban absetzte. Mittlerweile hatte sich die Landschaft ver-
ändert und das Leben schien anders zu sein als noch in Guatemala City. Von dort holte uns An-
dreas ab und wir fuhren weitere zwei Stunden, um unser Ziel zu erreichen. Die Straßen waren
nicht mehr befestigt, es waren weniger Autos zu sehen und die Landschaft wurde immer tropi-
scher.
Die Famulaturzeit verbrachten wir in einem Internat, indem uns die Schüler am ersten Tag
schon freudig begrüßten und uns halfen unsere Sachen auszuladen. Wir hatten unsere eige-
nen Zimmer und unser eigenes Bad und lernten unseren Arbeitsplatz sowie alle weiteren
Räumlichkeiten kennen. Wir wurden sehr nett in Empfang genommen und wir freuten uns auf
die weitere Zeit. Zusammen mit den Kindern zu essen, zu spielen, zu sprechen und mehr über
ihre Mayasprache und Kultur zu lernen machte uns Spaß. Wir waren aber natürlich nicht nur
zum Spaß dort, sondern auch um den Schülern noch mehr über Zähne und die Mundhygiene
zu erzählen, Schmerzen zu beseitigen und weitere Prophylaxe-Kontrollen durchzuführen.

Nach dem wir am ersten Tag unsere Sachen ausgeräumt und sortiert haben, wurden auch
sofort die nächsten Tage geplant, da man nicht nur im Internat, sondern auch in den Aldeas,
den kleinen Dörfern in der Umgebung, behandelt. Die Organisation lief sehr gut ab und unse-
re Ansprechpartner Mario und Vilma planten wie viele Schüler und zu welchen Zeiten wir be-
handeln konnten. Wir hatten Glück das wir sogar direkt 2 Behandlungsliegen zur Verfügung
hatten und auch zwei Handstücke, damit wir immer 2 Patienten gleichzeitig behandeln konn-
ten. Natürlich darf man nicht vergessen, dass ohne eine richtige Behandlungseinheit der Im-
provisationsinn stärker arbeiten muss und eine Assistenz noch dringender benötigt wird. Wir
konnten uns aber durch einfaches Equipment wie Kopflampen und einen Luftföhn weiterhel-
fen. Es machte Spaß sich neue Ideen einfallen zu lassen, um effizienter zu arbeiten.

Schnell wurde uns klar, dass die vorherigen Gruppen schon gute Aufklärungsarbeit in der
Schule betrieben hatten und vielen Schülern konnten uns mit einer guten Mundhygiene be-
geistern. Doch es waren auch neue Schüler hinzugekommen, die wir gründlich bandelt haben
und teilweise mehrmals einbestellt haben. Alle Schüler sprechen Spanisch und haben super
mitgemacht, man hat richtig gemerkt, dass es ihnen wichtig war.

In den Aldeas sah es dafür ganz anders aus und wir mussten oft gewisse Zähne priorisie-
ren oder konnten nur reine Schmerzbehandlungen durchführen. Die Kommunikation war auch
viel schwerer, da meistens in den Dörfern nur die dortige Mayasprache gesprochen wurde. Da-
mit wir trotzdem aufklären und mit den Patienten sprechen konnten, hatten wir immer einen
Übersetzer dabei, der am Internat gearbeitet hat. Er war uns auch eine große Hilfe, die Men-
schen auch besser zu verstehen, das Mittagessen zu planen und uns überhaupt erst in die ab-
gelegenen Dörfer zu navigieren. Die meisten Patienten waren sehr dankbar und die Hilfe wur-
de sehr gut angenommen, eine Leute kamen von weit her um sich behandeln zu lassen. Wir
haben vor Ort aber auch gespürt das dort einige Menschen sehr ängstlich sind und wir muss-
ten einen Umgang entwickeln, damit sie uns auch ihr Vertrauen schenken. Besonders wichtig
war uns der respektvolle Umgang, auch wenn es frustrierend ist nicht jeden faulen Zahn zu
ziehen, sondern auch zu akzeptieren das man nicht in der idealisierten Form bandeln kann,
wenn es nicht gewünscht ist. Im Fokus stand für uns die Aufklärung, aber die Patienten sollten
selber entscheiden, ob die Behandlung gewünscht ist oder nicht.
Im Arbeitsalltag passt man sich im Internat sehr stark an den Tagesablauf der Schüler an,
der schon sehr früh begann und endete wenn die Sonne untergegangen war. Zu den vorgege-
benen Esszeiten durften wir immer mitessen und das doch sehr einfache und schlichte Essen,
war immer schmackhaft. Die nette Köchin hat uns auch etwas eigenes kochen lassen und auch
in der kleinen Stadt gab es mittags Stände an denen man gut essen konnte.

Wir durften auch an einer Maya-Zeremonie teilnehmen, die sehr interessant und neu für
uns war, mit unterschiedlichen Instrumenten, Gesängen und Bräuchen. Trotzt der sehr neuen
Lebensbedingungen verflog die Zeit sehr schnell und wir mussten uns von den Schülern, den
Mitarbeitern und der schönen Natur verabschieden.
Nach den vier Wochen konnten wir auf eine sehr arbeitsreiche und prägende Zeit zurück-
blicken und konnten rund 250 Menschen behandeln und helfen. Durch Gerd, einen pensionier-
ten Zahnarzt, der uns 3 Wochen über begleitet hat, konnten auch wir nochmal sehr viel lernen
und haben konnten unsere Fähigkeiten verbessern. Auch durch ihn wurde diese Zeit sehr lehr-
reich.
Nach unserer Reise konnten wir Guatemala noch ausführlich bereisen und die Schönheit
des Landes kennenlernen. Es gibt so viele freundliche Menschen vor Ort, die dir neue Ort emp-
fehlen und jede Stadt einzigartig machen. In diesem Land ist für jeden was zu sehen, sei es die
Karibik-Küste, den tropischen Rio Dulce, den aktiven Vulkan Fuego in Antigua oder die West-
küste zum Surfen oder die historischen Mayastädten und vieles Mehr.

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