Famulatur Kanada

#1 von carlos , 12.02.2021 22:51

Von: Laura Iffland, Lena Maria Arnold, Anna Pönitz, Laura Fischer (Technische Universität Dresden)
Organisation: Faculty of Medicine & Dentistry
Zeitraum: 12.05.19 - 15.06.19

Vorbereitung

Unsere Vorbereitung umfasste verschiedene Dinge. Am Anfang war natürlich die Bewerbung mit dem dazugehörigen Auswahl-Gespräch das wichtigste. Nach unserer Zusage begann dann die eigentliche Organisation. Als erstes mussten wir uns für das kanadische Sommersemester immatrikulieren, die Unterlagen dafür bekamen wir direkt von der University of Alberta.

Danach haben wir unsere elektronische Reisegenehmigung (eTA) beantragt. Es folgte ein obligatorischer Arztbesuch in Berlin, um in Kanada auch Patienten behandeln zu dürfen. Nachdem diese offiziellen Vorbereitungen abgeschlossen waren, haben wir unsere Unterkunft in Edmonton nahe der University of Alberta gebucht, wir haben unseren Mietwagen reserviert und auch das erste Wochenende nach der Orientierungswoche haben wir ausführlich geplant, da wir unsere wenige Freizeit so gut wie möglich ausnutzen wollten. Für uns war klar, dass wir dieses Wochenende in die Nationalparks Banff und Jasper fahren wollen, also waren 2 Hotels in Canmore und in Hinton schnell gebucht. Nachdem unsere Vorbereitungen abgeschlossen waren, blieb uns nur noch die Vorfreude auf eine hoffentlich unvergessliche Zeit.

Orientierungswoche

ZAD-FAMULATUR-KANADABevor wir uns auf den Weg zu den Satellitenkliniken in den Norden Kanadas machen konnten, absolvierten wir zunächst eine Orientierungswoche in Edmonton, der Hauptstadt Albertas. In dieser ersten Woche wurden wir durch verschiedene Vorlesungen in die Hygienebestimmungen Kanadas, in angewandte Anästhesieverfahren, in die Ergonomie und das Arbeiten mit Lupenbrillen, sowie Restaurationen mit Amalgam und ins Röntgen eingewiesen. Praktische Einheiten hatten wir sowohl im klinischen Behandlungskurs der kanadischen Studenten als auch im Simulationslabor. In diesem wiederholten wir nochmals verschiedene Anästhesieformen am Hühnchenschenkel und frischten unser Wissen bezüglich Amalgamrestaurationen auf, da diese in Kanada wesentlich häufiger vorkommen als in Deutschland. Im klinischen Studentenkurs durften wir den Kanadiern bei ihrer routinierten Patientenbehandlung über die Schulter schauen und gleichzeitig auch assistieren. Da in Kanada eine sehr freundliche und aufgeschlossene Mentalität herrscht, war es uns möglich, viele Fragen zu stellen und unser Wissen zu erweitern. Sogar bei chirurgischen Eingriffen durften wir anwesend sein und beobachten. Besonders beeindruckend war für uns das Setzen von Implantaten durch Studenten des 4. Studienjahres.

Freizeit in Banff und Jasper

ZAD-FAMULATUR-KANADANach unserer ersten aufregenden Woche in Edmonton, fuhren wir mit unserem Mietwagen für ein verlängertes Wochenende (wir hatten das Glück montags aufgrund des Victoria Days frei zu haben) in die Nationalparks nach Banff und Jasper. Dort schauten wir uns zahlreiche Seen, Wasserfälle und den Athabasca Gletscher an, wanderten durch den Maligne Canyon und machten Bekanntschaft mit mehreren Bären, Big Horn Sheep und einem Moose. Unsere Unterkünfte buchten wir jeweils in Canmore und Hinton, etwas außerhalb des Parks, dafür aber wesentlich günstiger. Auch Banff und Jasper erkundeten wir in aller Ausführlichkeit. Nach unserem atemberaubendem Wochenende im Nationalpark war für uns klar, dass wir auf jeden Fall nach Kanada und in die Rocky Mountains zurückkommen werden.

Satellitenklinik in Mc Lennan

ZAD-FAMULATUR-KANADAAm Montag ging es dann für jeweils zwei Studenten von uns nach High Level und für die anderen beiden nach Mc Lennan, wo sich die Satellitenkliniken der University of Alberta befinden. Auf halben Weg erhielten wir jedoch einen Anruf von unserer Referentin aus Edmonton, dass es aufgrund eines 200.000 Hektar großen Waldbrandes in der Umgebung von High Level nicht möglich sei, den Weg fortzusetzen. Kurzerhand wurde entschieden, dass wir alle zusammen nach Mc Lennan fahren, um die zahlreichen Patienten dort zu behandeln. In McLennan, dem „Bird Capital of Alberta“ angekommen, fuhren wir zunächst zu unserem kleinen Apartment im Zentrum des Dorfes. Dort trafen wir dann auch auf die zwei kanadischen Studenten der University of Alberta. Zu sechst teilten wir uns zwei Schlafzimmer, zwei Bäder ein großes Wohn- und Esszimmer, eine Küche und einen Balkon mit großem Barbecue Grill. Freundlicherweise brachten uns die Schwestern aus der Klinik noch zwei zusätzliche Luftbetten, da das Apartment ursprünglich ja nur für zwei deutsche und zwei kanadische Studenten ausgelegt ist. Für die gesamten vier Wochen wurde uns das Apartment kostenlos zur Verfügung gestellt.

Unser erster Kliniktag begann an einem Dienstag. Zunächst wurden wir in die Hygienebestimmungen der Zahnklinik in McLennan eingewiesen. Jeder einzelne Student hat eigentlich sein eigenes Behandlungszimmer. Aufgrund des nicht vorhersehbaren Feuers mussten wir uns allerdings für die ersten zwei Wochen zu sechst vier Behandlungsstühle teilen. Dennoch haben wir in dieser Zeit deutlich mehr Patienten als in Deutschland behandelt, da jeden Tag vier Patienten einbestellt wurden. Selbst wenn es mal zu einer Absage kam, wurde sofort für Ersatz gesorgt. Betreut wurden wir von drei unglaublich freundlichen Helferinnen und einem Zahnarzt. Besonders gefallen hat uns die Tatsache, dass wir uns mit den kanadischen Studenten die ersten zwei Wochen abwechselten und so eine Menge von ihrer praktizierenden Art und Weise gelernt haben. Für gute Tipps waren die Kanadier jederzeit zu Haben. Nichts destotrotz haben wir sehr selbstständig behandeln und Entscheidungen treffen dürfen. Unser Assistent vor Ort hat von Beginn an ein großes Vertrauen in uns gesetzt und uns die meiste Zeit eigenständig behandeln lassen. Für kurze Rückfragen und Absicherungen konnten wir ihn dennoch jederzeit konsultieren. Ein kurzes Feedback und eine kleine Selbsteinschätzung nach den Behandlungen ermöglichte es uns, unsere praktischen Tätigkeiten zu reflektieren. Der Umgang mit den Patienten lief reibungslos ab. Das große Spektrum an verschiedenen Behandlungen und an unterschiedlichen Patienten bereitete uns viel Freude. Die Sprachbarriere stellte kein Hindernis dar und mittels verschiedener Umschreibungen konnte schlussendlich jeder Sachverhalt klar dargestellt werden. Das Behandlungsspektrum umfasste von einfachen Kontrollterminen, über Wurzelkanalbehandlungen, Extraktionen, Pulpotomien, Stift-Stumpf-Aufbauten, Schienen, Füllungen und Kinderbehandlungen, fast alles was das Zahnarztherz begehrt (in vier Wochen McLennan, haben wir alle zusammen unglaubliche 78 Zähne gezogen!!). Besonders die Extraktionen haben es uns angetan, da diese in unserem Studium eher selten vorkommen. Auch die stets freundlichen, höflichen und sehr, sehr dankbaren kanadischen Patienten sind uns während unseres 4-wöchigen Aufenthaltes sehr ans Herz gewachsen.

Freizeit in McLennan

Auch wenn es in McLennan selbst nicht so viel zu sehen gibt, wurde uns in den vier Wochen nicht einen Tag langweilig. Nach den Behandlungstagen erholten wir uns zum Beispiel bei schönen Abendspaziergängen entlang des Bird Walks. Der Name „Bird Capital of Canada“ hält was er verspricht: ein schöner Steg mit weitem Ausblick zum See, wobei wir dem Gesang der Vögel lauschen konnten. Am Wochenende machten wir verschiedene Ausflüge in die umliegenden Städte: In Peace River, das etwa 80 km von McLennan entfernt ist, genossen wir einen unserer freien, sonnigen Nachmittage bei einer leckeren Kugel Eis und einem Mini Golf Match. Etwa 80km in die entgegengesetzte Richtung erlaubten uns die sommerlichen Temperaturen unseren ersten Beach Day im Jahr. In Hilliards Bay gibt es einen kleinen Strand, der zum Baden im Slave Lake einlädt.

Sehr zu empfehlen ist auch der Chicken Wings Wednesday im Lokal Smitty’s in High Praire. Ein typisch kanadisches Pub, in dem wir uns Bier und eine Menge Chicken Wings in verschiedensten Geschmacksrichtungen schmecken ließen. Ein besonderes Highlight für uns war das Barbecue zusammen mit unseren Assistenten und dem Bürgermeister von High Praire, von dem wir eine Einladung zum Barbecue auf dessen Campingplatz am Slave Lake erhielten. Dort gab es alles, was das Herz begehrt. Angeln, Standup-Paddeling und selbst Kajaks standen für uns bereit. Wieder einmal wurden wir von der unglaublichen Gastfreundschaft der Kanadier überrascht.

Lediglich der wöchentliche Einkauf stellte sich als kleine Hürde dar, da man das nicht einfach mal schnell zu Fuß erledigen konnte. Der nächstgelegene größere Supermarkt befand sich im etwa 20 km entfernten Fahler und war so für uns nur mit dem Mietwagen zu erreichen. Aber daran gewöhnt man sich schnell, da in Kanada eigentlich nichts mal schnell zu Fuß zu erreichen ist.

ZAD-FAMULATUR-KANADA

Zusammenfassend lässt sich nur sagen, dass uns die fünf Wochen in Alberta viel Spaß gemacht haben, wir unglaublich viel gelernt und unzählige nette Kanadier kennen gelernt haben. Für jeden Zahnmedizinstudenten , der gerne im Ausland ist, keine Angst vorm Behandeln in einer anderen Sprache hat und einfach Erfahrung sammeln will, ist das Austauschprogramm der University of Alberta und der Universität Dresden genau das richtige und sehr zu empfehlen.

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RE: Famulatur Kanada

#2 von carlos , 12.02.2021 22:51

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RE: Famulatur Kanada

#3 von carlos , 12.02.2021 22:52

Von: Theresa Volk, Therese Heßler, Dominique Haase, Ronja Dietrich (Technische Universität Dresden)
Organisation: University of Alberta, Edmonton, Kanada
Zeitraum: 08.06.19 - 12.07.19

Bereits seit 2001 gibt es den Austausch zwischen der kanadischen Universität in Edmonton und der TU Dresden. Auch in diesem Jahr hatten 12 deutsche Studenten die Chance, 5 Wochen an dem Programm in Alberta teilzunehmen. Von kanadischer Seite besuchten 3 Studenten die sächsische Hauptstadt für 3 Wochen und bekamen einen Einblick in den deutschen Uni- und Klinikalltag.

ZAD-Famulatur-Kanada-2019

Während in Deutschland allgemein der theoretische Anteil der zahnmedizinischen Ausbildung überwiegt, freuten wir uns besonders darüber, dass wir in Kanada hauptsächlich praktisch arbeiten dürfen.

Im November 2018 fanden die ersten Informationstreffen zum Austausch statt mit den verantwortlichen Professoren und den Studenten, die im Vorjahr bereits an dem Austausch teilgenommen haben. Nach erfolgreichem Auswahlgespräch im Dezember freuten wir uns sehr über die Zusage noch vor Weihnachten und konnten bereits die Flüge buchen.

Angefangen hat der Austausch schon in Deutschland mit der Ankunft der drei kanadischen Studenten im April 2019. Sie bekamen einen guten Einblick in den deutschen Unialltag. Die eigens für sie konzipierte Vorlesungen, Workshops und Seminare wurden in Englisch gehalten und sie bekamen die Möglichkeit in OPs und im klinischen Behandlungskurs den Studenten und Ärzten über die Schulter zu schauen. In der freien Zeit nach der Uni haben wir auch viel mit den Kanadiern unternommen. So konnten wir sie besser kennenlernen und sogar neue Freundschaften schließen.



ZAD-Famulatur-Kanada-2019Ebenso herzlich wurden wir von den Studenten in Edmonton empfangen. Der Aufenthalt in Edmonton begann mit einer Einführungswoche in der University of Alberta. Hier wurden wir sehr freundlich aufgenommen und durften den kanadischen Studenten bei ihren Behandlungen assistieren. Jeder Student hat seine eigene Behandlungseinheit und behandelt die ganze Woche über vormittags und nachmittags jeweils einen Patienten. Wir hospitierten bei Komposit- und Amalgamfüllungen, Zahnextraktionen und sogar beim chirurgischen Einbringen von Implantaten.

Außerdem hörten wir einige Vorlesungen zu den Hygienevorschriften, die sich doch ein wenig von den deutschen unterscheiden. Als kleine Auffrischung nahmen wir am Spritzenkurs des zweiten Studienjahres teil und übten verschiedene Röntgentechniken am Phantomkopf. Sehr viel Spaß hat uns die Übung im Phantomraum mit Dr. Kilistoff gemacht, der uns viel über Ergonomie und das Arbeiten mit einer Lupenbrille beigebracht hat, welche uns für die Behandlung in der Satellitenklinik zur Verfügung gestellt wurde.

Bevor es jedoch richtig losging mieteten wir ein Auto und fuhren in die nahe gelegenen Nationalparks Jasper und Banff in den Rocky Mountains. Wir waren beeindruckt von der Natur, den hohen Bergen, den türkisfarbenen Flüssen und Seen sowie der atemberaubenden Tierwelt. Nach diesem traumhaften Wochenende fuhren wir in den Norden zur Satelliten Klinik in Mclennan, das für 4 Wochen unser Zuhause war: Normalerweise sind jeweils zwei deutsche und zwei kanadische Studenten zusammen in McLennan und in High Level. In diesem Sommer gab es sehr schlimme Waldbrände in HighLevel und die Satellitenklinik musste bereits evakuiert werden. Daraufhin hat die University of Alberta beschlossen alle 4 Deutschen Studenten zusammen nach McLennan zu senden.

Betreut werden die Gruppen von Zahnärzten, die meistens schon pensioniert sind oder sich 1-2 Wochen frei nehmen, um die Studenten zu unterstützen. Die zahnmedizinischen Fachangestellten betreuen das Programm das ganze Jahr über.

McLennan

ZAD-Famulatur-Kanada-2019McLennan ist ein sehr kleines Dorf, weitab von großen Städten. Hier lebten wir mit rund 800 Einwohnern für 4 Wochen. Neben der Klinik, in der wir arbeiteten, gibt es hier auch eine Kirche einen kleinen Supermarkt, eine Schule und ein Fitnessstudio, in dem wir öfter nach der Arbeit trainierten. Wir wurden herzlich und freudig empfangen von 3 Zahnarzthelferinnen und einem Zahnarzt. Sogar die Patienten wirkten begeistert, wenn man sich als „deutscher Student“ vorstellt. Jeder von uns erhielt seinen eigenen Behandlungsplatz und die Schwestern unterstützten uns, wo sie nur konnten. Über die 4 Wochen hatten wir 4 verschiedene Zahnärzte – sogenannte „Instructor“. Jeder von ihnen mit unterschiedlichen Ansichten, was sich für uns jedes Mal als eine kleine Umstellung, aber auch jedes Mal neue Erfahrungen bedeutete. Die ersten Tage musste man sich erstmal an den kompletten Ablauf und die Freiheiten gewöhnen, da die Zahnärzte und Patienten viel mehr Vertrauen hatten, als wir es aus Deutschland gewöhnt waren. Somit lernte man sehr schnell viele neue Techniken und sammelte praktische Erfahrungen. Auch die Patienten sahen einen weniger als Student, sondern vielmehr als Arzt an.

Pro Tag standen 4 Behandlungen auf dem Plan, welche von Schmerz- bis Wurzelkanalbehandlung die komplette Bandbreite des zahnmedizinischen Behandlungsspektrums abdeckte. Auch Fachtermini in englischer Sprache anzuwenden, stellte eine große Herausforderung dar, die es zu meistern galt.

Neben der Behandlung und dem Arbeitsalltag haben wir auch privat mit den Zahnärzten und Zahnarzthelferinnen viele schöne Dinge unternommen wie zum Beispiel ein gemeinsames Barbeque, Abendessen oder ein Besuch auf der Farm.

In diesem Sinne, vielen Dank nochmal für Ihre Unterstützung!

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