gaslighting ist eine Form der Manipulation und des emotionalen Missbrauchs und führt meist dazu, dass Betroffene ihre Gefühle, Gedanken, Wahrnehmungen und womöglich sogar ihren Verstand in Frage stellen. Das Phänomen ist nach einem Theaterstück des Dramatikers Patrick Hamilton benannt, Gas Light, in dem ein Mann seine Ehefrau in den Wahnsinn zu treiben versucht, indem er beispielsweise Gaslampen in ihrem Haus installiert und anschließend leugnet, es getan zu haben. In der Realität spielt sich Gaslighting meist jedoch subtiler und unbewusster ab als in diesem fiktiven, namensgebenden Vorbild.
In den seltensten Fällen entscheidet sich ein Mensch bewusst, ein Energievampir zu sein, eine andere Person emotional zu missbrauchen, zu erpressen oder zu gaslighten. Die meisten, die solch ein Verhalten an den Tag legen, kompensieren damit eigene Unsicherheiten, Probleme, Selbstwertstörungen oder Traumata. Und vielen ist gar nicht klar, dass sie ihren Mitmenschen damit schaden. Doch das macht es nicht harmloser.
Insbesondere in intimen Beziehungen, bei denen Vertrauen und Nähe wichtige Bestandteile sind, kann Gaslighting bei den davon Betroffenen ihr Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen, Bindungsverhalten und weitere Eigenschaften ihrer Psyche und Persönlichkeit erheblich und nachhaltig schädigen. Umso wichtiger, dass wir Gaslighting erkennen, wenn wir damit in Berührung kommen, damit wir uns von dem Umfeld, in dem es uns begegnet, distanzieren können – oder damit wir uns selbst dabei ertappen, wenn wir versehentlich zum:r Gaslightenden werden. Denn wie gesagt: Nur in seltenen Fällen entscheiden sich Menschen, ihre Liebsten zu manipulieren oder zu verunsichern.
So mögen folgende Sätze dem einen oder der anderen von uns tatsächlich selbst schon über die Lippen gekommen sein oder zumindest auf der Zunge gelegen haben. Oder wir haben sie gehört und uns nichts dabei gedacht. Und vielleicht haben sie auch gar keine sonderlich große Wirkung, wenn sie einmal oder gelegentlich in einer Beziehung fallen. Doch Vorsicht ist bei diesen Sätzen auf jeden Fall geboten. Denn wer sie immer wieder zu hören bekommt – von Freund:in, Partner:in, Eltern, Geschwistern oder anderen nahestehenden Personen –, kann einen psychischen Schaden davon tragen.
7 unscheinbare Sätze, an denen du Gaslighting erkennst
1. "Du bist zu emotional."
Aus der Distanz oder aus einer anderen Perspektive mag es manchmal schwer sein, zu verstehen, wie andere Menschen fühlen und reagieren, und so lassen sich einige Personen in gewissen Situationen zu dieser oder einer vergleichbaren Aussage hinreißen. Doch was wir nicht verstehen, können wir nicht be- oder verurteilen, und jemandem vorzuschreiben, wie er:sie zu fühlen hat, ist sowieso ein No-Go. Wenn wir nämlich kritisiert oder abgelehnt werden für die Art, wie wir fühlen, kann daraus eine Ablehnung in uns selbst gegenüber unseren Emotionen erwachsen und Scham und tiefgreifende Selbstzweifel. Von daher bitte Abstand nehmen von diesem Satz – sowohl wenn er uns in unseren Gedanken begegnet als auch wenn jemand anders ihn von sich gibt.
2. "Du übertreibst mal wieder."
Es gibt immer unterschiedliche Sichtweisen und Interpretationen, doch Menschen, die in ihrer Perspektive eingeschränkt oder in ihrem Standpunkt verunsichert sind, neigen dazu, abweichende Ansichten zu diskriminieren. So mögen sie sich selbst mit Aussagen wie dieser stärken und bestätigen – doch andere Personen können sie damit schwächen und verunsichern. Es gilt Ähnliches wie beim Thema Gefühle: Niemand hat zu verurteilen oder uns vorzuschreiben, wie wir etwas wahrnehmen und einordnen. Und Menschen, denen wir etwas bedeuten, nehmen unsere Sichtweise ernst und bemühen sich um Verständnis, statt sie einfach als übertrieben abzutun.
3. "So meinte ich es nicht, du verdrehst mir die Worte im Mund."
Missverständnisse passieren, und manchmal kommt etwas bei anderen Menschen nicht so an, wie es gemeint war. Doch es allein der:m Zuhörenden anzulasten, ist manipulativ und sicher nicht der einzige oder beste Weg, die Angelegenheit aufzuklären. Während die eine Seite an ihrer Kommunikationsfähigkeit zweifeln soll, zieht sich die andere mit diesem Vorwurf aus der Affäre.
4. "Wärst du nicht so kompliziert/dumm/anstrengend/ ... , hätten wir gar kein Problem."
Ähnliches Prinzip wie beim letzten Beispiel: Gaslightende benutzen Vorwürfe und Schuldzuweisungen, um sich selbst zu entlasten und aus der Verantwortung zu ziehen. Was sie mit Aussagen wie diesen bei ihren Liebsten auslösen – von Selbstzweifeln bis hin zu Selbsthass – ist ihnen meist gar nicht klar oder es kümmert sie nicht.
5. "Das bildest du dir bloß ein."
Wieder ein Beispiel für einen Satz, der, wenn ihn jemand an uns richtet, explizit unsere Wahrnehmung infrage stellt. Und die Person, die ihn ausspricht, sagt sich damit von der Pflicht oder Aufgabe los, sich weiter mit dem Thema auseinanderzusetzen. Doch dass wir die Dinge sehen, wie wir sie sehen, und dass uns etwas beschäftigt, hat Gründe, die weder wir noch jemand anders einfach übergehen darf.
6. "Das ist alles deine Schuld."
Müssen wir hierzu noch etwas sagen? Eine solche Schuldzuweisung ist eine offensichtliche Manipulation und nahezu immer falsch und ungerecht. Leider kann es aber manchmal schwer sein, das zu erkennen. Und so gibt es Menschen, die daran zerbrechen oder sehr darunter leiden, dass ihnen eine Person, der sie vertrauen, wieder und wieder einredet, dass sie die alleinige Schuld für Streit, Konflikte, Unglück oder Krisen tragen. Von daher: Alarmglocken an, wenn dieser Satz fällt.
7. "Wenn ich dir wirklich etwas bedeuten würde, ..."
Mit dieser Aussage bringen Gaslightende ihre Liebsten dazu, an ihren Gefühlen und ihrer Einstellung zu ihrer Beziehung zu zweifeln sowie ihr Verhalten und ihre Grenzen in Frage zu stellen. Sie begehen damit indirekt eine emotionale Erpressung, denn meist wird die andere Person sich verpflichtet fühlen, zu beweisen, was sie ihr bedeuten. Doch wie wir einem Menschen zeigen, dass er uns etwas bedeutet, ist unsere Sache. Und uns zu vertrauen, dass er es tut, selbst wenn es wirklich anders aussehen sollte als in seiner Fantasie, seine.
Verwendete Quelle: healthline.com