Lehrlinge aus Luzern planen Duschen und WCs für Tansania
Zwei Klassen des kantonalen Berufsbildungszentrums Bau und Gewerbe im Heimbach-Schulhaus Luzern widmen sich in den kommenden Wochen einem speziellen Projekt: Sie zeichnen Pläne für die Renovation und den Bau von drei Gebäuden für eine Schulanlage im ostafrikanischen Land Tansania. Die Bauarbeiten sollen schon diesen Sommer von einheimischen Arbeitskräften in Afrika ausgeführt werden.
«Es ist das erste Mal, dass wir mit unseren Studentinnen und Studenten ein Projekt erarbeiten dürfen, das auch effektiv realisiert wird», freut sich Felix Lüthi. Er ist einer der beiden Klassenlehrer – neben Peter Helfenstein –, welche die Studenten bei ihrer Arbeit begleiten. Es sind 43 Lernende des Lehrgangs Zeichnerin/Zeichner Fachrichtung Architektur im dritten Lehrjahr.
Transfer von Schweizer Know-how nach Afrika
Initiiert hat das Projekt der Emmer Zahnarzt Markus Willi (56). «Ich verspreche mir von der Zusammenarbeit mit der Gewerbeschule den Transfer von wertvollem Schweizer Know-how nach Afrika», sagt er. «Die Leute dort sind bereit und fähig, auch anspruchsvolle Arbeiten auszuführen, aber ihnen fehlen oft die nötigen Informationen – und das Material.» Willi führt mit seinem Bruder eine Zahnarztpraxis in Emmenbrücke. Freiwillig und ehrenamtlich betreut er im Rahmen der 1990 gegründeten Organisation Secours Dentaire International seit Jahren zahnärztliche Kliniken in Tansania.
«Wir besuchen unsere Projektstandorte in der Regel einmal im Jahr», sagt Willi. Dabei begleitet ihn jeweils seine Ehefrau, die in seiner Praxis mitarbeitet. Vor Ort bildet der 56-Jährige Fachpersonen aus und vermittelt an Schulen sein Wissen über die Zahnpflege. Dazu kommen die Wartung und Erneuerung von zahnärztlichem Equipment, Materiallieferungen, Desinfektion und Sterilisation. «Wir reisen jeweils mit 108 Kilo Material nach Afrika, dem Maximum, das die Fluggesellschaft erlaubt», sagte Willi bei der kürzlichen Präsentation des Projekts am kantonalen Berufsbildungszentrum am Schulstandort Heimbach in Luzern.
«Ganz wichtig ist uns, Strukturen zu schaffen, die zur Selbsterhaltung führen», so Willi. «Wir führen die zahnärztliche Arbeit nicht selber aus, sondern instruieren in erster Linie das dortige Personal.» Ein grosses Anliegen ist die Zahnerhaltung: «In Afrika werden kariöse Zähne meist gezogen; wir wollen unsere afrikanischen Kollegen motivieren, mehr Füllungen zu machen.»
Das Projekt, das nun mit den Luzerner Gewerbeschülerinnen und -schülern realisiert wird, betrifft die St. Joseph Secondary School der Pfarrei Kwiro in einer abgelegenen Gegend in Mahenge/Tansania. «Etwa 350 Knaben und männliche Jugendliche gehen hier zur Schule und bereiten sich auf ihren Abschluss vor, der ihnen den Zutritt zur Universität ermöglichen kann.» Willi hat hier bereits einiges bewirkt, etwa den Bau eines Basketballplatzes: «Es ist wichtig, dass die jungen Männer Sport treiben können in einer Gegend, wo es kaum Unterhaltungsmöglichkeiten gibt.»
Es fehlen wichtige Unterrichtsräume
Die Schule ist in einem schlechten, teils desolaten Zustand. Ein Essraum fehlt, die sanitären Anlagen spotten jeder Beschreibung, Schulzimmer und Schlafräume sind baufällig. Und, entscheidend für eine Schule, die auch angehende Medizinstudenten ausbildet: Es fehlen Unterrichtsräume für Physik, Chemie und Biologie. Hier will Willi Abhilfe schaffen. Es ist ein privates Projekt von ihm – ausserhalb seiner Tätigkeit für Secours Dentaire International. Er betont: «Meiner Frau und mir ist die Schule ans Herz gewachsen, deshalb wollen wir hier zusätzlich Hilfe leisten.»
Im Rahmen der Verbesserung der baulichen Infrastruktur sollen als erstes nun die Toiletten und Duschanlagen renoviert werden. Ein Gebäude wird saniert, zwei werden abgerissen und durch Neubauten ersetzt. Aufgabe der Luzerner Lernenden im dritten Lehrjahr ist es, die Pläne dafür zu zeichnen. «Sie werden in Gruppen à vier bis fünf Personen arbeiten», sagt Klassenlehrer Felix Lüthi. «Am Schluss prüfen wir die Konzepte und wählen zusammen mit Markus Willi das passendste aus. Es kann auch sein, dass wir Bestandteile verschiedener Konzepte einbeziehen, um ein optimales Ergebnis zu erzielen.»
«Die Studenten sollen ihre Pläne möglichst einfach zeichnen und wenn möglich mit räumlichen Zeichnungen ergänzen, so dass sie in Tansania gelesen und umgesetzt werden können», sagt Markus Willi. Da die Korrespondenz mit Tansania in Englisch ist, werden die Pläne im Rahmen des bilingualen Unterrichtes in Englisch beschriftet. Zusätzlich erschwert wird die Aufgabe dadurch, dass Längen- und Breitenangabe, die Willi aus Tansania zugeschickt erhielt, ungenau und zum Teil falsch sind: «Ich musste sie mit Hilfe von Google-Maps so weit möglich anpassen.»
Bei den Lehrlingen stossen die kommenden Aufgaben auf viel Zuspruch: «Ich freue mich riesig auf das Projekt», sagt der 19-jährige Immanuel Müller: «Es ist sehr motivierend, wenn man etwas Gutes tun und das zudem mit seiner beruflichen Leidenschaft verbinden kann.»
Luzerner Studenten als Instruktoren nach Afrika?
Sobald die Pläne fertig sind, werden sie nach Tansania übermittelt. Die afrikanischen Arbeitskräfte vor Ort werden danach jeden Arbeitsschritt fotografisch dokumentieren, so dass die Bauentwicklung in Luzern überprüft werden kann. «Wir möchten wenn möglich auch weitere Renovationen in Zusammenarbeit mit der Schule realisieren», sagt Willi: «Unsere Vision ist es, später ein Team von Fachleuten aus dem letzten Ausbildungsjahr als Instruktoren für zwei Wochen nach Tansania zu schicken.»
Finanziert wird das Projekt durch Sponsoren. «Das Geld fliesst vollumfänglich in die Bauten vor Ort. Kein einziger Franken geht durch administrativen Aufwand verloren oder verschwindet in den Taschen korrupter Politiker, wie das bei Projekten grosser internationaler Hilfswerke leider oft passiert», sagt Willi. Es ist ein eindrückliches Beispiel privat initiierter Hilfe. Dass dazu auch der Bildungsplatz Schweiz mit fachlichem Knowhow einen Beitrag leisten kann, macht es umso