Von: Laura Iffland, Lena Maria Arnold, Anna Pönitz, Laura Fischer (Technische Universität Dresden)
Organisation: Faculty of Medicine & Dentistry
Zeitraum: 12.05.19 - 15.06.19
Vorbereitung
Unsere Vorbereitung umfasste verschiedene Dinge. Am Anfang war natürlich die Bewerbung mit dem dazugehörigen Auswahl-Gespräch das wichtigste. Nach unserer Zusage begann dann die eigentliche Organisation. Als erstes mussten wir uns für das kanadische Sommersemester immatrikulieren, die Unterlagen dafür bekamen wir direkt von der University of Alberta.
Danach haben wir unsere elektronische Reisegenehmigung (eTA) beantragt. Es folgte ein obligatorischer Arztbesuch in Berlin, um in Kanada auch Patienten behandeln zu dürfen. Nachdem diese offiziellen Vorbereitungen abgeschlossen waren, haben wir unsere Unterkunft in Edmonton nahe der University of Alberta gebucht, wir haben unseren Mietwagen reserviert und auch das erste Wochenende nach der Orientierungswoche haben wir ausführlich geplant, da wir unsere wenige Freizeit so gut wie möglich ausnutzen wollten. Für uns war klar, dass wir dieses Wochenende in die Nationalparks Banff und Jasper fahren wollen, also waren 2 Hotels in Canmore und in Hinton schnell gebucht. Nachdem unsere Vorbereitungen abgeschlossen waren, blieb uns nur noch die Vorfreude auf eine hoffentlich unvergessliche Zeit.
Orientierungswoche
ZAD-FAMULATUR-KANADABevor wir uns auf den Weg zu den Satellitenkliniken in den Norden Kanadas machen konnten, absolvierten wir zunächst eine Orientierungswoche in Edmonton, der Hauptstadt Albertas. In dieser ersten Woche wurden wir durch verschiedene Vorlesungen in die Hygienebestimmungen Kanadas, in angewandte Anästhesieverfahren, in die Ergonomie und das Arbeiten mit Lupenbrillen, sowie Restaurationen mit Amalgam und ins Röntgen eingewiesen. Praktische Einheiten hatten wir sowohl im klinischen Behandlungskurs der kanadischen Studenten als auch im Simulationslabor. In diesem wiederholten wir nochmals verschiedene Anästhesieformen am Hühnchenschenkel und frischten unser Wissen bezüglich Amalgamrestaurationen auf, da diese in Kanada wesentlich häufiger vorkommen als in Deutschland. Im klinischen Studentenkurs durften wir den Kanadiern bei ihrer routinierten Patientenbehandlung über die Schulter schauen und gleichzeitig auch assistieren. Da in Kanada eine sehr freundliche und aufgeschlossene Mentalität herrscht, war es uns möglich, viele Fragen zu stellen und unser Wissen zu erweitern. Sogar bei chirurgischen Eingriffen durften wir anwesend sein und beobachten. Besonders beeindruckend war für uns das Setzen von Implantaten durch Studenten des 4. Studienjahres.
Freizeit in Banff und Jasper
ZAD-FAMULATUR-KANADANach unserer ersten aufregenden Woche in Edmonton, fuhren wir mit unserem Mietwagen für ein verlängertes Wochenende (wir hatten das Glück montags aufgrund des Victoria Days frei zu haben) in die Nationalparks nach Banff und Jasper. Dort schauten wir uns zahlreiche Seen, Wasserfälle und den Athabasca Gletscher an, wanderten durch den Maligne Canyon und machten Bekanntschaft mit mehreren Bären, Big Horn Sheep und einem Moose. Unsere Unterkünfte buchten wir jeweils in Canmore und Hinton, etwas außerhalb des Parks, dafür aber wesentlich günstiger. Auch Banff und Jasper erkundeten wir in aller Ausführlichkeit. Nach unserem atemberaubendem Wochenende im Nationalpark war für uns klar, dass wir auf jeden Fall nach Kanada und in die Rocky Mountains zurückkommen werden.
Satellitenklinik in Mc Lennan
ZAD-FAMULATUR-KANADAAm Montag ging es dann für jeweils zwei Studenten von uns nach High Level und für die anderen beiden nach Mc Lennan, wo sich die Satellitenkliniken der University of Alberta befinden. Auf halben Weg erhielten wir jedoch einen Anruf von unserer Referentin aus Edmonton, dass es aufgrund eines 200.000 Hektar großen Waldbrandes in der Umgebung von High Level nicht möglich sei, den Weg fortzusetzen. Kurzerhand wurde entschieden, dass wir alle zusammen nach Mc Lennan fahren, um die zahlreichen Patienten dort zu behandeln. In McLennan, dem „Bird Capital of Alberta“ angekommen, fuhren wir zunächst zu unserem kleinen Apartment im Zentrum des Dorfes. Dort trafen wir dann auch auf die zwei kanadischen Studenten der University of Alberta. Zu sechst teilten wir uns zwei Schlafzimmer, zwei Bäder ein großes Wohn- und Esszimmer, eine Küche und einen Balkon mit großem Barbecue Grill. Freundlicherweise brachten uns die Schwestern aus der Klinik noch zwei zusätzliche Luftbetten, da das Apartment ursprünglich ja nur für zwei deutsche und zwei kanadische Studenten ausgelegt ist. Für die gesamten vier Wochen wurde uns das Apartment kostenlos zur Verfügung gestellt.
Unser erster Kliniktag begann an einem Dienstag. Zunächst wurden wir in die Hygienebestimmungen der Zahnklinik in McLennan eingewiesen. Jeder einzelne Student hat eigentlich sein eigenes Behandlungszimmer. Aufgrund des nicht vorhersehbaren Feuers mussten wir uns allerdings für die ersten zwei Wochen zu sechst vier Behandlungsstühle teilen. Dennoch haben wir in dieser Zeit deutlich mehr Patienten als in Deutschland behandelt, da jeden Tag vier Patienten einbestellt wurden. Selbst wenn es mal zu einer Absage kam, wurde sofort für Ersatz gesorgt. Betreut wurden wir von drei unglaublich freundlichen Helferinnen und einem Zahnarzt. Besonders gefallen hat uns die Tatsache, dass wir uns mit den kanadischen Studenten die ersten zwei Wochen abwechselten und so eine Menge von ihrer praktizierenden Art und Weise gelernt haben. Für gute Tipps waren die Kanadier jederzeit zu Haben. Nichts destotrotz haben wir sehr selbstständig behandeln und Entscheidungen treffen dürfen. Unser Assistent vor Ort hat von Beginn an ein großes Vertrauen in uns gesetzt und uns die meiste Zeit eigenständig behandeln lassen. Für kurze Rückfragen und Absicherungen konnten wir ihn dennoch jederzeit konsultieren. Ein kurzes Feedback und eine kleine Selbsteinschätzung nach den Behandlungen ermöglichte es uns, unsere praktischen Tätigkeiten zu reflektieren. Der Umgang mit den Patienten lief reibungslos ab. Das große Spektrum an verschiedenen Behandlungen und an unterschiedlichen Patienten bereitete uns viel Freude. Die Sprachbarriere stellte kein Hindernis dar und mittels verschiedener Umschreibungen konnte schlussendlich jeder Sachverhalt klar dargestellt werden. Das Behandlungsspektrum umfasste von einfachen Kontrollterminen, über Wurzelkanalbehandlungen, Extraktionen, Pulpotomien, Stift-Stumpf-Aufbauten, Schienen, Füllungen und Kinderbehandlungen, fast alles was das Zahnarztherz begehrt (in vier Wochen McLennan, haben wir alle zusammen unglaubliche 78 Zähne gezogen!!). Besonders die Extraktionen haben es uns angetan, da diese in unserem Studium eher selten vorkommen. Auch die stets freundlichen, höflichen und sehr, sehr dankbaren kanadischen Patienten sind uns während unseres 4-wöchigen Aufenthaltes sehr ans Herz gewachsen.
Freizeit in McLennan
Auch wenn es in McLennan selbst nicht so viel zu sehen gibt, wurde uns in den vier Wochen nicht einen Tag langweilig. Nach den Behandlungstagen erholten wir uns zum Beispiel bei schönen Abendspaziergängen entlang des Bird Walks. Der Name „Bird Capital of Canada“ hält was er verspricht: ein schöner Steg mit weitem Ausblick zum See, wobei wir dem Gesang der Vögel lauschen konnten. Am Wochenende machten wir verschiedene Ausflüge in die umliegenden Städte: In Peace River, das etwa 80 km von McLennan entfernt ist, genossen wir einen unserer freien, sonnigen Nachmittage bei einer leckeren Kugel Eis und einem Mini Golf Match. Etwa 80km in die entgegengesetzte Richtung erlaubten uns die sommerlichen Temperaturen unseren ersten Beach Day im Jahr. In Hilliards Bay gibt es einen kleinen Strand, der zum Baden im Slave Lake einlädt.
Sehr zu empfehlen ist auch der Chicken Wings Wednesday im Lokal Smitty’s in High Praire. Ein typisch kanadisches Pub, in dem wir uns Bier und eine Menge Chicken Wings in verschiedensten Geschmacksrichtungen schmecken ließen. Ein besonderes Highlight für uns war das Barbecue zusammen mit unseren Assistenten und dem Bürgermeister von High Praire, von dem wir eine Einladung zum Barbecue auf dessen Campingplatz am Slave Lake erhielten. Dort gab es alles, was das Herz begehrt. Angeln, Standup-Paddeling und selbst Kajaks standen für uns bereit. Wieder einmal wurden wir von der unglaublichen Gastfreundschaft der Kanadier überrascht.
Lediglich der wöchentliche Einkauf stellte sich als kleine Hürde dar, da man das nicht einfach mal schnell zu Fuß erledigen konnte. Der nächstgelegene größere Supermarkt befand sich im etwa 20 km entfernten Fahler und war so für uns nur mit dem Mietwagen zu erreichen. Aber daran gewöhnt man sich schnell, da in Kanada eigentlich nichts mal schnell zu Fuß zu erreichen ist.
ZAD-FAMULATUR-KANADA
Zusammenfassend lässt sich nur sagen, dass uns die fünf Wochen in Alberta viel Spaß gemacht haben, wir unglaublich viel gelernt und unzählige nette Kanadier kennen gelernt haben. Für jeden Zahnmedizinstudenten , der gerne im Ausland ist, keine Angst vorm Behandeln in einer anderen Sprache hat und einfach Erfahrung sammeln will, ist das Austauschprogramm der University of Alberta und der Universität Dresden genau das richtige und sehr zu empfehlen.