Interessantes und Wissenswertes

#1 von carlos , 19.09.2021 17:55

In diesem Topic finden sich einige Infos, die nicht unbedingt etwas mit dem Thema zu tun haben, aber trotzdem interessant sein könnten.

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RE: Interessantes und Wissenswertes

#2 von carlos , 19.09.2021 17:56

von Praxisknechten und Quasi-Helferinnen

Ein Bericht aus einer Praxis (gefunden in einer Examenszeitung)

Der Start ins Arbeitsleben ist aufregend, anstrengend – und oft ganz anders als geplant. In der Serie »Mein erstes Jahr im Job« erzählen Berufseinsteiger:innen, wie sie diese Zeit erlebt haben. Diesmal: Assistenzzahnärztin Ida*, 27, aus Nordrhein-Westfalen brauchte einen zweiten Anlauf, um eine Stelle zu finden, die sie weiterbringt.
Mein erstes Jahr im Job

»Auf die Idee, Zahnärztin zu werden, bin ich während meines Auslandsjahres in den USA gekommen. Ich war dort mit mehreren Mädels in einer Highschool-Klasse, die alle etwas mit Medizin machen wollten. Wir saßen oft zusammen und überlegten, welche Studiengänge und Berufe infrage kämen. Ich dachte damals immer häufiger: Warum nicht Zahnmedizin? Mein Vater ist Orthopäde, aber das war mir irgendwie zu grob. Ich war schon als Kind eher die fürs Feine, habe an kleinen Flugzeugen gebaut und mit Modellbaukästen gespielt.

Zurück in Deutschland rief ich meinen damaligen Zahnarzt an und fragte, ob ich mal einen Tag bei ihm mitlaufen dürfte. Durfte ich. Besonders beeindruckt hat mich, wie ruhig er mit Kindern umging, die ängstlich zum ihm kamen. Damals fasste ich den Entschluss, Kinderzahnärztin zu werden. Jetzt, gut zehn Jahre später, bin ich diesem Ziel schon ein ganzes Stück näher. Das fühlt sich gut an.
Erst Pauken, dann Praxis

Direkt nach dem Abitur begann ich, Zahnmedizin zu studieren. Gerade zu Beginn lernt man extrem viel auswendig: in Biochemie, wie Stoffwechselprozesse funktionieren; in Prothetik, wie eine Prothese aufgebaut sein muss, damit sie nicht kippelt; in pathologischer Histologie, wie mikroskopiert wird. Mein Bio-Leistungskurs hat mir dabei noch am meisten geholfen.
»Bis kurz vor dem Examen hatten meine Kommiliton:innen und ich immer das Gefühl, irgendein Stock könnte uns noch zwischen die Beine geworfen werden.«

Vor Ende des Physikums, zum vierten Semester, beginnt dann der praktische Teil der zahnärztlichen Ausbildung – und aus meiner Sicht auch die Zeit, in der die strukturellen Probleme des Studiums deutlich werden. Die bereitgestellten Gelder sind zu knapp, es gibt zu wenige Betreuer:innen für zu viele Studierende, und der Druck ist für viele einfach zu groß.


Wenn man ständig unter Anspannung etwas zum ersten Mal macht, schlaucht das. Im Labor wurde jeden Tag geweint – aus Verzweiflung, aus Schwäche. Bis kurz vor dem Examen hatten meine Kommiliton:innen und ich immer das Gefühl, irgendein Stock könnte uns noch zwischen die Beine geworfen werden: noch mehr Testate, noch weniger Vorbereitungszeit. Die sieben Jahre Studium waren eine große Belastung für mich. Als ich mein Staatsexamen hatte, war ich nur noch froh, dass es vorbei war.
Zu naiv beim ersten Arbeitsvertrag

Die Suche nach einem Job war dann zum Glück entspannter. Ich hatte vier Vorstellungsgespräche – und meinen Vertrag als Assistenzzahnärztin schon vor meinem Examen unterschrieben. Erst hinterher stellte ich fest, dass ich viel zu naiv gewesen war. Ich sollte 2000 Euro brutto im Monat verdienen – mehr als 500 Euro weniger als das, was man zu Beginn der Assistenzzeit durchschnittlich bekommt. Dafür sollte ich eine Umsatzbeteiligung bekommen, wenn ich für mehr als 48.000 Euro Behandlungssumme in den ersten sechs Monaten Patient:innen abrechne. Behandelt man wie während der Assistenzzeit üblich, macht also zum Beispiel Füllungen und setzt Kronen, ist es durchaus möglich, diese Summe zu erreichen.
»Ich arbeitete viel, lernte wenig und hatte nicht das Gefühl, von meinen Kolleg:innen ernst genommen zu werden.«

Das Problem bei mir: Außer Speichel abzusaugen und den Boden zu fegen, machte ich wenig, also auch keinen Umsatz – und fühlte mich verarscht und schlecht behandelt. Ich arbeitete viel, lernte wenig und hatte nicht das Gefühl, von meinen Kolleg:innen ernst genommen zu werden.

Ende vergangenen Jahres suchte ich Rat bei einem befreundeten Kollegen. Er empfahl mir, Ausschau nach einer neuen Stelle zu halten, bei der ich wirklich behandeln und mich entwickeln könnte. Er selbst wechselte kurz darauf in eine andere Praxis, ich bewarb mich als seine Nachfolgerin – und bekam den Job. Meine erste Stelle nach wenigen Monaten zu kündigen, fiel mir nicht leicht. Im Nachhinein aber war es das Beste, was mir passieren konnte.
Partnerangebot: Toni Knows – der Studienwahltest

Jetzt habe ich eine Chefin, die sich Zeit für mich nimmt und mir Patient:innen anvertraut, die mich fordern, aber gleichzeitig gut zu behandeln sind. Wir sprechen regelmäßig über einzelne Behandlungen: Was lief gut, worauf muss ich beim nächsten Mal noch mehr achten? Das hilft mir ungemein.

Derzeit arbeite ich 40 Stunden pro Woche, verteilt auf vier Tage, und verdiene 2800 Euro brutto im Monat. Nach Ende meiner vereinbarten Probezeit im Oktober werden es noch mal 600 Euro mehr.
Beim Behandeln mit zwei Masken geschützt

Die Pandemie ist eine fordernde Zeit, um in den Beruf einzusteigen. Viele Patient:innen haben 2020 ihre jährliche Kontrolluntersuchung ausfallen lassen, vielleicht weil sie Angst hatten, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. Gerade für Menschen, die empfindliche Zähne haben, ist das ein großes Problem. Sie haben jetzt einen Flickenteppich im Mund, der für uns manchmal nur schwer zu kontrollieren ist. Es gibt aber auch das Gegenteil: Einige Patient:innen setzen sich jetzt intensiver mit ihrer Gesundheit und auch ihren Zähnen auseinander, was uns natürlich freut.

Angst um mich selbst habe ich nicht. Seit Anfang Mai bin ich doppelt geimpft, bei der Arbeit trage ich zwei Schutzmasken übereinander. Zwar ist das Arbeiten darunter manchmal anstrengend, aber daran habe ich mich gewöhnt.

An meinem freien Tag und an den Wochenenden promoviere ich. Mein Traum ist immer noch, mich auf Kinderzahnheilkunde zu spezialisieren und irgendwann selbstständig zu machen. Überstürzen möchte ich aber nichts. Dass ich die Dinge, die ich mir vornehme, erreichen kann, habe ich in den vergangenen Jahren ja bewiesen.«
Wie wird man Zahnärztin oder Zahnarzt?

Wer in Deutschland Zahnärztin oder Zahnarzt werden will, muss an einer Universität studiert und das Studium mit dem Staatsexamen abgeschlossen haben. Die Regelstudienzeit beträgt zehn Semester plus ein weiteres Semester für das Staatsexamen.

Das Studium ist zulassungsbeschränkt. Der Numerus Clausus (NC) ist in der Regel etwas moderater als bei Humanmedizin. An der Universität Hamburg lag der NC für Zahnmedizin im Wintersemester 2019/2020 etwa bei 1,3, für Humanmedizin bei 1,0. An das Studium schließt die Assistenzzeit an. Sie dauert mindestens zwei und maximal vier Jahre.

Später behandeln Zahnärzt:innen Krankheiten von Zähnen, Mund und Kiefer, kümmern sich um Fehlstellungen und arbeiten Therapiepläne aus. Sie arbeiten vor allem in Zahnarztpraxen und Zahnkliniken, aber auch in der Forschung und Lehre, in der Pharmaindustrie, bei Versicherungen oder Gesundheitsämtern. Auch eine Weiterbildung zur Fachzahnärztin oder zum Fachzahnarzt ist möglich, etwa für Kieferorthopädie, Oralchirurgie oder Parodontologie.

2020 gab es laut Bundeszahnärztekammer rund 72.500 Zahnmediziner:innen in Deutschland. Im Mittel verdienen sie laut Entgeltatlas der Bundesagentur 4709 Euro brutto monatlich.
Außer Speichel abzusaugen und den Boden zu fegen, machte ich wenig«
Ida wusste früh, dass sie Zahnärztin werden wollte. Nach einem harten Studium stieg sie direkt in den Job ein – und bekam zum ersten Mal Zweifel. Auch weil sie zu naiv verhandelt hatte, wie sie sagt.

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RE: Interessantes und Wissenswertes

#3 von carlos , 19.09.2021 17:56

Sind an weiteren Berichten aus Studizeitungen interessiert

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